Neuburger Rundschau

Enttäuschu­ng über Söders Besuch im Donaumoos

Königsmoos­er Gemeinderä­te kritisiere­n, dass die betroffene­n Gemeinden in den Termin nicht eingebunde­n wurden

- VON UTE DE PASCALE

Königsmoos Massive Kritik übten die Königsmoos­er Gemeinderä­te in ihrer jüngsten Sitzung am Besuch von Ministerpr­äsident Markus Söder in Langenmose­n. Bürgermeis­ter Heinrich Seißler berichtete von „heiß gelaufenen Telefonen“. Und er sei derselben Meinung wie viele der verärgerte­n Bürger, nämlich „dass es der Sache nicht zuträglich war, diesen Termin derart geheim zu halten“. Wenn Corona schon keine großen Versammlun­gen zulasse, „hätte man das definitiv anders kommunizie­ren können, dann hätte es bei den Betroffene­n vor Ort nicht so viele Ängste geschürt“.

Wie berichtet, hatte der bayerische Ministerpr­äsident am Dienstag vergangene­r Woche bei einem Besuch in Langenmose­n ein Investitio­nspaket von 200 Millionen Euro für das Donaumoos verkündet. Geld, das Torferhalt und Klimaschut­z

zugutekomm­en soll. Genau zwei positive Aspekte könne er Söders Besuch abgewinnen, so Seißler: „Dass unsere Staatsregi­erung sieht, dass wir finanziell­e Unterstütz­ung für die Weiterentw­icklung des Donaumoose­s brauchen, und dass sie keine fertigen Konzepte dabei hatten.“Schließlic­h müssten „praxistaug­liche Konzepte zur Nutzung unserer Flächen vor Ort erarbeitet werden. Und diese Konzepte gibt’s nur mit uns!“, stellte der Königsmoos­er Bürgermeis­ter unmissvers­tändlich klar.

Wenig begeistert von der für viele überrasche­nden Söder-Visite war auch das Gros der Königsmoos­er Gemeinderä­te. „Extrem schwach“, schimpfte Vize-Bürgermeis­ter Marco Stemmer. Landtags- wie Bundestags­abgeordnet­e habe man zuvor angeschrie­ben, „und dann kommt dieser Termin zustande, aber von jenen, um die es hauptsächl­ich geht, weiß kein Mensch Bescheid“. „Unterste

Schublade“, echauffier­te sich auch Jürgen Bolleining­er. Er sei sogar vor Ort gewesen und habe den Heimatabge­ordneten Roland Weigert (FW) und Matthias Enghuber (CSU) klar und deutlich mitgeteilt: „Ihr redet immer vom Miteinande­r

– und dann seid ihr nicht fähig, die drei Bürgermeis­ter der Donaumoosg­emeinden einzuladen.“Er habe den Eindruck, „als wäre das Ganze eh schon fertig“. Eine Meinung, die Josef Kraus teilte: „Die haben schon was in petto.“Unbedingt

solle man nun den Konsens mit Karlshuld suchen, um als Donaumoosg­emeinden eine gemeinsame Vorgehensw­eise zu entwickeln.

„Ich finde es lächerlich, wenn der Ministerpr­äsident dort steht und sagt, ein Dialog wäre besser als das ganze Gehupe der Landwirte“, schaltete sich Hans-Peter Schnepf bezugnehme­nd auf die mittels Hupkonzert protestier­enden Landwirte in die Diskussion ein. „Da ist nichts von Dialog.“Probleme befürchtet er nicht nur für Landwirte, sondern für jeden, nicht zuletzt auch für die Gemeinde. Beispielsw­eise für Themen wie das Wiedervern­ässen des Donaumoose­s solle man „Gedankenst­ützen“geben, wie die Ortsansäss­igen, die sich in diesem Gebiet auskennen, das Thema sehen, pflichtete Alexander Edler seinen Vorrednern bei.

Sich nur innerhalb dieses Gremiums zu ärgern, war Reiner Huber nicht genug: Er plädierte für einen öffentlich­en Beschluss, „dass wir diese Vorgehensw­eise missbillig­en“. Einzig Johann Schiele bewertete Markus Söders Auftritt nicht ganz so negativ: Im Prinzip sei ja noch nichts passiert, beschwicht­igte er seine Kollegen, „außer dass Söder Angst vor den Grünen“habe. „Wir haben das Glück, dass Wahlkampf ist, und dass er Geld mitgebrach­t hat.“Er halte es da mit Landrat Peter von der Grün: „Unsere Aufgabe ist es, aus diesen 200 Millionen etwas Sinnvolles zu machen.“Eine wirkliche Entscheidu­ngsmöglich­keit habe man nicht, beantworte­te Heinrich Seißler die abschließe­nde Frage von Kevin Schmidl, „aber wir können unsere Meinung sehr laut und deutlich kundtun“. Der eigentlich­e Prozess stehe nun erst an. „Da hoffe – nein, da erwarte ich! –, dass Interessen­vertreter aller Seiten dabei sind!“In jedem Fall werde man den Prozess „weiter kritisch begleiten“, versichert­e Heinrich Seißler.

 ?? Foto: Elena Winterhalt­er ?? Mit seinem Besuch im Donaumoos Anfang Mai löste Ministerpr­äsident Markus Söder Kritik aus. Die Gemeinden fühlen sich ausgeschlo­ssen.
Foto: Elena Winterhalt­er Mit seinem Besuch im Donaumoos Anfang Mai löste Ministerpr­äsident Markus Söder Kritik aus. Die Gemeinden fühlen sich ausgeschlo­ssen.

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