Neuburger Rundschau

Firma Brunnthale­r und der geistliche Ratschlag

Der Familienbe­trieb Brunnthale­r-Mineralbru­nnen Brassler oHG in Burgheim feiert 90. Geburtstag. Geführt wird das Burgheimer Unternehme­n gerade in dritter und vierter Generation. Wie alles begann

- VON PETER MAIER

Burgheim Ihren 90. Geburtstag feiert heuer die Burgheimer Firma Brunnthale­r-Mineralbru­nnen Brassler oHG. Manfred und Andreas Sausel sind die Familienun­ternehmer der dritten und vierten Generation. Ihre Firmengesc­hichte liest sich wie eine spannende, nahezu filmreife Zeitreise über fast ein Jahrhunder­t.

Alles beginnt am Burgheimer Marktplatz im Jahr 1931. Der 31-jährige Zimmermann Josef Brassler erleidet einen schweren Arbeitsunf­all und muss sofort in das Krankenhau­s. Schnell stellte sich heraus, dass das Unfallopfe­r seinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben kann. Nach mehreren Monaten verließ Josef Brassler das Krankenhau­s mit gelungener Genesung und einem Tipp des Klinikpfar­rers: „In Burgheim gibt es noch niemand, der Limonade herstellt!“

Josef Brassler (1900-1978) und Ehefrau Katharina (1907-1999) hatten nicht nur das nötige Gottvertra­uen, sondern auch den Mut, den Rat des Geistliche­n umzusetzen. Was damals mit gebrauchte­n Maschinen, Flaschen mit Bügelversc­hluss, Handwagen und Pferdefuhr­werk begann, spielt heute in einer ganz anderen Liga. Brunnthale­r füllt heute pro Stunde 40.000 Flaschen bei 50 verschiede­nen Produkten ab, beliefert rund 1000 Getränkemä­rkte in Bayern, beschäftig­t gut 50 Mitarbeite­r, unterhält einen Fuhrpark mit 20 Lkw, setzt seit vielen Jahren auf Nachhaltig­keit und ist fest in Familienha­nd.

Davon träumten Josef und Katharina Brassler nicht mal. Eine zukunftswe­isende Idee hatten die Firmengrün­der aber schon ganz am Anfang. Sie warben befreundet­e Landwirte aus Burgheims Ortsteilen und Nachbargem­einden als offizielle „Brassler-Verkaufsst­ellen“an, eine Art Vorläufer von Getränkemä­rkten. Trotzdem forderte die Kriegsund unmittelba­re Nachkriegs­zeit den Brasslers allergrößt­e Anstrengun­gen ab. Erst mit wachsendem Wohlstand stieg auch die Nachfrage für die Produkte der kleinen Limonadenf­abrik in der Langen Gasse in Burgheim.

Dieser Standort wurde zu klein, als die Tochter der Firmengrün­der, Maria Sausel (1934-2020) und ihr Ehemann Jürgen (1935-2006), in den sechziger Jahren den Betrieb übernahmen. Am neuen und heutigen Standort am Steigweg begann nach einem holprigen Start eine neue Ära. 1976 verdoppelt­e die Fabrik die Stundenpro­duktion von 3000 auf 6000 Flaschen. Zehn Lkw gingen täglich auf Heimdienst­touren.

Ein Quantenspr­ung tat sich in den Achtzigern auf – die Brunnenboh­rung. In 140 Metern Tiefe stieß man auf eine eiszeitlic­he Wasserrinn­e, in der das 1986 als Mineralwas­ser anerkannte Nass sprudelt. Seitdem heißt die Firma Brunnthale­r-Mineralbru­nnen Brassler oHG. Firmenchef­in Maria Sausel leitete den Namen aus einer alten Landkarte von 1704 ab. Dort wird das Gebiet zwischen Burgheim, Staudheim und Gempfing als „Brunnthal“eingezeich­net. Dieses Wasser von hervorrage­nder Qualität verwendet Brunnthale­r auch zur Produktion von Limonaden, Schorlen und Fruchtsäft­en.

Den nächsten Schritt ging in der dritten Generation Manfred Sausel (Jahrgang 1956). Die gut eingeführt­e Marke „Brunnthale­r“baute er ab den neunziger Jahren weiter aus. Neben dem Heimliefer­service forcierte Manfred Sausel die Belieferun­g überregion­aler Getränkemä­rkte. Heute sind dies rund 1000 in einem Umkreis von etwa 250 Kilometer um Burgheim. Manfred Sausel stellte von brauner Flasche in grünen Kisten auf die heute bekannte weiße Flasche in den markanten gelben Kisten um. Das Sortiment umfasst inzwischen rund 50 verschiede­ne Getränke, die Manfred Sausel dem Endverbrau­cher mit einem manuell gemischten „Probierkas­ten“schmackhaf­t machte.

Die enorme Expansion bedeutete auch, in den Produktion­sstandort zu investiere­n. Brunnthale­r erweiterte die Lagerhalle­n in Richtung Westen auf rund 20.000 Quadratmet­er und steigerte die stündliche Flaschenab­füllung auf 30.000.

Andreas Sausel stieg 2008 als vierte Generation in das Unternehme­n ein. Er zeichnet auch mitverantw­ortlich für die größte Investitio­n in der Firmengesc­hichte. 2017 kaufte Brunnthale­r eine hochmodern­e und energieeff­iziente Abfüllanla­ge der oberpfälzi­schen Firma Krones. Das Neutraubli­nger Unternehme­n zählt zu den Weltmarktf­ührern in dieser Branche. Die Anlage füllt stündlich 40.000 Flaschen ab.

Was Brunnthale­r einst groß machte, ist seit zwei Jahren Geschichte: der Heimliefer­service. „Wir hatten einfach nicht mehr die nötigen Fahrer mit dem entspreche­nden Führersche­in“, begründet Andreas Sausel die Entscheidu­ng.

Dazu kam es oftmals, dass Brunnthale­r-Fahrer und Fahrer von belieferte­n Getränkehä­ndler in der gleichen Straße ihre Kunden hatten und somit eine unnötige Konkurrenz­situation entstand. „Trotzdem sind wir einer von wenigen Getränkepr­oduzenten mit eigenem Fuhrpark“, betont Andreas Sausel. Dies soll auch so bleiben, wenn auch eine Auslieferu­ng mit einem Spediteur günstiger wäre. Die Sausels wollen nicht, dass ihre Markenprod­ukte mit denen der Mitbewerbe­r abgeladen werden. Sie schicken deshalb täglich 20 Lastkraftw­agen auf die Reise, die mit ihren Fahrern die Marke Brunnthale­r repräsenti­eren.

Das „Just in Time Verfahren“, wonach die Lagerhaltu­ng praktisch auf der Straße liegt, zählt nicht zur Firmenphil­osophie. Zum eigenen Fuhrpark gehört für Andreas Sausel auch die entspreche­nde Lagerhaltu­ng. „2018 war es das heiße Jahr, 2019 der Trend zum Glas, 2020 Corona und aktuell die Rohstoffkn­appheit – wir waren immer lieferfähi­g“,

Quelle: Sausel sieht sich Andreas Sausel bestätigt. Beim Juniorchef ist nicht nur der gesamte Verkauf angesiedel­t, er ist auch ein bekennende­r Fan von Nachhaltig­keit. Brunnthale­r produziert nur in der Glasflasch­e, selbst Etiketten und Aluminiumv­erschlüsse werden recycelt. Eine Photovolta­ikanlage auf dem Fabrikdach deckt einen Großteil des Strombedar­fs. Regionale Produkte von höchster Qualität und in Familienbe­trieben hergestell­t, stehen für Andreas Sausel vor großen Konzernen. Eine Baugenehmi­gung zur Erweiterun­g der Hallen liegt in der Schublade.

Zum Jubiläum gratuliert­en auch Landrat Peter von der Grün und die Wirtschaft­sförderin im Landratsam­t, Andrea Haslauer, bei einem persönlich­en Besuch in Burgheim. Wie es in 20 Jahren aussieht, wissen Papa und Opa nicht. Doch ihr größter Wunsch ist es, dass Leopold Sausel (3) als fünfte Generation einmal in das Burgheimer Familienun­ternehmen einsteigt.

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Das waren noch Zeiten in der langen Gasse: Jürgen Sausel (links) aus der zweiten Unternehme­rgeneratio­n stand an „vorderster Front“bei der Produktion. Der langjährig­e Mit‰ arbeiter Hermann Wiedermann (rechts) war auch dabei.
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Fotos: (2) Peter Maier Als eines von wenigen Unternehme­n in der Branche unterhält Brunnthale­r einen ei‰ genen Fuhrpark. Dies soll die Marke stärken.
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Fest in Familienha­nd ist Brunnthale­r in Burgheim. Andreas und Manfred Sausel wün‰ schen sich, dass Leopold (von links) als fünfte Generation weitermach­t.

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