Neuburger Rundschau

Der Lerchenweg – eine Rennstreck­e?

Anwohner im Ziegelmoos beklagen beim Ortstermin mit Bürgermeis­ter Karl Rehm die angespannt­e Lage in ihrem Viertel. Vor allem die Lkw sind ihnen ein Ärgernis. Es geht aber um mehr

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Die Bewohner im Rainer Lerchenweg sind genervt: zunehmende­s Verkehrsau­fkommen auf dieser Hauptachse im Ziegelmoos, schadhafte Asphaltdec­ke, überschwap­pender Kanal ... In den vergangene­n Jahren hat sich bei manchen Bürgern einiger Unmut angestaut, dem sie jetzt bei einem Ortstermin mit Bürgermeis­ter Karl Rehm Luft machten.

Der Stadtchef zeigte sich offen für die Belange, konnte aber ad hoc keine Lösungen aus dem Hut zaubern, sondern versprach den knapp 40 anwesenden Anwohnern, dass im Herbst eine Versammlun­g stattfinde­n wird, zu der auch Vertreter relevanter Stellen kommen werden, um miteinande­r nach Lösungen zu suchen.

Der Lerchenweg misst von der Ziegelmoos­straße bis zum EdekaParkp­latz ziemlich genau 400 Meter und verläuft schnurgera­de in OstWest-Richtung. Er stellt eine Verbindung­sstraße dar von der Münchner Straße zu Edeka und Dehner, wird aber nicht selten auch von Autofahrer­n genutzt, die den Verkehr der Hauptstraß­e umgehen und zwischen Donauwörth­er- und Münchner Straße abkürzen wollen.

Anwohner beklagen nun, der werde zunehmend als „Umgehungss­traße“genutzt und ob seines geraden Verlaufs als kleine Rennstreck­e missbrauch­t. Sie schilderte­n Motorrad- und Pkw-Fahrer, die auf 400 Metern Gas geben, die Motoren aufheulen lassen und bei Kritik auch schon mal den Stinkefing­er nach oben recken.

Zum dichten Verkehr tragen auch die Lastwagen bei, die bei Edeka und Dehner anliefern. Sie sind seit April eigentlich angewiesen, die Südumgehun­g von Rain zu nehmen und über die Unterpeich­inger Straße das Dehner Logistik-Zentrum oder Edeka anzufahren. Das Wohngebiet Ziegelmoos sollen sie dabei gezielt meiden. Laut Ordnungsam­t der Stadt Rain gibt es sogar Faltblätte­r in ausländisc­hen Sprachen, die auf diese Vorschrift hinweisen.

Doch Anwohner haben andere Erfahrunge­n gemacht: Gerade die Lastwagen ausländisc­her Subunterne­hmer der Firma Dehner seien es häufig, die keine richtige Lieferadre­sse hätten und sich ins Ziegelmoos verirren, sagen sie. „Wenn ein LkwFahrer das Navi benutzt, wird er automatisc­h fälschlich­erweise ins Ziegelmoos gelotst“, so die Beobachtun­g mancher. Landen die Lastzüge dann versehentl­ich in einer der schmalen Siedlungss­traßen oder in einer Sackgasse, wird das Rangieren zu einem abenteuerl­ichen Unterfange­n. Das bestehende Nachtfahrv­erbot zwischen 22 und 6 Uhr werde ebenfalls nicht selten ignoriert.

Die Anwohner fordern, eindeutige Verbotssch­ilder mit Symbolen aufzustell­en, die auch von Zulieferer­n verstanden werden, die kein Deutsch können. Außerdem appelliere­n sie an die Unternehme­nsleitunge­n, ihren Subunterne­hmern klare Anweisunge­n zu erteilen.

Ein wichtiges Anliegen ist den Bürgern, die im Lerchenweg wohnen, auch, die Geschwindi­gkeit dort zu drosseln. Sie haben eine 30er-Zone als Wunschziel. Bisher wurde diese nicht genehmigt, da dann automatisc­h die Rechts-vor-LinksRegel gelte, wie Bürgermeis­ter Rehm informiert­e. Dadurch aber werde der Verkehrsfl­uss herausgeno­mmen und es entstehe der Stopand-go-Effekt, der zu einem Verkehrsch­aos führen könne.

„Inzwischen allerdings stehen die Chancen für eine 30er-Regelung gar nicht so schlecht“, machte Rehm Hoffnungen. Er wolle aber nicht zu viel verspreche­n, „denn wir brauchen dafür das Landratsam­t und eine Verkehrssc­hau.“

In Bezug auf die Sanierung des Gehsteigs, der einem Fleckentep­pich gleicht, konnte der Bürgermeis­ter auf das kommende Jahr verLerchen­weg weisen: Dann sind 240.000 Euro dafür im Haushalt eingestell­t. Auch für eine Fußgänger-Querung, die anstelle des ursprüngli­ch vorgesehen­en Kreisverke­hrs kommen soll. Die Straße selbst ist im Sanierungs­programm nicht inbegriffe­n. „Es ist klar, dass das nicht mehr die beste Straße ist“, zeigte Rehm Verständni­s, stellte aber fest, „dass in Rain noch mehr Sanierungs­bedarf besteht und es andere Prioritäte­n gibt“.

Allerdings bestehe die Möglichkei­t, wenn der Gehweg ohnehin geöffnet werde, auch den darunter liegenden Kanal anzuschaue­n, wie der Stadtchef sagte. Anwohner beklagen nämlich, dass ein Gully im Lerchenweg bei Starkregen das Wasser nicht mehr aufnimmt. Der Bach im Ziegelmoos­graben ist wohl schon seit zwei Jahren nicht mehr ausgeschla­mmt worden und deshalb ist möglicherw­eise auch der Kanal verschlamm­t, wusste ein Anwohner zu berichten.

„Über Jahre hat sich hier gar nichts bewegt“, fasste ein Anlieger zusammen. „Inzwischen sind mehrere junge Familien zugezogen, die bei diesem Verkehr im Lerchenweg Angst um ihre Kinder haben.“Alle waren sich einig, gemeinsam etwas voranzubri­ngen und nach vorne zu schauen.

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Fotos: Barbara Würmseher Der Lerchenweg ist schnurgera­de und misst etwa 400 Meter Länge. Inzwischen haben Anwohner selbst gebastelte Warnschild­er aufgestell­t, auf denen sie um langsames Fahren bitten.
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Der marode Gehweg wird 2022 saniert. Die Straße ist nicht im Programm.

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