Der Lerchenweg – eine Rennstrecke?
Anwohner im Ziegelmoos beklagen beim Ortstermin mit Bürgermeister Karl Rehm die angespannte Lage in ihrem Viertel. Vor allem die Lkw sind ihnen ein Ärgernis. Es geht aber um mehr
Rain Die Bewohner im Rainer Lerchenweg sind genervt: zunehmendes Verkehrsaufkommen auf dieser Hauptachse im Ziegelmoos, schadhafte Asphaltdecke, überschwappender Kanal ... In den vergangenen Jahren hat sich bei manchen Bürgern einiger Unmut angestaut, dem sie jetzt bei einem Ortstermin mit Bürgermeister Karl Rehm Luft machten.
Der Stadtchef zeigte sich offen für die Belange, konnte aber ad hoc keine Lösungen aus dem Hut zaubern, sondern versprach den knapp 40 anwesenden Anwohnern, dass im Herbst eine Versammlung stattfinden wird, zu der auch Vertreter relevanter Stellen kommen werden, um miteinander nach Lösungen zu suchen.
Der Lerchenweg misst von der Ziegelmoosstraße bis zum EdekaParkplatz ziemlich genau 400 Meter und verläuft schnurgerade in OstWest-Richtung. Er stellt eine Verbindungsstraße dar von der Münchner Straße zu Edeka und Dehner, wird aber nicht selten auch von Autofahrern genutzt, die den Verkehr der Hauptstraße umgehen und zwischen Donauwörther- und Münchner Straße abkürzen wollen.
Anwohner beklagen nun, der werde zunehmend als „Umgehungsstraße“genutzt und ob seines geraden Verlaufs als kleine Rennstrecke missbraucht. Sie schilderten Motorrad- und Pkw-Fahrer, die auf 400 Metern Gas geben, die Motoren aufheulen lassen und bei Kritik auch schon mal den Stinkefinger nach oben recken.
Zum dichten Verkehr tragen auch die Lastwagen bei, die bei Edeka und Dehner anliefern. Sie sind seit April eigentlich angewiesen, die Südumgehung von Rain zu nehmen und über die Unterpeichinger Straße das Dehner Logistik-Zentrum oder Edeka anzufahren. Das Wohngebiet Ziegelmoos sollen sie dabei gezielt meiden. Laut Ordnungsamt der Stadt Rain gibt es sogar Faltblätter in ausländischen Sprachen, die auf diese Vorschrift hinweisen.
Doch Anwohner haben andere Erfahrungen gemacht: Gerade die Lastwagen ausländischer Subunternehmer der Firma Dehner seien es häufig, die keine richtige Lieferadresse hätten und sich ins Ziegelmoos verirren, sagen sie. „Wenn ein LkwFahrer das Navi benutzt, wird er automatisch fälschlicherweise ins Ziegelmoos gelotst“, so die Beobachtung mancher. Landen die Lastzüge dann versehentlich in einer der schmalen Siedlungsstraßen oder in einer Sackgasse, wird das Rangieren zu einem abenteuerlichen Unterfangen. Das bestehende Nachtfahrverbot zwischen 22 und 6 Uhr werde ebenfalls nicht selten ignoriert.
Die Anwohner fordern, eindeutige Verbotsschilder mit Symbolen aufzustellen, die auch von Zulieferern verstanden werden, die kein Deutsch können. Außerdem appellieren sie an die Unternehmensleitungen, ihren Subunternehmern klare Anweisungen zu erteilen.
Ein wichtiges Anliegen ist den Bürgern, die im Lerchenweg wohnen, auch, die Geschwindigkeit dort zu drosseln. Sie haben eine 30er-Zone als Wunschziel. Bisher wurde diese nicht genehmigt, da dann automatisch die Rechts-vor-LinksRegel gelte, wie Bürgermeister Rehm informierte. Dadurch aber werde der Verkehrsfluss herausgenommen und es entstehe der Stopand-go-Effekt, der zu einem Verkehrschaos führen könne.
„Inzwischen allerdings stehen die Chancen für eine 30er-Regelung gar nicht so schlecht“, machte Rehm Hoffnungen. Er wolle aber nicht zu viel versprechen, „denn wir brauchen dafür das Landratsamt und eine Verkehrsschau.“
In Bezug auf die Sanierung des Gehsteigs, der einem Fleckenteppich gleicht, konnte der Bürgermeister auf das kommende Jahr verLerchenweg weisen: Dann sind 240.000 Euro dafür im Haushalt eingestellt. Auch für eine Fußgänger-Querung, die anstelle des ursprünglich vorgesehenen Kreisverkehrs kommen soll. Die Straße selbst ist im Sanierungsprogramm nicht inbegriffen. „Es ist klar, dass das nicht mehr die beste Straße ist“, zeigte Rehm Verständnis, stellte aber fest, „dass in Rain noch mehr Sanierungsbedarf besteht und es andere Prioritäten gibt“.
Allerdings bestehe die Möglichkeit, wenn der Gehweg ohnehin geöffnet werde, auch den darunter liegenden Kanal anzuschauen, wie der Stadtchef sagte. Anwohner beklagen nämlich, dass ein Gully im Lerchenweg bei Starkregen das Wasser nicht mehr aufnimmt. Der Bach im Ziegelmoosgraben ist wohl schon seit zwei Jahren nicht mehr ausgeschlammt worden und deshalb ist möglicherweise auch der Kanal verschlammt, wusste ein Anwohner zu berichten.
„Über Jahre hat sich hier gar nichts bewegt“, fasste ein Anlieger zusammen. „Inzwischen sind mehrere junge Familien zugezogen, die bei diesem Verkehr im Lerchenweg Angst um ihre Kinder haben.“Alle waren sich einig, gemeinsam etwas voranzubringen und nach vorne zu schauen.