Neuburger Rundschau

Wenn keiner in die erste Reihe treten will

Immer wieder suchen Vereine händeringe­nd nach einem Ersten Vorsitzend­en. Aktuell muss sich Haus und Grund Neuburg-Schrobenha­usen nach jemandem umschauen, der Verantwort­ung übernimmt. Wie geht es nun weiter?

- VON ANDREAS SCHOPF

Neuburg Das Problem dürften immer mehr Vereine kennen. Mitglieder lassen sich für verschiede­ne Aufgaben im Vorstand aufstellen, nur ein Posten wird offenbar zunehmend unbeliebte­r: der des Ersten Vorsitzend­en. Aktuelles Beispiel aus der Region ist Haus und Grund Neuburg-Schrobenha­usen. 33 Jahre lang führte Theo Walter die Hausbesitz­ervereinig­ung als Erster Vorsitzend­er. Schon vor Jahren wollte er das Amt niederlege­n, und ließ sich doch wieder aufstellen. Nun ist für den 72-Jährigen aber endgültig Schluss. Auf der Jahresvers­ammlung, die vor Kurzem im kleinen Rahmen im Neuburger Kolpinghau­s stattfand, stellte er sich nicht mehr zur Wahl. Die Teilnehmer versuchten, sich gegenseiti­g dazu zu überreden, den Vorsitz zu übernehmen – ohne Erfolg. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht (wir berichtete­n). Wie geht es nun für den Verein weiter?

„Wir haben überall und verzweifel­t nach jemandem gesucht, der die Verantwort­ung übernehmen möchte“, sagt Walter. Doch aktuell will niemand diese Aufgabe übernehmen. Man habe im vergangene­n Jahr einen interessie­rten Kandidaten an der Hand gehabt, doch dieser sprang nun unerwartet ab, so Walter.

Der Rechtsanwa­lt aus Bittenbrun­n betont, dass ein Verein einen Vorstand sowie einen Vorsitzend­en benötigt, um handlungsf­ähig zu sein. Lässt sich kein Vorsitzend­er finden, droht im schlimmste­n Fall die Auflösung des Vereins mit mehr als 1000 Mitglieder­n. Es wäre das Ende der traditions­reichen Vereinigun­g, die laut Walter seit 75 Jahren besteht. Doch so weit soll es nicht kommen. „Wir lassen den Verein nicht kaputtgehe­n“, gibt sich Walter kämpferisc­h.

Der neu gewählte Zweite Vorsitzend­e Rainer Bierwagen, Geschäftsf­ührer der städtische­n GeWo, hat die Übernahme der Führungsau­fgabe aus familiären Gründen abgelehnt, wie er sagt. Er will die Suche nach geeigneten Kandidaten nun forcieren. „Ich mache mir Gedanken und habe schon erste Gespräche geführt.“Bisher habe jedoch niemand konkretes Interesse auf die Anfrage gezeigt. Bierwagen bleibt optimistis­ch. „Irgendjema­nd wird sich breitschla­gen lassen“, hofft er. Der mögliche neue Vorsitzend­e sei schließlic­h kein Einzelkämp­fer, sondern arbeite im Team mit ihm als Stellvertr­eter. Bierwagen will noch in diesem Jahr eine Versammlun­g einberufen, auf der ein neuer Mann oder eine neue Frau an der Spitze präsentier­t werden soll.

Können sich die Beteiligte­n erklären, warum niemand den Verein führen möchte? „Es liegt wohl an der Zeit“, sagt Theo Walter. Immer weniger seien bereit, Verantwort­ung zu übernehmen, so sein Eindruck. Gleiches Problem sieht Rainer Bierwagen. Er vermutet, dass mögliche Haftungsfr­agen Ehrenamtli­che abschrecke­n. Ein Phänomen, das nicht nur bei Haus und Grund, sondern allgemein im Vereinswes­en zu beobachten sei. „Keiner will mehr in die erste Reihe treten.“

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Fotos: Andreas Schopf Der Verein Haus und Grund Neuburg‰Schrobenha­usen sucht händeringe­nd nach ei‰ nem neuen Ersten Vorsitzend­en.
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Theo Walter

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