Arbeiten ohne menschliches Zutun
In einem Gebäude südlich des Flugplatzes Manching läuft der Test an Drohnen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit voll autonom ihrer Arbeit nachgehen. Was genau dort getestet wird
Manching Das Gebäude ist von außen eher unscheinbar, beherbergt aber einen wichtigen Teil der technischen Zukunft. Die Halle steht rund zwei Kilometer südlich des Flugplatzes Manching auf dem Testgelände für Drohnen, dessen Infrastruktur das Unternehmen HIVE Systems nutzt, um dort voll autonom fliegende Drohnensysteme zu erproben, die Mensch und Natur unterstützen sollen. Bei der Überwachung von Waldbränden genauso, wie bei der Rettung von Rehkitzen auf Äckern und Wiesen. Aber auch Firmenareale können von oben überwacht oder vermessen werden. Nichts Neues, sagen Sie?
Neu ist, dass die Drohnen von HIVE Systems voll autonom starten, ihre Aufgabe abarbeiten, landen, wenn die Akkuladung zu Ende geht, dann die Akkus wechseln, wieder starten und weiter ihrem Auftrag nachgehen. Und das alles ohne Drohnenpiloten, der am Boden eingreifen oder das System überwachen müsste. Das funktioniert in dem sogenannten HIVE, einer DrohnenDocking-Station.
Mit diesem voll autonom arbeitenden Drohnencontainer sei es möglich, eine Drohne 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche einzusetzen, so die beiden Geschäftsführer und Gründer der Firma, Jan Suk und Tristan Scheler.
HIVE Systems ist eines der Startup-Unternehmen im Digitalen Gründerzentrum Region Ingolstadt, kurz brigk, Es entwickelt dieses Drohnen-Konzept unter dem Dach der Abteilung brigkAir. Dort sind alle Start-ups, die im Bereich Luftfahrt agieren, versammelt.
Bei brigk hat HIVE Systems gleich zwei weitere Firmen gefunden, die sich an der Gesamtentwicklung beteiligen. Die beiden Unternehmen Kontrol und Spleenlab sind für die Entwicklung der Kontrollmechanismen und der Künstlichen Intelligenz verantwortlich, die das Handling und die Flüge ohne menschliche Beteiligung ermöglichen.
Die größte Hürde, vor der die jungen Unternehmen stehen, ist keine technische. Vielmehr erklimmen sie gerade die Klippen einiger rechtlicher Hürden. Denn was die EU im Grunde erlaubt, muss die nationale Luftfahrtbehörde zusätzlich genehmigen. In Deutschland ist dafür das Luftfahrtbundesamt zuständig. Jan Suk erklärte bei der Präsentation, dass sie schon einige Zugeständnisse erreicht hätten. „Das LBA genehmigte uns, dass wir über Firmengelände bis zu einer bestimmten Maximalhöhe und mit Anmeldung fliegen dürfen. So können wir zum Beispiel Lagerstätten von Recyclingunternehmen überwachen. Dort brechen regelmäßig Brände aus. Solche Anlagen sind kaum mehr zu versichern.“Diese Fähigkeit interessierte bei der Flugvorführung auch Martin Erler von der Unternehmensgruppe Rösl in Regensburg. „Wir haben in unseren Ton- und Sandgruben enorme Probleme mit Vandalismus. Da könnte uns eventuell eine Drohnenüberwachung weiterhelfen.“HIVE Systems steht kurz vor der Serienreife und plant zeitnah ein Pilotkundenprojekt.
brigkAir versammelt junge innovative Unternehmen, die sich im Bereich Luftfahrt engagieren und bringt sie mit Coaches, Investoren und Experten zusammen. Am Flugplatz Manching ist zudem das perfekte Testgelände und die notwendige Infrastruktur mit den notwendigen Berechtigungen vorhanden. „So wird die Region Ingolstadt auch als Innovationsstandort nachhaltig gestärkt“, erklärte Michael Buthut, Leiter brigkAir, der die Veranstaltung am Drohnentestgelände moderierte.