BühnenHupferlAbend in Wagenhofen
Drei Bühnen, drei Stücke, zeitgleich: Die Wagenhofener wagen sich nach der langen coronabedingten Pause an ein Experiment. Einige der umfangreicheren Rollen sind sogar doppelt besetzt
Wagenhofen Nach der durch Corona verursachten Zwangspause 2020 wollten die Wagenhofener „endlich wieder einmal Theater spielen“. Deshalb wagen sie im Sommer 2021 ein Experiment: drei Bühnen – drei Stücke – zeitgleich. Anstatt den Saal des Martinsheims wie üblich mit 160 Zuschauerinnen und Zuschauern zu füllen, spielt man vor übersichtlicher Kulisse mit nur 30. Die müssen nach jedem Stück den Platz freimachen für die nächste Gruppe, sodass an einem Abend 90 Zuschauer drei Einakter genießen können. „Bühnen-Hupferl-Abend“nennen die Wagenhofener dieses Experiment, und es scheint geglückt zu sein.
Am vergangenen Wochenende probierten sie es aus und am kommenden soll noch am Freitag und Samstag gespielt werden. Für die spielfreudige Truppe des Theatervereins Wagenhofen/Ballersdorf rund um den Vorsitzenden Alfons Felbermeir ist die Besetzung der Stücke kein Problem, denn es gibt in seinem Verein immer schon genügend Akteure. Und das generationenübergreifend. Einige der umfangreicheren Rollen sind bei diesem Experiment sogar doppelt besetzt. Die Bühnenbauer jedoch hatten reichlich Arbeit. Sie mussten im oberen Stock des Martinsheims eine neue Bühne bauen und in einem Nebengebäude des Felbermeir-Hofs eine weitere: In der Küche, im Pfarrhaus und in der Werkstatt eines Motorradbastlers spielen die drei Einakter. Ein ewig grantiger Bauer (Helmut Hartmann) wird von seiner Familie wieder in die Spur gebracht. Da ist jedes Mittel recht, um den Bauern zunächst in den Wahnsinn zu treiben. Und dass zur „Heilung“kein normaler Psychiater ins Haus kommen muss, sondern ein Chinese (Tobias Strauß) mit rabiaten Kung-Fu-Methoden, liegt daran, dass die Wagenhofener sich die Stücke so umbauen, dass sie an Turbulenz gewinnen. Die Spieler können sich dabei nach Lust und Laune austoben, eingeübt haben das Stück Beatrice und Paula Humbold.
Im Pfarrhaus kämpfen der Pfarrer (Josef Hermann) und seine Haushälterin um den Abbau von „Winterspeck und Frühlingsrollen“. Während die drollige Ottilie Rehm fast ununterbrochen mit Fitnessübungen beschäftigt ist, versucht Hochwürden noch einen Termin zu finden zwischen Einladungen zu Dampfnudelessen, Weißwurstfrühstück und Schnitzelparade. Und dann sind da noch der Dorfpolizist und der Gemeindearbeiter (Fabian Pallmann und Marcel Heckl), die einen „Fall“aufzuklären haben. Jeder der Beteiligten hat irgendwo eine Leiche im Keller, man rechnet gegeneinander auf und am Ende ist alles wieder gut. Zu Beginn des Stücks bringt Spielleiter Alfons Felbermeir das 1980er EurovisionLied „Theater“zum Besten, das die Faszination des Spiels anschaulich beschreibt und das Publikum begeistert.
Von einem motorradbegeisterten Bauern (Christian Karmann) und seine tiernarrische Frau (Nadine Stadler) handelt das Stück „Baur sucht …“Doch eigentlich geht es nur um Geld, das der Bauer braucht, um seine Maschine zu richten und damit wieder mal abzuhauen. Sein Freund (Andreas Fuhrmann), der zwar einen Fünf-Punkte-Plan hat, aber ziemlich tollpatschig agiert, ist dabei keine große Hilfe. Die Frauen der beiden durchschauen alle Pläne und drehen den Spieß um – ein kurzweiliger Spaß mit einigen Überraschungen. Spielleiter ist Peter Humbold.
Nicht nur die erklärte Absicht der Theatertruppe, „die Menschen wieder zusammenzubringen und Spielern wie Publikum einen fröhlichen Abend zu ermöglichen“, ist den Wagenhofenern gelungen. Rund um die drei Spielstätten war alles perfekt organisiert, sogar eine Teststation hatten sie eingerichtet. Dass das kühle Wetter die Stimmung in den Pausen nicht so erheiterte, dafür können sie nichts. Am kommenden Wochenende soll es ja besser werden, doch die zwei Abende sind schon restlos ausverkauft und was die Corona-Zahlen ermöglichen, ist auch noch nicht sicher.