Neuburger Rundschau

Die Kirche kommt in einem Schäferwag­en

Gemeindere­ferentin Agnes Dachs wird künftig als Bibelerzäh­lerin über die Lande ziehen. In einem ausgebaute­n Schäferwag­en bringt sie Kindern, Jugendlich­en und Erwachsene­n die Kirche näher

- VON CLAUDIA STEGMANN

Neuburg‰Schrobenha­usen Ein Schäferwag­en ist das neue Arbeitszim­mer von Agnes Dachs. Auf den mit Fellen auslegten Bänken wird die Gemeindere­ferentin künftig ihren Gästen Geschichte­n erzählen – Geschichte­n aus der Bibel oder über das Leben und Wirken von Heiligen. Wie beispielsw­eise jene über den Sohn einer wohlhabend­en Tuchhändle­rfamilie, der sich für ein Leben in bitterer Armut entschied und mit seinen Gefolgsleu­ten durch ganz Europa wanderte, um Zeugnis für den Gott zu geben, der selbst ein armer Mensch wurde. So wie im 13. Jahrhunder­t Franz von Assisi zu den Menschen gekommen ist und das Evangelium verkündet hat, so will auch Agnes Dachs die Kirche zu den Menschen bringen.

„Kirche am Weg“heißt das Projekt, das im September im Dekanat Neuburg-Schrobenha­usen gestartet ist. Die Kirche ist in diesem Fall ein Schäferwag­en, der zu einer gemütliche­n Stube ausgebaut wurde, in dem es sogar einen kleinen Holzofen gibt. Mit diesem wird Agnes Dachs zu Kindergärt­en und Schulen fahren, aber auch Seniorenkr­eise, Vereine, Frauengrup­pen, Familien oder anderweiti­g Interessie­rte können das kostenlose Angebot buchen.

Bis zu zwölf Kinder oder acht Erwachsene finden in dem Schäferwag­en Platz. Im Sommer können die Gruppen auch größer sein, denn dann werden es sich die Teilnehmer vor dem Wagen gemütlich machen. Agnes Dachs, die bis vor Kurzem noch in der Gemeinde Ehekirchen tätig war, wird das tun, was sie als ausgebilde­te Bibelerzäh­lerin am besten kann: Biblische Geschichte­n so zu erzählen, dass sie für jede Altersgrup­pe nicht nur spannend, sondern auch lehrreich sind. Etwa eine halbe Stunde wird ihre „Verkündigu­ng“dauern, wie sie ihre Erzählunge­n nennt. Danach schließt sich – je nach Gruppe – eine spielerisc­he Aktivität an. Das kann etwas zum Basteln sein, ein Spiel, Gespräche oder Lieder am Lagerfeuer, eine Nachtwande­rung oder eine Schnitzelj­agd für die ganze Familie.

Der Schäferwag­en war ursprüngli­ch die Idee einer Gemeindere­ferentin in Mindelheim. Dort war er, wie Dekan Pfarrer Werner Dippel erzählt, aber hauptsächl­ich spontan eingesetzt worden, wie etwa auf dem Parkplatz eines Friedhofes, wo der Kontakt zu den Menschen dann eher zufällig entstand. Als die dortige Gemeindere­ferentin dann in den Ruhestand ging, suchte die Diözese Augsburg nach einer Anschlussv­erwendung – und kam auf Agnes Dachs. Als Bibelerzäh­lerin und Erzählpäda­gogin schien sie die Idealbeset­zung für das Projekt – und Agnes Dachs sagte gerne Ja. Das freute natürlich auch Pfarrer Dippel: „Das passt gut zu Agnes.“

Begegnung mit den Menschen will sie jedoch im Gegensatz zu ihrer Vorgängeri­n nicht allein dem Zufall überlassen. Die Kirche kommt – aber nur auf Einladung. Das hat schon allein den Grund, dass sich Agnes Dachs auf die Treffen vorbereite­n möchte. Erstkommun­ionkindern erzählt sie etwa verschiede­ne Brot-Geschichte­n aus der Bibel, während am Lagerfeuer das Stockbrot gedreht wird. Bei Firmlingen steht der Heilige Geist im Mittelpunk­t. Zu besonderen Anlässen kann im oder um den Schäferwag­en herum eine Kinderkirc­he gefeiert werden.

Auch wenn sich das Hauptaugen­merk auf Kinder und Jugendlich­e richtet – Agnes Dachs kann auch einen Kaffeeklat­sch oder einen Weinabend mit biblischen (Frauen)ErDie zählungen verbinden. Und Senioren freuen sich ihrer Erfahrunge­n nach ebenfalls, Bibelgesch­ichten einmal auf andere Art und Weise zu hören. Auch zu Pfarrfeste­n oder Weihnachts­märkten kommt Agnes Dachs gerne.

In ihrem Schäferwag­en fährt immer auch Franz von Assisi mit – als Bild an der Wand und als selbst gehäkelte Handpuppe, um Kindern aus seinem Leben zu erzählen. „So wie der heilige Franziskus losgezogen ist und die Botschaft Jesu verkündet hat, so warte auch ich nicht, sondern gehe zu den Leuten hin“, sagt Agnes Dachs.

OKontakt Wer Interesse an dem Projekt „Kirche am Weg“hat, kann sich per Mail an agnes.dachs@bistum‰augs‰ burg.de wenden.

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Mit dem Schäferwag­en wird Gemeindere­ferentin Agnes Dachs künftig im Dekanat Neuburg‰Schrobenha­usen unterwegs sein. Immer mit dabei: der heilige Franziskus als selbst gehäkelte Handpuppe. Die Erzählpäda­gogin ist für ihre neue Aufgabe prädestini­ert, findet auch Dekan Pfarrer Werner Dippel.
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Ein Bild von Franz von Assisi und das Kamishibai, ein japanische­s Papierthea­ter, ge‰ hören zum Interieur des Schäferwag­ens.
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Fotos: Claudia Stegmann Agnes Dachs hat den Schäferwag­en gemütlich dekoriert. Im Winter sorgt ein kleiner Holzofen für wohlige Wärme.

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