In den Zentren der Kunst
Klaus Biesenbach, der weltweit respektierte Kurator, wechselt 2022 vom Museum für zeitgenössische Kunst Los Angeles an die Neue Nationalgalerie Berlin
So, wie in aller Welt die deutsche Nachkriegskunst – zumal mit den Galionsfiguren Georg Baselitz, Anselm Kiefer und Gerhard Richter – höchst respektiert ist, so sind es auch deutsche Kuratoren und Museumsdirektoren beziehungsweise deutschsprachige Ausstellungsmacher und Kunsthistoriker, die an deutschen Brennpunkten der Kunst erfolgreich und einflussreich gewirkt haben.
Einer davon ist der 1966 in Bergisch Gladbach geborene Klaus Biesenbach, der es bis zum künstlerischen Direktor des Museums für zeitgenössische Kunst in Los Angeles gebracht hat – praktisch diametral gelegen zu New York, wo der Österreicher Max Hollein, vormals Direktor in Frankfurt am Main, dem Metropolitan Museum of Art vorsteht. Aber nun verändert sich Klaus Biesenbach wieder und kehrt zum zweiten Mal aus den USA nach Berlin zurück: Zum 1. Januar 2022 wird er die neu sanierte Neue Nationalgalerie übernehmen, diese Miesvan-der-Rohe-AusstellungshallenIkone – und mit ihr das in der Entstehung befindliche Museum des 20. Jahrhunderts, das – künftig unterirdisch mit der Neuen Nationalgalerie verbunden – im Jahr 2026 eröffnet werden soll.
In gewisser Weise kann sich Biesenbach in ein gemachtes Nest setzen: hier die generalsanierte Neue Nationalgalerie, daneben das künftige Museum des 20. Jahrhunderts mit seinen dann zusammengeführten Sammlungen unter anderem von Marx und
Pietzsch und der umfangreichen Stiftung Gerhard Richters. Biesenbach selbst empfindet den Ruf nach Berlin als eine große Ehre. Er habe ihn einfach annehmen müssen.
Schon einmal, angekommen in den USA, hatte er wieder umdisponiert. Das war 1989, als Biesenbach nach Medizin-Studien in München und Berlin in den USA weiterlernen wollte, aber nach dem Mauerfall beschloss, das Zentrum seines Lebens müsse nun Berlin werden. Das, was er in der Folge dort, quasi auf deutsch-deutscher Kunstbrache, aufbaute, brachte ihm ein Gutteil des speziellen Berliner Renommees ein, das ihm jetzt zusammen mit seinem international angesehenen US-Wirken zurück verhalf in die deutsche Hauptstadt: Biesenbach gründete 1991 in Berlin-Mitte den Kunstproduktionsund Ausstellungsort „KW Institute for Contemporary Art“und 1996 die Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst.
Früh schon arbeitete das „KWInstitut“(KW = Kunstwerke) mit dem New Yorker Institut MoMA PS 1 zusammen, das seit 2000 in Sachen zeitgenössischer Kunst zudem mit dem Museum of Modern Art kooperiert. Beidseits hatte Biesenbach wichtige Positionen inne: Ab 1996 kuratierte er Ausstellungen im MoMA PS 1, wo er 2010 Leiter wurde – parallel zu seiner Chefkuratorenstelle am MoMA, insbesondere für Medienkunst und Performance.
Weltweite Aufmerksamkeit brachten ihm Ausstellungen über die Musiker Kraftwerk, Björk und Yoko Ono. Rüdiger Heinze