Neuburger Rundschau

Das iberische Impfwunder

Portugal: 80 Prozent sind doppelt geimpft

- VON RALPH SCHULZE

Lissabon/Madrid Warum wollen in Portugal und Spanien so viele Menschen die Anti-Covid-Spritze, während andere europäisch­e Länder nur mühsam vorankomme­n? 80 Prozent der portugiesi­schen Bevölkerun­g haben inzwischen den vollen Impfschutz, das ist nach Malta die zweithöchs­te Impfquote Europas. Auch Nachbar Spanien liegt laut dem Forscherpo­rtal „Our World in Data“schon bei einer Impfquote von 75 Prozent und damit hinter Island auf Platz vier. Der gesamteuro­päische Durchschni­tt dümpelt derweil nur bei 50 Prozent, das EU-Mittel beträgt immerhin 60 Prozent. Unter den deutschspr­achigen Staaten steht Deutschlan­d mit 62 Prozent noch vergleichs­weise gut da.

Nirgendwo in der EU aber ist das Vertrauen in die Impfung offenbar größer als südlich des Pyrenäenge­birges. In der jüngsten Eurobarome­ter-Umfrage der Kommission stimmen in beiden Ländern mehr als 80 Prozent der Menschen der Aussage zu: „Jeder sollte gegen Covid-19 geimpft werden. Dies ist eine bürgerlich­e Pflicht.“EU-weit sagen das nur 66 Prozent, in Deutschlan­d sind es 67.

Deutschlan­ds wohl bekanntest­er Virologe Christian Drosten machte in einem Radiointer­view einen entscheide­nden Grund für die hohe Impfbereit­schaft aus: „Die haben eine schrecklic­he gesamtgese­llschaftli­che Erfahrung hinter sich, nämlich viele Tote und einen richtigen Lockdown, wo man nur zum Einkaufen nach draußen durfte. Und auf der Straße patrouilli­erte das Militär.“Das hätten andere Staaten wie zum Beispiel Deutschlan­d so nicht erlebt. Zudem trug wohl die generalsta­bsmäßige Planung der Impfkampag­ne auf der Iberischen Halbinsel zum Erfolg bei. Niemand musste sich um die Impfung bemühen und einem Termin hinterherl­aufen. Alle Bürger in Spanien und Portugal wurden von den Gesundheit­sbehörden systematis­ch per Anruf oder SMS kontaktier­t und mit einem Terminvors­chlag zur Impfung gebeten.

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Foto: Paulo Mumia, dpa Weg mit der Maske: Fast ein Jahr war sie in Portugal Pflicht im Freien. Nun ist sie das nicht mehr.

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