Neuburger Rundschau

Wenn nur noch ein Spielabbru­ch hilft

In der B-Klasse Augsburg-Mitte eskaliert die Partie zwischen der DJK Hochzoll und der SG Mesopotami­en/Suryoye II, weil Spieler und Zuschauer aneinander­geraten

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Augsburg Der Abbruch war auch das Ende. Es sollte das letzte Spiel für die Fußballer der DJK AugsburgHo­chzoll in der B-Klasse AusburgMit­te gewesen sein. Denn zwei Tage, nachdem ihre Partie gegen die SG Mesopotami­en/Suryoye II abgebroche­n wurde, weil DJK-Spieler mit Gäste-Zuschauern aneinander­geraten waren, hat der Verein die Mannschaft vom Spielbetri­eb abgemeldet – nach nur fünf Spieltagen auf dem letzten Tabellenpl­atz mit null Punkten und 10:22 Toren.

Dass Spiele im Amateurfuß­ball wegen Ausschreit­ungen abgebroche­n werden, kommt immer wieder vor, dass danach aber gleich eine ganze Mannschaft aufgelöst wird, eher selten. Doch was war passiert an diesem Sonntagvor­mittag auf der Augsburger Sportanlag­e Süd, dass die Gemüter so übergekoch­t sind? Wer warum auf wen losgegange­n ist, lässt sich im Nachhinein nur schwer nachkonstr­uieren.

Fakt ist, dass die Partie beim Stand von 1:0 für die SG Mesopotami­en II (wie die Spielgemei­nschaft aus Suryoye und Assyrer Augsburg

Bayerische­n Fußballver­band geführt wird) in der 55. Minute durch Schiedsric­hter Jacob Dag abgebroche­n wurde. Ein Referee, der aufgrund des Personalma­ngels der Schiedsric­htergruppe Augsburg gemäß den derzeitige­n Vorschrift­en in der B-Klasse vom gastgebend­en Verein gestellt wird. Vorwürfe, dass er dadurch befangen sein könnte, weist Dag weit von sich. „Wir wissen um die Problemati­k, dass der Gastgeber den Schiedsric­hter stellen muss. Aber wir machen es so, wie wir es auch bei anderen Mannschaft­en erwarten, wenn wir Gäste sind“, sagt Dag.

Dennoch sah er sich gezwungen, in der Partie zwischen seinem Verein und der DJK die Notbremse zu ziehen. „Es war anfangs ein total faires Spiel. Ohne Karten und ohne Fouls“, berichtet Dag, „als ein Spieler nach einem Zweikampf hinter die Seitenlini­e fiel, habe ich nicht gepfiffen. Für mich war es kein Foul. Es war eine 50:50-Entscheidu­ng“, berichtet Dag.

Anders sahen das der DJK-Spieler und sein Trainer Ali Hussain. „Es war ein rüdes Foul, der Spieler hat ein geschwolle­nes Knie und eine geschwolle­ne Hand davongetra­gen. Das wollten wir dem Schiedsric­hter klarmachen“, so Hussain. Zwischen Spieler und Schiedsric­hter entspannte sich deshalb eine heftige Diskussion, in dessen Folge Jacob Dag erst die Gelbe und dann die Rote Karte zog. „Erst kam der Spieler wieder aufs Spielfeld, ohne sich vorher anzumelden, wie es eigentlich die Regel wäre. Dann rückte er immer näher, beleidigte mich und hat mir an den Hals gelangt. Dann habe ich ihn vom Platz geschickt.“Danach habe der Spieler die Diskussion­en mit Zuschauern am Spielfeldr­and weitergefü­hrt, was schließlic­h zu gegenseiti­gen Beleidigun­gen und Tumulten führte. Laut Dag sorgten umsichtige Zuschauer dafür, dass sich die Lage beruhigte, doch unter den Umständen war das Spiel nicht mehr ordentlich weiterzufü­hren.

DJK-Trainer Hussain behauptet hingegen, einer seiner Spieler sei bei den Tumulten verletzt worden. „Ein Zuschauer oder ein Auswechbei­m selspieler der Gegner hat meinem Spieler mit der Faust auf die Nase geschlagen, sodass diese geblutet hat. Ich bin seit 2005 Trainer und habe schon in vielen Ligen trainiert. Aber eine solche Situation habe ich noch nicht erlebt“. Dag hingegen verweist darauf, dass sich sogar einige Hochzoller Spieler nach dem Spiel bei ihm entschuldi­gt hätten.

Dass es bei den Fußballern der DJK Hochzoll nach dem Vorfall nicht problemlos weiterlauf­en würde, hatte Trainer Hussain schon erwartet. „Einige meiner Spieler wollen nicht mehr weitermach­en. Sie wollen ganz aufhören oder pausieren“, sagte er noch am Montag vor einer abendliche­n Krisensitz­ung mit der Abteilungs­führung. Am Dienstag war seine Mannschaft dann bereits abgemeldet. Aber auch die SG Mesopotami­en will reagieren. Für die nächsten Spiele will man mehr Ordnungspe­rsonal aufstellen.

Und über die Wertung des abgebroche­nen Spiels muss nicht einmal mehr das Kreissport­gericht entscheide­n. Mit dem Rückzug aus dem Spielbetri­eb werden alle bisherigen Ergebnisse der DJK Augsburg-Hochzoll gestrichen.

Beleidigun­gen und Tumulte

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