Wenn nur noch ein Spielabbruch hilft
In der B-Klasse Augsburg-Mitte eskaliert die Partie zwischen der DJK Hochzoll und der SG Mesopotamien/Suryoye II, weil Spieler und Zuschauer aneinandergeraten
Augsburg Der Abbruch war auch das Ende. Es sollte das letzte Spiel für die Fußballer der DJK AugsburgHochzoll in der B-Klasse AusburgMitte gewesen sein. Denn zwei Tage, nachdem ihre Partie gegen die SG Mesopotamien/Suryoye II abgebrochen wurde, weil DJK-Spieler mit Gäste-Zuschauern aneinandergeraten waren, hat der Verein die Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet – nach nur fünf Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz mit null Punkten und 10:22 Toren.
Dass Spiele im Amateurfußball wegen Ausschreitungen abgebrochen werden, kommt immer wieder vor, dass danach aber gleich eine ganze Mannschaft aufgelöst wird, eher selten. Doch was war passiert an diesem Sonntagvormittag auf der Augsburger Sportanlage Süd, dass die Gemüter so übergekocht sind? Wer warum auf wen losgegangen ist, lässt sich im Nachhinein nur schwer nachkonstruieren.
Fakt ist, dass die Partie beim Stand von 1:0 für die SG Mesopotamien II (wie die Spielgemeinschaft aus Suryoye und Assyrer Augsburg
Bayerischen Fußballverband geführt wird) in der 55. Minute durch Schiedsrichter Jacob Dag abgebrochen wurde. Ein Referee, der aufgrund des Personalmangels der Schiedsrichtergruppe Augsburg gemäß den derzeitigen Vorschriften in der B-Klasse vom gastgebenden Verein gestellt wird. Vorwürfe, dass er dadurch befangen sein könnte, weist Dag weit von sich. „Wir wissen um die Problematik, dass der Gastgeber den Schiedsrichter stellen muss. Aber wir machen es so, wie wir es auch bei anderen Mannschaften erwarten, wenn wir Gäste sind“, sagt Dag.
Dennoch sah er sich gezwungen, in der Partie zwischen seinem Verein und der DJK die Notbremse zu ziehen. „Es war anfangs ein total faires Spiel. Ohne Karten und ohne Fouls“, berichtet Dag, „als ein Spieler nach einem Zweikampf hinter die Seitenlinie fiel, habe ich nicht gepfiffen. Für mich war es kein Foul. Es war eine 50:50-Entscheidung“, berichtet Dag.
Anders sahen das der DJK-Spieler und sein Trainer Ali Hussain. „Es war ein rüdes Foul, der Spieler hat ein geschwollenes Knie und eine geschwollene Hand davongetragen. Das wollten wir dem Schiedsrichter klarmachen“, so Hussain. Zwischen Spieler und Schiedsrichter entspannte sich deshalb eine heftige Diskussion, in dessen Folge Jacob Dag erst die Gelbe und dann die Rote Karte zog. „Erst kam der Spieler wieder aufs Spielfeld, ohne sich vorher anzumelden, wie es eigentlich die Regel wäre. Dann rückte er immer näher, beleidigte mich und hat mir an den Hals gelangt. Dann habe ich ihn vom Platz geschickt.“Danach habe der Spieler die Diskussionen mit Zuschauern am Spielfeldrand weitergeführt, was schließlich zu gegenseitigen Beleidigungen und Tumulten führte. Laut Dag sorgten umsichtige Zuschauer dafür, dass sich die Lage beruhigte, doch unter den Umständen war das Spiel nicht mehr ordentlich weiterzuführen.
DJK-Trainer Hussain behauptet hingegen, einer seiner Spieler sei bei den Tumulten verletzt worden. „Ein Zuschauer oder ein Auswechbeim selspieler der Gegner hat meinem Spieler mit der Faust auf die Nase geschlagen, sodass diese geblutet hat. Ich bin seit 2005 Trainer und habe schon in vielen Ligen trainiert. Aber eine solche Situation habe ich noch nicht erlebt“. Dag hingegen verweist darauf, dass sich sogar einige Hochzoller Spieler nach dem Spiel bei ihm entschuldigt hätten.
Dass es bei den Fußballern der DJK Hochzoll nach dem Vorfall nicht problemlos weiterlaufen würde, hatte Trainer Hussain schon erwartet. „Einige meiner Spieler wollen nicht mehr weitermachen. Sie wollen ganz aufhören oder pausieren“, sagte er noch am Montag vor einer abendlichen Krisensitzung mit der Abteilungsführung. Am Dienstag war seine Mannschaft dann bereits abgemeldet. Aber auch die SG Mesopotamien will reagieren. Für die nächsten Spiele will man mehr Ordnungspersonal aufstellen.
Und über die Wertung des abgebrochenen Spiels muss nicht einmal mehr das Kreissportgericht entscheiden. Mit dem Rückzug aus dem Spielbetrieb werden alle bisherigen Ergebnisse der DJK Augsburg-Hochzoll gestrichen.
Beleidigungen und Tumulte