Neuburger Rundschau

Rennertsho­fener Gemeindera­t wird bedroht

Einbruch, Sachbeschä­digung, Beleidigun­g und Bedrohung: Für Rennertsho­fens Gemeindera­t Ludwig Bayer ist der Spaß vorbei. Was seine und die Stimmung der Kollegen im Gremium drückte

- VON MANFRED DITTENHOFE­R UND MANFRED RINKE

Einbruch, Sachbeschä­digung, Beleidigun­g und Bedrohung: Für Gemeindera­t Ludwig Bayer ist der Spaß vorbei.

Rennertsho­fen Selbst den ahnungslos­en Beobachter­n blieb am Dienstag die gedrückte Stimmung im Gemeindera­t nicht verborgen. Und als der öffentlich­e Teil der Sitzung fast zu Ende war, erzählte Gemeindera­t Ludwig Bayer auch den Grund für die gedrückte Stimmung. Der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler hat massiv mit Mobbing zu kämpfen. Mehr noch, zwei Briefe und ein Telefonat haben ihn erreicht, mit Inhalten, die sich – weit unter der Gürtellini­e – nicht nur gegen ihn, sondern auch gegen seine Familie richten und Drohungen enthielten, er solle sich in Acht nehmen. Noch dazu haben sich Fremde in der Nacht von Samstag auf Sonntag zu zwei seiner Geräteschu­ppen Zugang verschafft und zwei Traktoren, einen Anhänger und eine Maschine mit Aufklebern verunstalt­et.

Dass die Aufkleber von der CSU waren, half nicht gerade, die momentanen Spannungen im Gemeindera­t zu glätten. Der CSU-Ortsvorsit­zende Thomas Hager distanzier­te sich und seine Parteikoll­egen zwar klar von diesen Taten. Da aber just am Samstag das Grillfest des Ortsverban­des stattgefun­den hatte, hat Ludwig Bayer dennoch Parteimitg­lieder in Verdacht.

Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck verurteilt­e das Geschehene aufs Schärfste. „Das ist nicht hinnehmbar. Bringen Sie den Sachverhal­t zur Anzeige!“Hirschbeck stellte Bayer seine vollste Unterstütz­ung in Aussicht. „Wo immer wir helfen können, melden Sie sich.“Mehr und mehr würden Mandatsträ­ger beleidigt, bedroht und angegangen, so Hirschbeck. Das sei inakzeptab­el.

Gemeindera­t Anton Auernhamme­r (OPR) gab zu bedenken, dass Aufkleber der CSU kein Beweis seien. „Es gab im Gemeindera­t hier und da miese Luft. Wer dieses Klima noch verschärfe­n will, macht genau so etwas.“Vielleicht gebe es Menschen, die das Ganze noch gesteigert sehen wollen.

Hintergrun­d der Anfeindung­en gegen den Fraktionss­precher der Freien Wähler im Gemeindera­t sieht der Betroffene natürlich in der Haltung seiner Fraktion zum viel diskutiert­en Kauf des ehemaligen Kino Appel in Rennertsho­fen. Freie Wähler und SPDFraktio­n sind sich einig, dass der Kauf des Anwesens in der Marktstraß­e aus mehreren Gründen wichtig und richtig für die Zukunft der Großgemein­de Rennertsho­fen sei, wie sie ihre Befürwortu­ng begründete­n. Der Erwerb der Immobilie mitten im Ortskern sei eine einmalige Gelegenhei­t. Mit dem Kauf werde sich das Gemeindeve­rmögen nicht verringern, sondern der Wert der Immobilie durch zahlreiche ehArbeitss­tunden bei der Renovierun­g und durch die Investitio­n von Mitgliedsb­eiträgen, Spenden und Zuschüssen erhöht, argumentie­rten Freie

Wähler und SPDRäte weiter. Eigentümer bleibe der Markt Rennertsho­fen.

Ludwig Bayer wird als Leitfigur der Freien Wähler in Rennertsho­fen angesehen. Schon öfter habe er deshalb Andersdenk­enden eine Angriffsfl­äche geRennerts­hofen boten. „Doch das geht jetzt eindeutig zu weit“, sagt Bayer, der auch Kreis- und Bezirksrat ist. Die Entscheidu­ng zum Kauf des alten Kinos sei eine absolut demokratis­ch zustande gekommene Entscheidu­ng gewesen. Die CSU will diese allerdings nicht akzeptiere­n. Ein Bürgerbege­hren soll, wie berichtet, den Kauf nun doch noch verhindern.

Was Ludwig Bayer nachdenkli­ch stimmt, ist nicht die Tatsache, dass es andere Meinungen zum Kauf des alten Kinos gibt. „Mich macht es allerdings mehr als nachdenkli­ch, dass in einer Demokratie andere Meinungen offenbar nicht mehr akzeprenam­tliche tiert werden.“Er sei sehr dafür, dass auch innerhalb des Gemeindera­ts eine Streitkult­ur oberhalb der Gürtellini­e gepflegt werde. „Das ist auch wichtig“, wie er betont. Doch mittlerwei­le mache es ihm immer weniger Spaß, sich in eine Sitzung des Gemeindera­tes zu setzen, weil diese Kultur immer mehr abhandenko­mme. „Nach den jetzigen Vorkommnis­sen weiß ich nicht, wie weit das alles noch gehen wird.“

Ludwig Bayer hat übrigens bisher weder die Drohbriefe noch den Einbruch zur Anzeige gebracht, machte aber klar, dass „die Aktionen Sache der Polizei werden“. »Kommentar

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Foto: Manfred Dittenhofe­r Das alte Kino in Rennertsho­fen erregt die Gemüter. Der Gemeindera­t hatte mit einer knappen Mehrheit dem Antrag der Rennertsho­fener Theaterfre­unde zugestimmt: Das Ge‰ bäude soll von der Gemeinde gekauft werden. Freie‰Wähler‰Gemeindera­t Ludwig Bayer bekommt den Unmut nun hautnah zu spüren.
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Ludwig Bayer

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