„Der Prozess ist das Kunstwerk“
Kino Fluss, Wildunfall, Auwald: Neun Kurzfilme bieten ein breites Themenspektrum auf der Leinwand. Das erste Neuburger Festival dieser Art erfreut sich insgesamt großer Resonanz
Neuburg Das Kinoprogramm ist vielseitig, da kann sich eine Besucherin, ein Besucher oftmals schwer für einen Film entscheiden. Warum nicht mehrere Filme an einem Abend ansehen? Beim Neuburger Kurzfilmfestival war das zum ersten Mal möglich.
Am Freitag, 17. September, versammelten sich Filminteressierte im Neuburger Kinopalast, um einen Kurzfilm nach dem anderen auf der Leinwand zu sehen. Beginn war um 21 Uhr. Schon vorher bildete sich eine kleine Schlange vor dem Kinosaal und die Kontaktdaten und 3G-Nachweise wurden abgefragt. „Filme ab, viel Spaß“, hieß es von Lucie Schafferhans, Mitorganisatorin und Mitglied der freien Schauspielgruppe „Free Actors Guild“. Dann wurden ohne Unterbrechung neun unterschiedliche Filmchen gezeigt. Ein Mann aus Ingolstadt war sehr gespannt: „Man wusste vorher nicht, was einen erwartet.“Seine Frau stimmt zu, die Atmosphäre sei schön. Durch Zufall haben die beiden von dem Event in Neuburg erfahren.
Ein Kurzfilm von zwei Hobbyfilmern dokumentierte den Flusslauf der Altmühl vom Ursprung bis nach Kehlheim. Ein weiterer handelte von einem Wildunfall und der ironisch-lustigen Umgangsweise damit. Der nächste zeigte Lichtspiele im Auwald. Ein zum 250-jährigen Jubiläum Beethovens initiierter Film thematisierte die Verhaltensweise des Komponisten in unserer jetzigen Zeit. „Es ist egal, ob der Kurzfilm drei Minuten dauert oder 20 – es ist immer ein Kunstwerk“, stellt der Teamleiter des Kinos Florian Herold klar. Nach zwei Stunden Filmmarathon darf jede Besucherin, jeder Besucher seine drei Favoriten auf einem Zettel ankreuzen und diesen bei der Organisation abgeben, um Siegerin und Sieger des Abends zu bestimmen. Der Preis ist ein Gutschein und eine Urkunde: Gewonnen haben beides der 18-jährige Finn Walter und die Drehbuchautorin Sonja Marschtall (Dreamcapture-Team).
Die letzten antisemitistischen Anschläge auf Synagogen dienten als Idee für den bewegenden Film „Blaue Briefe“. Eine 19-jährige Zuschauerin fand die Vorstellung toll. „Es gab viele Kurzfilme mit einer starken Bedeutung, die das Publikum erreicht haben“, findet die junge Frau aus Ballersdorf. Das Publikum zeigte seine Begeisterung mit Klatschen oder gelegentlichem Lachen. Genau das wollte der Sieger auch erreichen. „Wir wollen andere begeistern und unterhalten“, meint der Filmemacher Walter. Hinter einem Kurzfilm stecke viel Zeit und Energie – aber vor allem ein gutes Team. Ihm würden auch jetzt schon wieder Details auffallen, die man an ihrem Film verbessern könne. „Der Prozess ist das Kunstwerk“, erklärt der junge Regisseur. Walter absolvierte dieses Jahr sein Abitur und möchte nun in die Filmbranche einsteigen. Auch die Veranstalter des Kurzfilmfestivals sind zufrieden mit der Resonanz. „Wir leben in einer Kleinstadt, da ist die Vermittlung dementsprechend schwerer“, erklärt Florina Herold. Trotzdem sind alle von der Besucherzahl begeistertnur die ersten zwei Reihen des Saals waren noch leer. Ein nächstes Festival ist schon im Gespräch. „Einmal im Jahr wäre toll“, sind sich der Kinomitarbeiter und Lucie Schafferhans einig. Dann kann man sich als Filmbegeisterte auf das kommende Jahr freuen, wenn vielleicht ein zweites Neuburger Kurzfilmfestival stattfindet.