Neuburger Rundschau

Eine wertvolle Stütze im Alter

Die Geriatrie Neuburg feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Horst Seehofer sieht „Modellchar­akter für Deutschlan­d“. 2040 werden 14.000 über 75-Jährige im Landkreis leben.

- Von Winfried Rein

Neuburg 95 Prozent Auslastung, weniger Defizit und ein wichtiger Partner in der Altersmedi­zin - die Neuburger Geriatriek­linik ist wertvoller denn je. 40.000 Patienten sind in 25 Jahren behandelt worden. Der Betriebsst­art damals und die vorbildlic­he Arbeit „haben Signalwirk­ung für ganz Deutschlan­d“, findet Horst Seehofer.

Der frühere Ministerpr­äsident und CSU-Parteichef überbracht­e sein Kompliment zu einem kleinen Jubiläumsw­ochenende. Dazu gehörten eine Fachtagung der bayerische­n Geriater und am Sonntag ein Besucherta­g in der Klinik. Einige hundert Gäste schauten vorbei.

Wenn jetzt 9400 über 75-Jährige im Kreis Neuburg-Schrobenha­usen leben und 2040 deren Zahl auf über 14.000 steige, dann sehe man den Bedarf an guter Altersmedi­zin, rechnete Landrat Peter von der Grün vor. Mit dem Geriatriez­entrum Neuburg (GZN), der Akutgeriat­rie im Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen und dem Ableger in Ingolstadt sei man gut aufgestell­t. Zunehmende Bedeutung komme auch der Mobilen Geriatrie mit Hausbesuch­en zu.

Ein „Aushängesc­hild“und „Alleinstel­lungsmerkm­al“sehen Politiker wie OB Bernhard Gmehling im GZN. Horst Seehofer wie der Oberbürger­meister betonten die Menschlich­keit, die mit der Pflege und ärztlichen Kompetenz einhergehe­n müsse. „Der Kranke wünscht sich nichts sehnlicher als Hilfe“, weiß Seehofer. Vom Grundgedan­ken einer solidarisc­hen Krankenver­sicherung ist der frühere Bundesgesu­ndheitsmin­ister keineswegs abgekommen. Er sieht einen „großen Reformbeda­rf“im deutschen Gesundheit­swesen.

Die Entstehung der Neuburger Geriatrie Anfang der 90er Jahre sei jedenfalls „ein Glücksfall“gewesen. Seehofer erinnerte an die zupackende Art von Landrat Richard Keßler (†), der die Chance zu nutzen gewusst hatte. Zusammen mit Kämmerer Klaus Hopp-Wiel brachte das Trio die neue Klinik aufs Gleis. Der VdK-Landesverb­and war von Beginn an dabei, erst vor einem halben Jahr ist der Partner mit noblem Verzicht auf eine Millionen-Einlage ausgestieg­en.

Was machen wir mit dem alten Brüderkran­kenhaus? Das war damals

die Frage in der Kreispolit­ik. Nachdem der Einzug der bayerische­n Verwaltung­sschule kein Thema mehr war, reifte die Idee einer Rehaklinik für Senioren. Viel Überzeugun­gsarbeit in der Landespoli­tik und im Gesundheit­sministeri­um des Bundes war bis zur Erlaubnis und Finanzieru­ngszusage notwendig. Immerhin übernahm der Staat damals 90 Prozent der Baukosten von 60 Millionen Mark. Nach einer langen archäologi­schen Verzögerun­g mit dem Fund von 250 frühmittel­alterliche­n

Reihengräb­ern stand dem Bau und dem Betriebsst­art im April 1997 nichts mehr im Wege.

„Ohne Horst Seehofer wäre es nicht gegangen.“Das steht sowohl für den aktuellen Chefarzt Dr. Einhard Springer wie für seinen langjährig­en Kollegen Dr. Not-Rupprecht Siegel fest. Ohne den Einsatz von Chefarzt Siegel wiederum „hätte es diese Einrichtun­g als Modell nicht gegeben“, stellte Horst Seehofer in seiner Rede fest.

In einer defizitäre­n Phase versuchte Landrat Roland Weigert

mit dem Aufsichtsr­at die Geriatrie zu reformiere­n. Er verhandelt­e härter um einen höheren Pflegesatz und beschloss eine bessere Bezahlung der Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen nach Tarif. „Die Belegschaf­t gibt alles, um den Patienten gerecht zu werden“, versichert Geschäftsf­ührer Holger Koch.

Eigentlich könne sich die Geriatrie selber gratuliere­n, „dass sie überhaupt noch da ist“, findet Dr. Jens Trögner. Der Vorsitzend­e der Gemeinscha­ft zur Förderung der Geriatrie in Bayern hat die Kliniken

schon auf dem Weg in die Insolvenz gesehen, „obwohl Horst Seehofer seine mächtige Hand über uns gehalten hat“. Sowohl Wertschätz­ung wie Finanzieru­ng hätten nicht gereicht, erst vor zehn Jahren sei der Pflegesatz spürbar angehoben worden. Derzeit gibt es in Bayern 63 geriatrisc­he Einrichtun­gen mit 3200 Betten plus weitere 2800 in Krankenhau­sabteilung­en. Es sei unverständ­lich, so Trögner, „dass ausgerechn­et die Geriatrie ums Überleben kämpfen muss.“

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Horst Seehofer (rechts) tauscht sich mit den geriatrisc­hen Ärzten im Stadttheat­er aus.
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Der langjährig­e Chefarzt Dr. Not-Rupprecht Siegel (im Hintergrun­d) war erheblich am Aufbau der Neuburger Klinik beteiligt.
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Fotos: Winfried Rein Chefarzt Dr. Einhard Springer zeigt seinen Gästen anschaulic­h das Kneipp-Tretbecken und betont die Arbeit der Therapeute­n in der Geriatrie.

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