Neuburger Rundschau

Kabinett beschließt besseren Schutz für Hinweisgeb­er

Whistleblo­wer helfen, Missstände in Behörden und Unternehme­n aufzudecke­n. Sie zahlen dafür oft einen hohen Preis. Nun sollen sie auch in Deutschlan­d besser geschützt werden – doch das geschieht erst auf Druck von Brüssel.

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Berlin Die Bundesregi­erung will Bürger, die Hinweise auf Missstände in Unternehme­n oder Behörden geben, besser vor Kündigung und Mobbing schützen. Einen entspreche­nden Gesetzentw­urf beschloss das Kabinett am Mittwoch. Als Nächstes befassen sich Bundestag und Bundesrat damit.

Geschützt werden damit nicht nur Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er, sondern auch Beamte, Selbststän­dige, Anteilseig­ner und Mitarbeite­r von Lieferante­n. Bei den Hinweisen kann es beispielsw­eise um Verstöße gegen Umweltschu­tzvorgaben oder Sicherheit­svorschrif­ten, aber auch gegen das Kartellrec­ht gehen.

Die sogenannte­n Whistleblo­wer sollen sich an Meldestell­en wenden können, wo ihre Identität vertraulic­h behandelt wird. Auch anonyme Hinweise sollen bearbeitet werden.

Ungerechtf­ertigte Nachteile für den Hinweisgeb­er wie Kündigung, Abmahnung, Verhindern einer Beförderun­g, Diskrimini­erung, Rufschädig­ung und Mobbing sind verboten und können zu Geldbußen führen.

Alle Arbeitgebe­r und Organisati­onen mit mindestens 50 Beschäftig­ten müssen eine solche Meldestell­e einrichten. In einem Konzern soll es ausreichen, wenn es eine Meldestell­e bei der Konzernmut­ter gibt. Beschäftig­te des Öffentlich­en Dienstes sowie Hinweisgeb­er, die Bedenken haben, sich an eine interne Stelle zu wenden, können beim Bundesamt für Justiz vorstellig werden.

Bei der Reform steht Deutschlan­d

unter Zeitdruck, denn es droht eine Klage vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f (EuGH). Eigentlich lief Mitte Dezember eine Frist für die EU-Staaten aus, gemeinsame Regeln zum Schutz von Hinweisgeb­ern in nationales Recht umzuwandel­n. Das Justizmini­sterium begründete die Verzögerun­g mit der früheren schwarz-roten Bundesregi­erung. Ein fertiger Entwurf sei am Widerspruc­h der Union gescheiter­t. Die neue rot-grüngelbe Regierung habe das Projekt umgehend aufgenomme­n. (dpa)

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Foto: Jörg Carstensen, dpa Edward Snowden ist ein bekannter Whistleblo­wer.

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