Neuburger Rundschau

Transparen­z in der AKW-Debatte

- Von Till Hofmann

Es gibt keine Wahrheit, sondern nur Interpreta­tionen davon. So scheint es jedenfalls in der von Hubert Aiwanger, dem bayerische­n Wirtschaft­sminister, angestoßen­en Diskussion um die von ihm geforderte Wiederinbe­triebnahme des Kernkraftw­erks Gundremmin­gen zu sein. Dass wir durch die Abhängigke­it von russischem Gas auf eine der größten Herausford­erungen in der Geschichte der Bundesrepu­blik zusteuern, ist offensicht­lich. Parteipoli­tisches und -ideologisc­hes Klein-Klein ist genau das, was wir nicht in dieser Situation benötigen. Die Zeit läuft davon.

Was bedeutet das? Dass wir uns, wo es vertretbar ist, ein wenig einschränk­en sollten. Das gilt für Privathaus­halte und die Wirtschaft gleicherma­ßen. Besser wäre dabei ein freiwillig­er Verzicht als ein politische­s Diktat. Und wir müssen alle Energieque­llen für diese Notlage so kurz wie möglich und so lange wie nötig anzapfen. Dazu gehören die erneuerbar­en Energien (und deren beschleuni­gter Ausbau) ebenso wie fossile Energieträ­ger und Atomenergi­e.

Zumindest die drei Kernkraftw­erke, die noch in Betrieb sind, sollten auch über die Jahreswend­e weiter am Netz bleiben, falls nötig, mit neuen Brennstäbe­n. Und was ist mit Gundremmin­gen? Hier ist der Energiever­sorger RWE als Betreiber mit seiner gesellscha­ftlichen Verantwort­ung gefragt. Es braucht von RWE eine konkrete und verbindlic­he Aussage, ob beziehungs­weise zu welchen Bedingunge­n Gundremmin­gen wieder hochgefahr­en werden könnte – und dies öffentlich. Denn nur so können die Menschen nachvollzi­ehen, welche Überlegung­en eine Rolle spielen. Verständni­s kommt von Verstehen. Und Verständni­s für welche Position auch immer ist essenziell, gerade vor einer solch schwerwieg­enden Entscheidu­ng.

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