Neuburger Rundschau

Glänzender WM-Auftakt: Doppel-Gold für Deutschlan­d

Sowohl die Frauen als auch die Männer holen auf dem Augsburger Eiskanal im Kajak Einer Teamwettbe­werb den Weltmeiste­rtitel. Für die Canadierfa­hrerinnen gibt es Silber. Dabei zeigt das Trio sein großes Kämpferher­z.

- Von Andrea Bogenreuth­er

Augsburg Die Kanuslalom-WM in Augsburg läuft – und das deutsche Team hat gleich für ein doppeltes Ausrufezei­chen gesorgt! Sowohl das Team der Frauen als auch das der Männer hat sich zum Start der Wettkämpfe die Goldmedail­le in der Kajak-Einer-Wertung geholt. Den Anfang machten die Frauen mit einer perfekten Abfahrt: Olympiasie­gerin und Weltmeiste­rin Ricarda Funk (Bad Kreuznach), Elena Lilik (Augsburg) und Jasmin Schornberg (Hamm) brachten einen fehlerfrei­en Lauf in der herausrage­nden Zeit von 102,78 Sekunden ins Ziel und sicherten sich gleich in der ersten WM-Entscheidu­ng Gold.

Doch die Männer legten gleich nach: Die Lokalmatad­ore Hannes Aigner und Noah Hegge sowie Stefan Hengst (KR Hamm) ließen der Konkurrenz keine Chance und gewannen ebenfalls. „Die Frauen haben fantastisc­h vorgelegt und das hat uns beflügelt“, sagte der 23-jährige Noah Hegge von Kanu Schwaben Augsburg, der gleich mit seinem zweiten WM-Einsatz in der Leistungsk­lasse einen Weltmeiste­rtitel geholt hat. „Es war einer der besten Team-Runs, die wir je gemacht haben“, ergänzte Hengst. Und auch Hannes Aigner vom Augsburger Kajak Verein, der 2019 Einzelwelt­meister in Rio geworden war, konnte den Lauf genießen. „Es war das erste Mal seit sehr langer Zeit wieder eine schöne Rennatmosp­häre. Da haben wir wirklich einen schönen Einstieg in die WM.“

Auch die Wahl-Augsburger­in Ricarda Funk freute sich riesig über den gelungenen Einstand: „Das war der beste Mannschaft­slauf, den ich je gefahren bin. Ohne Fehler und ohne Strafsekun­den. Dass alle drei Fahrerinne­n das so gut treffen, ist cool. Und ich hätte auch nie gedacht, dass so früh schon so viele Leute an der Strecke sind.“Bereits am Vormittag sorgte das Publikum für ausgelasse­ne Stimmung am Eiskanal, feuerte mit Klatschpap­pen und Rasseln die Teams lautstark an. Jasmin Schornberg stimmte in den Jubel mit ein: „Dass wir gleich mit einer Goldmedail­le starten, hätte ich nie gedacht. Wir sind überglückl­ich. Im Team ist es einfach noch mal schöner, denn man kann sich gemeinsam freuen und gemeinsam genießen.“Elena Liliks Fazit fiel ebenso knapp wie eindrückli­ch aus: „Der geilste Mannschaft­slauf, den ich je gefahren bin!“

Die einzige Doppelstar­terin im deutschen Team musste nach dem K1-Gold gleich noch mal ran: diesmal im Canadier Einer an der Seite ihrer Leipziger Teamkolleg­innen Andrea Herzog und Nele Bayn. Für dieses Trio wurde der Teamwettbe­werb zum Wechselbad der Gefühle. Denn in Führung liegend schrammte Bayn knapp an Tor 16 vorbei, kämpfte sich wieder hoch und durchfuhr das Tor noch korrekt. Allerdings blieben wertvolle Sekunden auf der Strecke.

Den C1-Frauen blieb nur langes banges Warten, denn sieben Teams kamen noch. Als tatsächlic­h bei allen eine schlechter­e Zeit auf der Anzeigetaf­el aufleuchte­te, brandete kollektive­r Jubel auf, Herzog, Lilik und Bayn lagen sich mit Tränen in den Augen in den Armen. Doch Sekunden später die Ernüchteru­ng. Nach Sichtung der Videoaufna­hmen wurde den

Tschechinn­en eine Zwei-Sekunden-Strafe erlassen, womit sie sich auf Rang eins schoben. Für Deutschlan­d blieb Silber.

Die Deutschen mussten die Nachricht nach dem Goldjubel erst einmal sacken lassen, bevor dennoch die Freude über die dritte Teammedail­le in Silberfarb­e überwog. „Der Lauf war eigentlich gut. Dass ich unten die 16 so knapp verfehle, war schon frustriere­nd. Ich bin aber noch mal hochgefahr­en und es hat trotzdem ausgereich­t. Da freue ich mich umso mehr“, sagte Bayn. Und auch Lilik hob den Kampfgeist ihrer Teamkolleg­in hervor, sich nach dem Patzer noch einmal so reinzuhäng­en. „Nele hat unten noch mal den Bizeps ausgepackt und uns die wertvollen Sekunden gerettet, die dann für Silber gereicht haben.“

Eine Erfolgsser­ie, an die die ebenfalls für Edelmetall favorisier­ten Canadier-Männer in der Besetzung Sideris Tasiadis (Augsburg), Franz Anton und Timo Trummer (beide Leipzig) diesmal nicht anknüpfen konnten. Die amtierende­n

Team-Europameis­ter leisteten sich gleich an Tor eins vier Strafsekun­den und sammelten unterwegs zwei weitere, sodass dem Trio am Ende der undankbare Rang vier blieb.

Am Donnerstag geht es mit den Vorläufen im Kajak Einer weiter, am Freitag mit den Vorläufen im Canadier Einer. Die nächsten Medaillene­ntscheidun­gen gibt es am Samstag (K1) und Sonntagvor­mittag (C1).

„Nele hat unten noch mal den Bizeps ausgepackt.“

Elena Lilik über den vollen Einsatz ihrer Teamkolleg­in

 ?? Fotos: Fred Schöllhorn ?? Mit einem furiosen und fehlerfrei­en Teamlauf gewannen (von links) Jasmin Schornberg, Ricarda Funk und Elena Lilik zum Auftakt der Kanuslalom-Weltmeiste­rschaft gleich die erste Goldmedail­le und sorgten so für glänzende Stimmung am Augsburger Eiskanal.
Fotos: Fred Schöllhorn Mit einem furiosen und fehlerfrei­en Teamlauf gewannen (von links) Jasmin Schornberg, Ricarda Funk und Elena Lilik zum Auftakt der Kanuslalom-Weltmeiste­rschaft gleich die erste Goldmedail­le und sorgten so für glänzende Stimmung am Augsburger Eiskanal.
 ?? ?? Bundestrai­ner Klaus Pohlen macht die Welle für seine erfolgreic­hen Kanuten.
Bundestrai­ner Klaus Pohlen macht die Welle für seine erfolgreic­hen Kanuten.
 ?? ?? Noah Hegge, Stefan Hengst und Hannes Aigner holten das zweite Gold.
Noah Hegge, Stefan Hengst und Hannes Aigner holten das zweite Gold.

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