Glänzender WM-Auftakt: Doppel-Gold für Deutschland
Sowohl die Frauen als auch die Männer holen auf dem Augsburger Eiskanal im Kajak Einer Teamwettbewerb den Weltmeistertitel. Für die Canadierfahrerinnen gibt es Silber. Dabei zeigt das Trio sein großes Kämpferherz.
Augsburg Die Kanuslalom-WM in Augsburg läuft – und das deutsche Team hat gleich für ein doppeltes Ausrufezeichen gesorgt! Sowohl das Team der Frauen als auch das der Männer hat sich zum Start der Wettkämpfe die Goldmedaille in der Kajak-Einer-Wertung geholt. Den Anfang machten die Frauen mit einer perfekten Abfahrt: Olympiasiegerin und Weltmeisterin Ricarda Funk (Bad Kreuznach), Elena Lilik (Augsburg) und Jasmin Schornberg (Hamm) brachten einen fehlerfreien Lauf in der herausragenden Zeit von 102,78 Sekunden ins Ziel und sicherten sich gleich in der ersten WM-Entscheidung Gold.
Doch die Männer legten gleich nach: Die Lokalmatadore Hannes Aigner und Noah Hegge sowie Stefan Hengst (KR Hamm) ließen der Konkurrenz keine Chance und gewannen ebenfalls. „Die Frauen haben fantastisch vorgelegt und das hat uns beflügelt“, sagte der 23-jährige Noah Hegge von Kanu Schwaben Augsburg, der gleich mit seinem zweiten WM-Einsatz in der Leistungsklasse einen Weltmeistertitel geholt hat. „Es war einer der besten Team-Runs, die wir je gemacht haben“, ergänzte Hengst. Und auch Hannes Aigner vom Augsburger Kajak Verein, der 2019 Einzelweltmeister in Rio geworden war, konnte den Lauf genießen. „Es war das erste Mal seit sehr langer Zeit wieder eine schöne Rennatmosphäre. Da haben wir wirklich einen schönen Einstieg in die WM.“
Auch die Wahl-Augsburgerin Ricarda Funk freute sich riesig über den gelungenen Einstand: „Das war der beste Mannschaftslauf, den ich je gefahren bin. Ohne Fehler und ohne Strafsekunden. Dass alle drei Fahrerinnen das so gut treffen, ist cool. Und ich hätte auch nie gedacht, dass so früh schon so viele Leute an der Strecke sind.“Bereits am Vormittag sorgte das Publikum für ausgelassene Stimmung am Eiskanal, feuerte mit Klatschpappen und Rasseln die Teams lautstark an. Jasmin Schornberg stimmte in den Jubel mit ein: „Dass wir gleich mit einer Goldmedaille starten, hätte ich nie gedacht. Wir sind überglücklich. Im Team ist es einfach noch mal schöner, denn man kann sich gemeinsam freuen und gemeinsam genießen.“Elena Liliks Fazit fiel ebenso knapp wie eindrücklich aus: „Der geilste Mannschaftslauf, den ich je gefahren bin!“
Die einzige Doppelstarterin im deutschen Team musste nach dem K1-Gold gleich noch mal ran: diesmal im Canadier Einer an der Seite ihrer Leipziger Teamkolleginnen Andrea Herzog und Nele Bayn. Für dieses Trio wurde der Teamwettbewerb zum Wechselbad der Gefühle. Denn in Führung liegend schrammte Bayn knapp an Tor 16 vorbei, kämpfte sich wieder hoch und durchfuhr das Tor noch korrekt. Allerdings blieben wertvolle Sekunden auf der Strecke.
Den C1-Frauen blieb nur langes banges Warten, denn sieben Teams kamen noch. Als tatsächlich bei allen eine schlechtere Zeit auf der Anzeigetafel aufleuchtete, brandete kollektiver Jubel auf, Herzog, Lilik und Bayn lagen sich mit Tränen in den Augen in den Armen. Doch Sekunden später die Ernüchterung. Nach Sichtung der Videoaufnahmen wurde den
Tschechinnen eine Zwei-Sekunden-Strafe erlassen, womit sie sich auf Rang eins schoben. Für Deutschland blieb Silber.
Die Deutschen mussten die Nachricht nach dem Goldjubel erst einmal sacken lassen, bevor dennoch die Freude über die dritte Teammedaille in Silberfarbe überwog. „Der Lauf war eigentlich gut. Dass ich unten die 16 so knapp verfehle, war schon frustrierend. Ich bin aber noch mal hochgefahren und es hat trotzdem ausgereicht. Da freue ich mich umso mehr“, sagte Bayn. Und auch Lilik hob den Kampfgeist ihrer Teamkollegin hervor, sich nach dem Patzer noch einmal so reinzuhängen. „Nele hat unten noch mal den Bizeps ausgepackt und uns die wertvollen Sekunden gerettet, die dann für Silber gereicht haben.“
Eine Erfolgsserie, an die die ebenfalls für Edelmetall favorisierten Canadier-Männer in der Besetzung Sideris Tasiadis (Augsburg), Franz Anton und Timo Trummer (beide Leipzig) diesmal nicht anknüpfen konnten. Die amtierenden
Team-Europameister leisteten sich gleich an Tor eins vier Strafsekunden und sammelten unterwegs zwei weitere, sodass dem Trio am Ende der undankbare Rang vier blieb.
Am Donnerstag geht es mit den Vorläufen im Kajak Einer weiter, am Freitag mit den Vorläufen im Canadier Einer. Die nächsten Medaillenentscheidungen gibt es am Samstag (K1) und Sonntagvormittag (C1).
„Nele hat unten noch mal den Bizeps ausgepackt.“
Elena Lilik über den vollen Einsatz ihrer Teamkollegin