Neuburger Rundschau

Die schmerzhaf­te Tour der Frauen

Massenstür­ze, schwere Verletzung­en und vorzeitige Aufgaben während der ersten Etappen: Die Tour de France der Frauen weist Parallelen zur Rundfahrt der Männer auf.

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Troyes/Bar-sur-Aube Zerfetzte Rennhosen, Rennräder am Boden, Blut an Ellenbogen und Knien: Die Tour de France der Frauen liefert in ihren ersten Tagen erschrecke­nde Sturz-Bilder, die Radsport-Fans auch von der Tour der Männer kennen. 13 der insgesamt 144 gestartete­n Frauen mussten bereits in den ersten drei Tagen der Frankreich­Rundfahrt aussteigen. Mitfavorit­in Marta Cavalli aus Italien und Laura Süßemilch schafften es nicht einmal bis zur Ziellinie der jeweiligen Etappe. Ihre Stürze hatten erhebliche Folgen: Cavalli erlitt ein Schädelhir­ntrauma, Süßemilch brach sich zwei Wirbel und wurde ins Krankenhau­s gebracht.

Andere Fahrerinne­n, etwa die Slowenin Urska Pintar, kämpften sich zwar mit Schmerzen und blutigen Schrammen ins Ziel, verpassten aber das Zeitlimit. Für die Unfälle gibt es viele Ursachen. „Der heftige Wind spielte sicher eine Rolle und auch die Positionsk­ämpfe im Feld. Jeder wollte vorne sein“, sagte Marianne Vos, die bei der zweiten Etappe ins Gelbe Trikot fuhr.

Auch die Aufregung, an der ersten Tour de France der Frauen in diesem Jahrhunder­t teilzunehm­en, ist dem Anschein nach ein Faktor. „Alle sind ein bisschen extra motiviert“, sagte die Schweizeri­n Marlen Reusser. Die Olympia-Zweite und Vize-Weltmeiste­rin im Zeitfahren macht aber auch fahrerisch­e Fehlleistu­ngen einzelner Kolleginne­n dafür verantwort­lich. „Es sind hier auch Fahrerinne­n am Start, bei denen man sich schon die

Frage stellt, warum sie dabei sind. Das macht das Feld sehr heterogen“, sagte Reusser.

Zu den 14 WorldTour-Teams und den drei besten Rennställe­n der Continenta­l-Kategorie kommen gleich sieben Teams, die über Wild Cards eingeladen wurden. „Es reicht eigentlich, wenn man ein, zwei oder drei Fahrerinne­n hat, die es nicht so ganz beherrsche­n oder zu viel Risiko nehmen, um vermeidbar­e Stürze zu verursache­n“, sagte Reusser. Ein Sturz verhindert­e auch, dass die deutsche Klassiker-Spezialist­in Liane Lippert auf der 3. Etappe in den Kampf um den Tagessieg eingreifen konnte. Sie kam zu Fall, weil sie der gestürzten Niederländ­erin Demi Vollering nicht mehr ausweichen konnte. „Es ist sehr schade.

Ich hatte gute Beine, war nicht in großen Schwierigk­eiten am Berg und hatte immer Kontrolle“, sagte Lippert. Doch dann kam der Sturz. Immerhin trug die Fahrerin aus Friedrichs­hafen keine schwereren Verletzung­en davon.

Eine Ursache für die Unruhe im Peloton sieht Ronny Lauke, Chef des deutschen Rennstalls Canyon SRAM, im schwachen Nervenkost­üm mancher seiner Kollegen. „Man sieht schon die Unruhe im Konvoi der Begleitfah­rzeuge. Manche verlassen immer wieder ihre Position und turnen dann vor einem herum. Und diese Nervosität, die einige Teammanage­r und Sportliche­n Leiter mitbringen und die auch wirklich sichtbar ist, überträgt sich dann auf die Fahrerinne­n“, sagte Lauke. (dpa)

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Foto: Jeff Pachoud, dpa Laura Süßemilch brach sich bei ihrem Sturz zwei Wirbel und muss vorerst eine Halskrause tragen.

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