Wo kann die Stadt noch Energie sparen?
Das Neuburger Parkbad muss geschlossen bleiben. Eine Entscheidung, die noch nicht final ist, aber für Diskussionen sorgt. Nun geht es um die Zukunft des Hallenbads – und darum, welche weiteren Einrichtungen schließen könnten.
Neuburg Diese Nachricht hat am Dienstag eingeschlagen. Das Neuburger Parkbad wird in diesem Winter wohl nicht öffnen. Eine Entscheidung, die Vertreter lokaler Vereine in Unruhe versetzt (siehe Artikel auf Seite 25), aber auch in der Stadtpolitik für Diskussionen sorgt. Natürlich war das Parkbad, das aus Energiesparmaßnahmen heuer voraussichtlich geschlossen bleibt, auch Thema im Werkausschuss am Dienstagabend – und es ging um weit mehr als nur das Hallenbad.
Den Verantwortlichen ist bewusst, welche Tragweite eine solche Entscheidung hat. StadtwerkeChef Richard Kuttenreich will diese als „Weckruf“verstanden wissen. Theo Walter (Grüne) sieht das „richtige Signal“: „Wir können nicht sagen, dass alle sparen müssen, und dann das Bad betreiben.“Dafür stünden gerade Familien, die nun deutlich mehr für Energie zahlen müssen, vor zu großen Problemen. Für Doris Stöckl (CSU) sei es „erschreckend“zu sehen, was wohl auf alle zukomme. Sie appellierte daran, auch an die Firmen und die Sicherung der Arbeitsplätze zu denken. Ralph Bartoschek (SPD) stellte infrage, ob man bereits am 26. Juli festlegen muss, dass das Hallenbad im Herbst und Winter geschlossen bleibt. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling verwies auf die Vorlaufzeit, die man bräuchte, um das Bad für den Betrieb vorzubereiten. Würde man erst von einer regulären Öffnung ausgehen, um dann kurz vorher doch abzusagen, wären Aufwand und Kosten umsonst. Dass die Maßnahme erforderlich ist, sei angesichts der aktuellen und zu erwartenden „massiven Reduzierung der Gasmengen“unstrittig. „Ich weiß nicht, wer da noch daran zweifelt.“In den Augen des Rathauschefs sei es „genau der richtige Zeitpunkt“, um eine solche Entscheidung zu treffen.
Gabriele Kaps (CSU) sprach die Probleme an, die mit der Schließung des Bads einhergehen. „Wir beklagen uns immer, dass die Kinder nicht schwimmen können.“Deswegen müsse man nun eine Lösung für Kinder finden, die Schwimmen lernen sollen – und sei es nur eine Übergangslösung. „Natürlich ist Schwimmen lernen wichtig“, entgegnete Gmehling. Doch man treffe einen solchen Entschluss „nicht aus Jux und Tollerei“. Wenn man mit einem bestimmten Szenario zu tun habe, müsse man entsprechend handeln. Angesprochen auf Vereine, wie die Donaunixen, antwortete Gmehling: „Klar müssen die trainieren. Aber wenn kein Gas kommt, dann können sie halt nicht trainieren.“
Die Frage, die es am Dienstagabend noch zu klären galt: Ist der Entschluss, das Bad geschlossen zu halten, definitiv? Dem ist nicht so. Sollte, wider Erwarten, die Versorgung mit Gas ausreichend sein, könnte man das Bad innerhalb von vier Wochen in Betrieb nehmen, teilte Bäderbetriebsleiter Maik Müller mit. „Wir richten die Becken so weit her, dass sie nur noch befüllt werden müssen.“Und was passiert mit den Mitarbeitenden des Parkbads? Für sie gebe es mehrere Optionen, berichtete Andreas Bichler von den Stadtwerken. Zum einen Kurzarbeit. Diese sei jedoch nicht im Sinne der Verantwortlichen, schließlich wolle man keine Mitarbeitenden verlieren. Eine andere Möglichkeit wäre, das Personal in anderen Bädern, die geöffnet haben, aushelfen zu lassen.
Gerhard Schoder (Grüne) regte an, das Geld, das man durch das geschlossene Hallenbad einspart, bewusst zu investieren, beispielsweise zum Aufhübschen des Bads oder zum Ausbau des Nahwärmenetzes. OB Gmehling bezeichnete es einen „Trugschluss“, zu glauben, plötzlich finanziellen Spielraum zu haben – im Gegenteil. Dieses und nächstes Jahr werde finanziell „extrem schwierig“. „Da sind keine Investitionen möglich.“Stadtwerke-Chef Kuttenreich machte deutlich, dass man sich angesichts der explodierenden Energiekosten die Frage stellen muss, ob man sich ein Bad überhaupt noch leisten kann.
Denn wie Bäderleiter Müller betont, habe man bei dem Bad schon in den vergangenen Jahren immer über ein Defizit geklagt, sollte dieses durch die stark gestiegenen Energiepreise noch größer werden, könne sich keiner mehr den Betrieb leisten. Daher sei es seiner Meinung nach nicht gesichert, ob das Neuburger Hallenbad im kommenden Jahr überhaupt wieder öffnen könne. Im schlimmsten Fall bliebe den Neuburgern und Neuburgerinnen dann nur noch ihr Freibad, das aktuell zu 30 Prozent über die Abwärme des Krankenhauses geheizt wird, man in Kürze aber Werte zwischen 80 und 90 Prozent und langfristig sogar von 100 Prozent erreichen könne.
Beim Thema Energiesparen ging es nicht nur um das Schwimmbad. Die Stadt will die Temperatur in öffentlichen Einrichtungen der Stadt, wie Kitas, Schulen oder dem Theater, auf 19 Grad Celsius senken. Auch soll geprüft werden, ob man die Straßenbeleuchtung dimmen kann. „Ausschalten möchte ich sie nicht“, sagt OB Gmehling im Gespräch mit unserer Redaktion. Darin macht er auch deutlich, dass Einrichtungen, die nicht „überlebensnotwendig“sind, möglicherweise komplett geschlossen werden müssen. Als Beispiele führt Gmehling die TouristInfo, Museen und das Stadttheater an.
Kulturreferentin Gabriele Kaps appellierte im Werkausschuss daran, bezüglich der Kultur einen „gangbaren Weg“zu finden. Man habe während der Corona-Pandemie gemerkt, dass dieser Bereich nicht unwichtig sei. Man müsse gerade in schweren Zeiten kulturelle Lichtblicke bieten. Gmehling erwiderte, dass das Stadttheater möglicherweise nicht mehr beheizt werden kann und in diesem Fall nicht mehr benutzbar wäre.
Kaps äußerte sich auch zu den Schulen. Die Lehrerin am Descartes-Gymnasium sprach sich dafür aus, die Heizungen auch in den Schulen herunterzudrehen. Die Zustände in den vergangenen Corona-Wintern bezeichnete sie als „ökologischen und energetischen Wahnsinn“. Schließlich habe man angesichts der Pandemie fortwährend lüften müssen, während die Heizungen liefen. Diese herunterzuregeln, sei kein Problem für die dick angezogenen Kinder. „Die sind es gewöhnt, so leid es mir tut.“Kälter als zuletzt könne es ohnehin nicht werden.
Laut Gmehling sei es ein „großes Glück“, dass die Grundschulen sowie die Mittelschule und das Gymnasium im Stadtgebiet an die Nahwärme angeschlossen sind. Damit könne man eine Grundwärme in den Gebäuden gewährleisten, zumindest bis minus fünf Grad Celsius. „Dann wird es langsam kritisch“, so der Oberbürgermeister.