Neuburger Rundschau

Wo kann die Stadt noch Energie sparen?

Das Neuburger Parkbad muss geschlosse­n bleiben. Eine Entscheidu­ng, die noch nicht final ist, aber für Diskussion­en sorgt. Nun geht es um die Zukunft des Hallenbads – und darum, welche weiteren Einrichtun­gen schließen könnten.

- Von Andreas Zidar und Anna Hecker

Neuburg Diese Nachricht hat am Dienstag eingeschla­gen. Das Neuburger Parkbad wird in diesem Winter wohl nicht öffnen. Eine Entscheidu­ng, die Vertreter lokaler Vereine in Unruhe versetzt (siehe Artikel auf Seite 25), aber auch in der Stadtpolit­ik für Diskussion­en sorgt. Natürlich war das Parkbad, das aus Energiespa­rmaßnahmen heuer voraussich­tlich geschlosse­n bleibt, auch Thema im Werkaussch­uss am Dienstagab­end – und es ging um weit mehr als nur das Hallenbad.

Den Verantwort­lichen ist bewusst, welche Tragweite eine solche Entscheidu­ng hat. Stadtwerke­Chef Richard Kuttenreic­h will diese als „Weckruf“verstanden wissen. Theo Walter (Grüne) sieht das „richtige Signal“: „Wir können nicht sagen, dass alle sparen müssen, und dann das Bad betreiben.“Dafür stünden gerade Familien, die nun deutlich mehr für Energie zahlen müssen, vor zu großen Problemen. Für Doris Stöckl (CSU) sei es „erschrecke­nd“zu sehen, was wohl auf alle zukomme. Sie appelliert­e daran, auch an die Firmen und die Sicherung der Arbeitsplä­tze zu denken. Ralph Bartoschek (SPD) stellte infrage, ob man bereits am 26. Juli festlegen muss, dass das Hallenbad im Herbst und Winter geschlosse­n bleibt. Oberbürger­meister Bernhard Gmehling verwies auf die Vorlaufzei­t, die man bräuchte, um das Bad für den Betrieb vorzuberei­ten. Würde man erst von einer regulären Öffnung ausgehen, um dann kurz vorher doch abzusagen, wären Aufwand und Kosten umsonst. Dass die Maßnahme erforderli­ch ist, sei angesichts der aktuellen und zu erwartende­n „massiven Reduzierun­g der Gasmengen“unstrittig. „Ich weiß nicht, wer da noch daran zweifelt.“In den Augen des Rathausche­fs sei es „genau der richtige Zeitpunkt“, um eine solche Entscheidu­ng zu treffen.

Gabriele Kaps (CSU) sprach die Probleme an, die mit der Schließung des Bads einhergehe­n. „Wir beklagen uns immer, dass die Kinder nicht schwimmen können.“Deswegen müsse man nun eine Lösung für Kinder finden, die Schwimmen lernen sollen – und sei es nur eine Übergangsl­ösung. „Natürlich ist Schwimmen lernen wichtig“, entgegnete Gmehling. Doch man treffe einen solchen Entschluss „nicht aus Jux und Tollerei“. Wenn man mit einem bestimmten Szenario zu tun habe, müsse man entspreche­nd handeln. Angesproch­en auf Vereine, wie die Donaunixen, antwortete Gmehling: „Klar müssen die trainieren. Aber wenn kein Gas kommt, dann können sie halt nicht trainieren.“

Die Frage, die es am Dienstagab­end noch zu klären galt: Ist der Entschluss, das Bad geschlosse­n zu halten, definitiv? Dem ist nicht so. Sollte, wider Erwarten, die Versorgung mit Gas ausreichen­d sein, könnte man das Bad innerhalb von vier Wochen in Betrieb nehmen, teilte Bäderbetri­ebsleiter Maik Müller mit. „Wir richten die Becken so weit her, dass sie nur noch befüllt werden müssen.“Und was passiert mit den Mitarbeite­nden des Parkbads? Für sie gebe es mehrere Optionen, berichtete Andreas Bichler von den Stadtwerke­n. Zum einen Kurzarbeit. Diese sei jedoch nicht im Sinne der Verantwort­lichen, schließlic­h wolle man keine Mitarbeite­nden verlieren. Eine andere Möglichkei­t wäre, das Personal in anderen Bädern, die geöffnet haben, aushelfen zu lassen.

Gerhard Schoder (Grüne) regte an, das Geld, das man durch das geschlosse­ne Hallenbad einspart, bewusst zu investiere­n, beispielsw­eise zum Aufhübsche­n des Bads oder zum Ausbau des Nahwärmene­tzes. OB Gmehling bezeichnet­e es einen „Trugschlus­s“, zu glauben, plötzlich finanziell­en Spielraum zu haben – im Gegenteil. Dieses und nächstes Jahr werde finanziell „extrem schwierig“. „Da sind keine Investitio­nen möglich.“Stadtwerke-Chef Kuttenreic­h machte deutlich, dass man sich angesichts der explodiere­nden Energiekos­ten die Frage stellen muss, ob man sich ein Bad überhaupt noch leisten kann.

Denn wie Bäderleite­r Müller betont, habe man bei dem Bad schon in den vergangene­n Jahren immer über ein Defizit geklagt, sollte dieses durch die stark gestiegene­n Energiepre­ise noch größer werden, könne sich keiner mehr den Betrieb leisten. Daher sei es seiner Meinung nach nicht gesichert, ob das Neuburger Hallenbad im kommenden Jahr überhaupt wieder öffnen könne. Im schlimmste­n Fall bliebe den Neuburgern und Neuburgeri­nnen dann nur noch ihr Freibad, das aktuell zu 30 Prozent über die Abwärme des Krankenhau­ses geheizt wird, man in Kürze aber Werte zwischen 80 und 90 Prozent und langfristi­g sogar von 100 Prozent erreichen könne.

Beim Thema Energiespa­ren ging es nicht nur um das Schwimmbad. Die Stadt will die Temperatur in öffentlich­en Einrichtun­gen der Stadt, wie Kitas, Schulen oder dem Theater, auf 19 Grad Celsius senken. Auch soll geprüft werden, ob man die Straßenbel­euchtung dimmen kann. „Ausschalte­n möchte ich sie nicht“, sagt OB Gmehling im Gespräch mit unserer Redaktion. Darin macht er auch deutlich, dass Einrichtun­gen, die nicht „überlebens­notwendig“sind, möglicherw­eise komplett geschlosse­n werden müssen. Als Beispiele führt Gmehling die TouristInf­o, Museen und das Stadttheat­er an.

Kulturrefe­rentin Gabriele Kaps appelliert­e im Werkaussch­uss daran, bezüglich der Kultur einen „gangbaren Weg“zu finden. Man habe während der Corona-Pandemie gemerkt, dass dieser Bereich nicht unwichtig sei. Man müsse gerade in schweren Zeiten kulturelle Lichtblick­e bieten. Gmehling erwiderte, dass das Stadttheat­er möglicherw­eise nicht mehr beheizt werden kann und in diesem Fall nicht mehr benutzbar wäre.

Kaps äußerte sich auch zu den Schulen. Die Lehrerin am Descartes-Gymnasium sprach sich dafür aus, die Heizungen auch in den Schulen herunterzu­drehen. Die Zustände in den vergangene­n Corona-Wintern bezeichnet­e sie als „ökologisch­en und energetisc­hen Wahnsinn“. Schließlic­h habe man angesichts der Pandemie fortwähren­d lüften müssen, während die Heizungen liefen. Diese herunterzu­regeln, sei kein Problem für die dick angezogene­n Kinder. „Die sind es gewöhnt, so leid es mir tut.“Kälter als zuletzt könne es ohnehin nicht werden.

Laut Gmehling sei es ein „großes Glück“, dass die Grundschul­en sowie die Mittelschu­le und das Gymnasium im Stadtgebie­t an die Nahwärme angeschlos­sen sind. Damit könne man eine Grundwärme in den Gebäuden gewährleis­ten, zumindest bis minus fünf Grad Celsius. „Dann wird es langsam kritisch“, so der Oberbürger­meister.

 ?? Archivfoto: Elisa Glöckner ?? Das Neuburger Parkbad muss im kommenden Herbst und Winter wohl geschlosse­n bleiben. Auch in anderen Einrichtun­gen will die Stadt Energie sparen. Muss etwa das Stadttheat­er zur Not schließen?
Archivfoto: Elisa Glöckner Das Neuburger Parkbad muss im kommenden Herbst und Winter wohl geschlosse­n bleiben. Auch in anderen Einrichtun­gen will die Stadt Energie sparen. Muss etwa das Stadttheat­er zur Not schließen?

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