Der letzte Auftritt
Noch ein Facelift – dann ist Schluss mit dem Audi-Schlachtschiff Q8.
Die Zeit der großen Schlachtschiffe, zumindest auf Verbrenner-Basis, ist vorbei. Allerorten treten die Letzten ihrer Art noch mal zu einem letzten Auftritt an. So auch der Audi Q8. Wir sind das Facelift des Ingolstädter Straßenkreuzers schon gefahren.
Facelift hat bei Mensch und Maschine immer etwas mit Aussehen zu tun. So auch beim Q8, bei dem die Designer zumindest ein Händchen anlegen durften: Wirklich neu ist der wabenförmige Kühlergrill, der nun vertikale Einleger hat. Entweder tropfenförmig (Basis-Version) oder als L (S-Line oder SQ8). Auffällig sind die noch größeren Lufteinlässe in der Front und das markante Tagfahrlicht direkt an der Motorhauben-Kante. Alles in allem sieht der Q8 damit von vorne noch mächtiger aus als vorher. Und das muss man bei so einem Brummer erst einmal hinkriegen. Im Heck stechen die neu gestalteten und jetzt auch standesgemäß aussehenden Auspuff-Endrohre heraus. Das neue durchgehende Lichtband ist ja zurzeit Designers Liebling. Ob das alles den Ausdruck expressionistisch rechtfertigt, den das Marketing hier gebraucht, lassen
wir dahingestellt. Gut aussehen tut es jedenfalls schon.
Nicht nur ein Licht, sondern deren 26 gehen bei den intelligenten HD-Matrix-LED-Scheinwerfern auf. Unterstützt werden sie durch einen messerscharfen Laser, der ab Tempo 70 die Nacht zerschneiden soll. Und hinten leuchten (gegen Aufpreis) hochauflösende OLEDLampen. Wer will, kann sie genauso wie das Tagfahrlicht individualisieren. Vier verschiedene Signaturen
stehen dafür zur Verfügung. Einen persönlichen Akzent kann man auch bei den sogenannte Comingund Leaving-Home-Inszenierungen setzen. Also die Art und Weise, wie das Auto seinen Fahrer begrüßt oder verabschiedet. Alles nette Spielereien – es gibt jedoch eine Funktion, die wirklich Aufmerksamkeit verdient: Wenn sich ein anderes Auto dem stehenden Audi nähert und die Zwei-MeterAbstandsgrenze durchbricht, machen
die roten OLED-Lampen so richtig Alarm. Eine Lichtorgel, die Unfälle vermeiden kann.
Farben, Felgen, Polster – darunter verbergen sich weiter neue Individualisierungsmöglichkeiten. Wir greifen Shakir Gold heraus, das dürfte vor allem im Mittleren Osten mit dem dort ausgeprägten Hang für Bling-Bling gut laufen. Sportliche Fahrer bevorzugen Ascariblau wegen der gleichnamigen Rennstrecke in Portugal. Esche,
Carbon, Alu matt – mit diesen Dekoren können Käufer ihre innenarchitektonischen Ambitionen befriedigen. Und wer auf Größe steht, der bekommt im Spitzenmodell Audi SQ8 jetzt auch 23-Zöller, damit steht der nach wie vor 507 PS starke Achtzylinder auf standesgemäßen Schlappen.
Bei der Technik setzt Audi auf den Vorsprung. Der scheint groß zu sein, weil es außer ein paar kleineren digitalen Erweiterungen schlichtweg keine Neuerungen gibt. Drei Sechszylinder mit MildHybridisierung, zwei Diesel mit 231 oder 286 PS und einen Benziner mit 340 PS kann man nach wie vor erwerben, dazu gibt es den eben schon erwähnten Achtender. Fahrwerk können die Ingolstädter bekanntermaßen. Schon die Basis mit Stahlfeder und adaptiven Dämpfern funktioniert Audi-typisch: souverän, stimmig, dynamisch, wenn es sein muss aber jederzeit komfortabel und kontrolliert. Die Luftfeder ist natürlich noch bequemer. Mit Allradlenkung, Sportdifferenzial und aktiver Roll-Stabilisation kann man den Wunsch nach Bequemlichkeit natürlich noch auf die Spitze treiben.
Den Preis natürlich auch: Denn schon der kleine Diesel 45 TDI startet bei 86.700 Euro, der SQ8 steigt mit 119.500 Euro gleich sechsstellig ein. Ist er das wert? Nun ja, es wäre gelogen, den Q8 als Spaßbremse zu bezeichnen. Natürlich reizt es, die 507 PS auf Trab zu bringen. Und natürlich ist es vergnüglich, wenn man wie auf Daunen gebettet fast lautlos, nur begleitet vom tiefen Röhren der Klappenauspuffanlage durch die Gegend jagt. Überwältigend neu ist diese Erkenntnis zwar nicht unbedingt. Unterwältigend aber auch nicht.