Leinen los auf dem chaotischen „Loveboot“
Auf nach Hawaii, heißt es beim aktuellen Theaterstück des Schützenvereins Hütting. Die chaotische Crew nimmt das Publikum auf eine aberwitzige Reise mit.
„Das Publikum hat uns total geflasht“, reagierte Spielleiterin Martina Weigl euphorisch nach dem letzten Vorhang bei der Premiere. „Volles Haus, spielerisch alles bestens, ich bin stolz auf die Crew“, ergänzte sie bei der anschließenden After-Show-Party. Schließlich hatte sie mit dem lustigen Dreiakter „Loveboot sticht in See“von Claudia Ott ein Stück so ganz nach dem Geschmack des Publikums im Hüttinger Schützenheim gefunden.
Schon am Eingang stimmten die Juraschützen ihre Besucher auf die romantisch-exotische Kreuzfahrt nach Hawaii ein. Alle bekamen eine Hawaii-Kette umgehängt. Doch schon beim Einchecken wurde klar, dass sich die Zeiten geändert haben. Katharina Wünsch spielt die Chefstewardess „Beatrice“gekonnt facettenreich von der freundlichen Empfangsdame, über die listige Barkeeperin bis zum Organisationstalent in „Seenot.“
Die Gäste an Bord könnten unterschiedlicher kaum sein. „Luigi“Roßkopf spielt den rustikalen Patriarchen mit Hosenträgern, Hermann Gruber, wie vor 100 Jahren mit unmissverständlichen Ansagen gegen seine unterdrückte Ehefrau
Elfriede. Diese Rolle des „Heimchens am Herd“beherrscht Stefanie Schmalzl bestens. Sie hechelt mit schweren Koffern ihrem Gatten hinterher, reagiert unterwürfig auf seine Derbheit und erträgt mitleidsvoll, „dass sie Manns genug ist, um ihre Meinung für sich zu behalten!“
Stefanie Schmalzl kann aber auch anders. Im Laufe des Stücks spricht sie zunehmend dem Prosecco
zu und wird „erfrischend gelöster“. In einer ganz anderen Welt leben Jaqueline Schniedel (Christina Bauch) und ihr Verlobter Torsten Wutz (Valentin Feigl). Sie mimt die leicht schüchtern und verschämte Aspirantin auf einen Heiratsantrag, den sie sehnsüchtig erwartet. Valentin Feigl wiederum gibt sich als geschniegelter korrekter „Antragsteller“, der sich ständig mit dem Kamm durch das Haar fährt, den Ring bereits im Reisegepäck hat und nur noch den richtigen Augenblick abwartet.
David Hermann als Klaus-Dieter Reinsch ist der lockere Tourist, der einfach Abstand vom Alltag gewinnen will. Seine geänderte Gefühlslage zeigt David Hermann mit deutlicher Mimik, als er seine Nachbarinnen Amanda und Bianca Muckenschnabel, Andrea Schlosser in einer Doppelrolle, erblickt.
Ihr gelingt dabei der schauspielerische Spagat von der aufgebrezelten, arroganten und herrschsüchtigen „Madame“zur eher biederen Zwillingsschwester, die aber den Nachbarn ins Visier nimmt.
Was Sparmaßnahmen einer Reederei aus einem Menschen machen können, zeigt eindrucksvoll Jorge La-Salette. Er spielt den Tausendsassa Ramon Rodruigez-Alvarez. Der Allrounder spielt stets mit sonnigem Gemüt den Stewart, Koch, Mechaniker, Fitnesstrainer und Schiffsarzt. Bleibt noch der Kapitän Janson, dargestellt von Manfred Mertl. Auch er ist die fleischgewordene Sparmaßnahme, die keine Ahnung von der Seefahrt hat. Bei dieser Besetzung ist es kein Wunder, dass auf der „MS Loveboot“das Chaos ausbricht. Der „gewöhnliche“Hermann Gruber will sich zum Captains-Dinner nicht umziehen. Seine kurze Hose lässt er im Publikum per Reißverschluss „ergänzen.“
Die Verwechslungen nehmen skurrile Züge an. In Sachen Liebe und Heiratsantrag lässt sich die vermeintlich tugendhafte Jaqueline sogar zu Nacktfotos als Stimulanz für ihren Torsten überreden. Doch sie kommen in falsche Hände! Ein vermeintliches Leck löst einen Run auf das Rettungsboot aus, das in Gummiversion im Publikum landet. Die Stewardess vertilgt alle „Noagerl“vom Captains-Dinner ehe sie die Tafel abräumt. Schließlich gerät der Verlobungsring auch noch in falsche Hände. Ob es trotzdem ein Happy End gibt, zeigt die Theatergruppe der Hüttinger JuraSchützen noch zweimal. Der Bühnenvorhang im Schützenheim öffnet sich am Freitag, 19. Januar, und Samstag, 20. Januar, jeweils um 19.30 Uhr.