Sparkurs bei Städtepartnerschaften
Neuburg schaut bei den internationalen Kontakten heuer aufs Geld. Es gibt kein französisches Fischerstechen auf der Donau. Das Weinfest im September wird aber gefeiert.
Bei der Pflege ihrer internationalen Partnerkontakte schaut die Stadt Neuburg heuer besonders auf die Finanzen. Deshalb wird es keine Busfahrt zum Bierfest in Sète und beim Weinfest im September kein Fischerstechen geben. Der Partnerschaftsausschuss strich beide Vorhaben.
Das Weinfest in Neuburg am Wochenende 6./7. September bleibt gesetzt. Die Fischerstecher (Jouteurs) aus Sète bieten mit ihren großen Booten ein Schaustechen auf der Donau an. Kost und Logis für 45 Gäste hätten der Stadt Neuburg neben den 22.000 Euro für das Weinfest weitere 13.000 Euro gekostet, rechnete Touristikchefin Christiane Dusse vor. Ihr Fazit: „Ein Weinfest in dieser Größenordnung kann nicht durchgeführt werden.“
Das sieht Oberbürgermeister Bernhard Gmehling offenbar genauso. Er plädiert für eine Festivität 2026 zum 40-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft mit französischem Fischerstechen auf der Donau. Heuer solle es beim
Weinfest ohne Stechen bleiben. Der OB machte im übrigen klar, dass er das Weinfest im Juni viel besser aufgehoben gesehen hätte als im Herbst. Der Ausschuss entschied sich letztlich für das Weinfest im September ohne Stechen. Dieter Munzinger hätte die Vereinbarung lieber eingehalten und dafür Verpflegung und Kosten etwas reduziert.
Sollte der Sèter Freundschaftsverein Asan Ende August ein Bierfest vor dem Theatre de Moliere veranstalten, wird nur eine kleine Neuburger Delegation ans Mittelmeer reisen. Eine Reise mit Musikkapelle und Bus koste mittlerweile 9000 Euro, so Dusse. Sie müsse auf ihr Budget achten. Im Haushalt 2024 sind noch 50.000 Euro für Partnerschaften vorgesehen, davon 30.000 für Sète und 20.000 für Begegnungen mit der zweiten Partnerstadt Jeseník in Tschechien.
Die freundschaftlichen Treffen sollen aber nicht auf Sparflamme gesetzt werden. So gibt es an Ostern Ende März eine Einladung für den Escale à Sète, eine Parade historischer Segelschiffe mit Kuttern und Fähren auf dem Mittelmeer. Zum Saint-Pierre-Fest für den Patron der Fischer Anfang Juli ist ebenfalls eine kleine Delegation eingeladen wie zum großen St.Louis-Fest am 24. bis 28. August. Dieses zentrale Festival mit Kunst, Kultur, Party und Fischstechen zieht Franzosen wie internationale Gäste in die Heimatstadt des berühmten Chansonniers Georges Brassens (1921-1981).
An Pfingsten Mitte Mai werden sich wieder einige Neuburger im tschechischen Jeseník und im Altvatergebirge umsehen. Traditionell laden die Jeseníker zur Eröffnung der Tourismus- und Kurbadsaison ein. Die Tschechen verehren die Lehre des Naturheilkundlers Vinzenz Prießnitz (1799-1851) und bieten seine Heilverfahren in Kurbädern wie Lázneˇ Jeseník an. Der
Schüleraustausch mit Jeseník hängt davon ab, ob die Gymnasiasten (und ihre Lehrer) bereit sind, in den Pfingstferien in die Partnerstadt zu reisen, so Stadträtin Gabriele Kaps. Der Schüleraustausch nach Sète vom 15. bis 22. Mai mit einer Reise ans Mittelmeer sei mit 35 Teilnehmern bereits gut besetzt. Im Oktober kommen Schüler des Lycée St. Joseph zum Gegenbesuch nach Neuburg.
Matthias Enghuber und Dieter Munzinger betrachten den Schüleraustausch als wichtigstes Zukunftselement der Städtepartnerschaften. Er empfehle auch das Interrail-Ticket für kostenlose Bahnfahrten im jeweiligen Gastland, so Munzinger. Schüler oder Studenten müssen dazu mindestens drei Nächte in Sète oder Jeseník verbringen. Die Neuburger Studentin Anne-Marie Bauer plant zwei Monate in Sète ein. Sie studiert Französisch und Geografie an der Katholischen Universität Eichstätt und möchte zwei Monate Praktikum im Sèter Tourismuszentrum machen. Anne-Marie hatte Sète als Schülerin des Descartes-Gymnasiums im Rahmen einer Austauschreise kennengelernt.