Optimismus trotz sportlicher Krise
Eishockey: Der ERC Ingolstadt hat die vergangenen vier Spiele verloren, ist in der Jahrestabelle Letzter. Was bei den Panthern aktuell schlecht läuft und warum Trainer Mark French und Wojciech Stachowiak an eine Wende glauben.
Nimmt man allein die Tabelle des Jahres 2024, ist der ERC Ingolstadt Schlusslicht der Deutschen Eishockey-Liga. Lediglich sieben Punkte gelangen in neun Spielen, der anvisierte sechste Platz scheint bei zehn Zählern Rückstand bei nur noch zehn ausstehenden Spielen außer Reichweite. Der Vizemeister läuft den eigenen Erwartungen her.
Vier Niederlagen reihten die Panther zuletzt aneinander. Am vergangenen Wochenende gingen die bayerischen Derbys in Augsburg (2:3 nach Penaltyschießen) und in Straubing (2:4) verloren. Trainer Mark French ist trotz der schwachen Ausbeute mit den Leistungen jedoch nicht unzufrieden. „In Augsburg haben mir die ersten zehn Minuten nicht gefallen. Danach haben wir viel richtig gemacht und stark gespielt.“Die Partie in Straubing habe die Intensität eines Play-off-Spiels gehabt. „Wir hatten gute Elemente im Spiel, aber in den Schlüsselmomenten war der Gegner besser.“Dennoch gibt es Gründe, warum es beim ERC nicht nach Wunsch läuft.
• Abschlussqualität Bereits die gesamte Saison hat die Mannschaft Probleme mit dem Toreschießen. 105 eigene Treffer bedeuten die zweitwenigsten der Liga. Lediglich Schlusslicht Iserlohn hat mit 98
weniger erzielt. Auffällig ist, dass die Panther zahlreiche Abschlüsse haben, aber nicht treffen. 562 Mal und damit am häufigsten an den ersten neun Spieltagen feuerten sie im Jahr 2024 in Richtung gegnerisches Tor. 47:20 betrug das Schussverhältnis etwa beim 3:5 gegen Schwenningen, 43:19 in Augsburg. „Wir haben in jedem Spiel die besseren Statistiken“, sagt daher Stürmer Wojciech Stachowiak. „Wir sind aber nicht konsequent
vor dem Tor. Der letzte Schuss oder der letzte Pass fehlen.“Man müsse „etwas einfacher spielen“, nicht die komplizierten Dinge versuchen. „Die Schussstatistiken sind ein guter Indikator“, sagt French, „können aber auch irreführend sein.“Bei der Analyse der jüngsten Spiele war er aber zufrieden mit der Qualität der Chancen. „Aber das Resultat passt nicht, die Schüsse müssen auch reingehen.“
• Special Teams Das Unterzahlspiel des ERC nennt French eine „Stärke“seiner Mannschaft. Platz fünf in dieser Wertung mit einer Erfolgsquote von 85,7 Prozent gibt ihm recht. Doch zuletzt schwächelte das Penaltykilling. In den neun Spielen 2024 beträgt die Quote nur noch 70,83 Prozent. In Straubing kassierte man drei Gegentreffer in vier Situationen. In Überzahl belegt der ERC mit einer Erfolgsquote von 16,5 Prozent insgesamt nur Rang elf der Liga. Betrachtet man allein die Quote in diesem Jahr, sind die Panther mit 10,34 Prozent Vorletzter. Die Special Teams hätten eine hohe Bedeutung auf Spielausgänge, weiß French. „Wer sich dort durchsetzt, hat eine hohe Chance, zu gewinnen.“Nur taten das die Panther selten.
• Leistungsträger Wayne Simpson ist heuer noch punktlos, Wojciech Stachowiak bringt es auf jeweils einen Treffer und einen Assist. Auch andere Spieler könnten aufgeführt werden. Profis, die gewöhnlich für die Produktion zuständig sind, schwächeln. French weiß, dass dies das Selbstvertrauen der Schützlinge beeinträchtigt, die es gewohnt sind, zu liefern. Wie lässt sich die mentale Blockade lösen? „Selbstvertrauen bekommt man über das Training. Den Jungs ist es wichtig, sich zu verbessern.“Er versuche, nicht zu viel über die Schwächephase nachzudenken, sagt Stachowiak. „Wenn man das tut, wird es noch schlechter und man fällt in ein Loch.“Stattdessen müsse man versuchen, jeden Tag im Training besser zu werden. „Irgendwann“, so Stachowiak weiter, „wird die Scheibe schon reingehen.“Ähnlich sieht es French: „Ich bin lange genug im Hockey dabei und weiß, dass es schnell wieder in eine andere Richtung gehen kann.“• Ausblick Zehn Punkte beträgt der Rückstand auf den Tabellensechsten Wolfsburg. Gleichzeitig ist der Elfte Nürnberg ebenfalls nur zehn Punkte entfernt. French betont, „klein zu denken“und sich auf jedes Spiel einzeln zu konzentrieren. Stachowiak gibt sich forscher: „Zehn Punkte sind schnell aufgeholt“, meint der Stürmer. Schon mit einem Erfolg in Wolfsburg am Freitag (19.30 Uhr) könnte man näher heranrücken. Selbstbewusstsein ist beim Angreifer trotz der Misere weiter vorhanden: „Wir glauben, dass wir ein Top-6 oder sogar Top-4-Team sind.“Der Tabellenplatz sei letztlich nicht entscheidend. „Wir sind ein gefährliches Play-off-Team. Jeder Gegner muss sich gegen uns ein bisschen sorgen machen.“
Nationalmannschaft Philipp Krauß, der nach Informationen unserer Redaktion seinen Vertrag verlängert hat, und Jan Nijenhuis wurden für ein Perspektivteam der deutschen Nationalmannschaft nominiert, das zwei Testspiele in der Slowakei bestreitet.