Neuburger Rundschau

Mit Kreide für Inklusion

In Neuburg sind einige Stellen für Menschen mit Einschränk­ungen nicht begehbar. Welche es sind und was die Offenen Hilfen verbessern wollen.

- Von Adrian Hauk

Das steile Kopfsteinp­flaster am Nadelöhr in der Altstadt, die Treppen am Graben oder der Gleisübert­ritt am Bahnhof in Neuburg haben alle eines gemeinsam: Sie sind nicht barrierefr­ei begehbar. So müssen Betroffene oft längere Umwege gehen oder sogar nach einer Gleisumste­llung des Zuges fragen, um an der Fahrt teilnehmen zu können.

Die Offenen Hilfen NeuburgSch­robenhause­n nutzten die Europäisch­en Protesttag­e zur Gleichstel­lung von Menschen von Behinderun­gen, um die Bevölkerun­g auf die Problemati­k aufmerksam zu machen. Stefanie Singer von den Offenen Hilfen erklärt, dass es nicht nur um Menschen mit Behinderun­gen geht: „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass auch Personen mit Kinderwage­n oder ältere Menschen Probleme haben, die von uns markierten

Orte zu nutzen.“Bereits am Donnerstag­vormittag zog Singer mit der Kreideküns­tlerin Franziska Schißler und einigen Betroffene­n los, um an zuvor ausgewählt­en Stellen ein buntes Kreidekuns­twerk zu malen, mit dem Motto „Orte für alle“. Zuvor gab es eine große Umfrage, an welchen Stellen die Barrierefr­eiheit fehlt. Die Stellen mit den meisten Abstimmung­en wurden am Donnerstag bemalt. Juliane Pichler, welche im Beratungst­eam der Offenen Hilfen tätig ist, erklärt, dass das Ziel jedoch nicht sei, die Stadt anzukreide­n. „Die Stadt hat bereits viel in die Barrierefr­eiheit investiert. Wir wollen nur zeigen, dass immer noch einiges fehlt, um einen barrierefr­eien Alltag möglich zu machen.“Es gäbe laut Pichler auch einige positive Veränderun­gen wie beispielsw­eise der neue Fahrstuhl bei der Polizei in Neuburg.

Dass man für die zweitägige Aktion Kreidekuns­twerke nutze, sei eine sehr spontane Idee gewesen, meint Singer. Jedoch hätte ohne Umstände schafft, ein reguläres sich Franziska Schißler sofort bereit Leben zu führen.“Sozialrefe­rent erklärt an der Aktion teilzunehm­en Ralph Bartoschek zeigt sich

nd als sie davon hörte. „Mithilfe von den Umständen schockiert. der Kunstwerke kann eine „Viele Städte sind wesentlich weiter kindliche positive Stimmung entstehen, als Neuburg, was die Barrierefr­eiheit die jedoch gleichzeit­ig eine anbelangt. Auch wenn viele wichtige Botschaft mit sich Aufträge zeitnah umgesetzt bringt“, erklärt die leidenscha­ftliche werden, muss noch mehr kommen.“Kreideküns­tlerin. Am Bahnhof Als Vorzeigebe­ispiel nennt erzählt eine Betroffene, wie der Sozialrefe­rent die Hauptstadt schwer es ist, am normalen Zugverkehr Berlin. „Dort können sich Rollstuhlf­ahrer teilzunehm­en. „Ich muss ohne Barrieren fortbewege­n. bereits eine halbe Stunde vor Ankunft Wenn wir an Großstädte des Zuges da sein, um den wie Berlin, was die Barrierefr­eiheit Mitarbeite­rn zu sagen, dass der angeht, herankomme­n, haben wir Zug auf das erste Gleis umgeleitet vieles richtig gemacht.“werden muss“, erklärt die Rollstuhlf­ahrerin. Die Reaktionen der Passanten Ein Übertritt auf sind laut Singer ausnahmslo­s positiv Gleis zwei sei aufgrund der Gleise gewesen. So erklärten die für Rollstuhlf­ahrer nicht ohne Hilfe Mitarbeite­r der Offenen Hilfen eifrig möglich. mehreren Fußgängern das Ziel

Gerade für etwas schüchtern­e der Aktion und ernteten positives Betroffene sei es eine Hürde, die Feedback. Am Graben beteiligte­n Mitarbeite­r anzusprech­en, um in sich sogar spontan eine Schulklass­e den Zug einsteigen zu dürfen, erklärt sowie eine Klasse der Heilerzieh­ungspflege Pichler und fügt an: „Es muss bei den Malereien. möglich sein, dass jeder Klient es Am Freitag stand anschließe­nd ein Infostand am Schrannenp­latz sowie ein weiteres größeres Kreidekuns­twerk auf dem Plan. „Wir wollen für alle ansprechba­r sein und unsere Aktion erklären“, erklärt Pichler. So nutzten viele Betroffene sowie auch Familien mit Kindern die Aktion, um mitzumalen.

„Ich las in der Zeitung von der Aktion“, erklärte ein Familienva­ter, welcher eifrig mit seiner Tochter am Malen war und fügte an: „Uns war sofort klar, dass wir uns beteiligen.“Am Nachmittag stießen weiterhin Betroffene aus der Lebenshilf­e Neuburg sowie aus den Werkstätte­n für Menschen mit Behinderun­gen aus Pfaffenhof­en und Donauwörth hinzu. „Wir haben die Zeiten bewusst gewählt, damit alle, die wollen, sich beteiligen können“, erklärt Singer.

Am Ende sprechen Singer und Pichler von einer erfolgreic­hen zweitägige­n Aktion mit vielen Beteiligun­gen sowie Interesse aus der breiten Bevölkerun­g.

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Foto: Adrian Hauk Die Offenen Hilfen machten mit einer Aktion am Schrannenp­latz auf das Thema Inklusion aufmerksam.

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