Neuburger Rundschau

Liebe Väter, emanzipier­t euch!

Jede zweite Mutter mit kleinem Kind fühlt sich gestresst. Was sich da tun lässt? Männer müssen Verantwort­ung für Sorgearbei­t übernehmen und sich bewegen.

- Von Christina Heller-Beschnitt

nd Partnersch­aft und endet bei ihrer Rolle als Mütter.

Jede Mutter möchte vor allem eins: ihre Kinder gesund, glücklich und unbeschädi­gt durch die Kindheit und Jugend steuern. Sie als selbstbewu­sste Erwachsene in diese Welt voller Krisen entlassen. Und dabei nicht selbst auf der Strecke bleiben. Das ist herausford­ernd. Deshalb – diesmal völlig ernst gemeint –, liebe Mamas, gönnt euch Entspannun­g. Und morgen? Kommen wieder die ernüchtern­den Fakten.

Die zeigen: Mutter sein ist nicht nur deshalb herausford­ernd, weil uns viele Dinge bewusster sind. Es liegt auch daran, dass sich das Selbstvers­tändnis und die Rolle von Müttern enorm gewandelt haben. Die Gesellscha­ft aber kaum. Und die Väter ebenfalls nicht im gleichen Tempo. Das heißt?

Heute gehen fast drei von vier Frauen mit minderjähr­igen Kindern einer Erwerbstät­igkeit nach. 1997 waren es nur 58 Prozent. Der Großteil dieser Frauen heute hat keinen Minijob, sondern eine vollzeitna­he

Es ist Muttertag – die Blumenhänd­ler freuen sich, die Pralinenin­dustrie auch. Für einen Tag schaffen es Mamas, ihren Kaffee zu trinken, solange er warm ist, und sich am Brot – vielleicht sogar am Kuchen! – auf ihrem eigenen Teller satt zu essen. Nicht an den Überbleibs­eln des Kinderfrüh­stücks. Herrlich, diese Entspannun­g, oder? Aber morgen ist wieder alles, wie es immer ist. Anstrengen­d. Und schön. Klar, schön ist es auch.

Mutter sein ist heute so herausford­ernd, wie es nie war. Das liegt nicht daran, dass früher alles einfacher war. Es liegt daran, dass wir heute viel mehr wissen, viel bewusster sind. Dass Mütter ihre eigenen Bedürfniss­e und die ihrer Kinder viel ernster nehmen. Das fängt bei Themen wie der Ernährung an, geht weiter über Erziehungs­fragen, Beschäftig­ung. Bedeutet: Sie sind mindestens 28 Stunden in der Woche mit Arbeit beschäftig­t, für die sie bezahlt werden.

Den Rest der Zeit verbringen sie mit Arbeit, für die es kein Geld gibt. Unbezahlte Sorgearbei­t nennt sich das: Tränen trocknen, Lesen üben, einkaufen, kochen, putzen, waschen. All das liegt noch immer hauptsächl­ich in Händen der Frauen. Auch dazu gibt es Daten: Mütter verbringen täglich im Schnitt drei Stunden und 48 Minuten mit diesen Tätigkeite­n. Väter zwei Stunden und elf Minuten.

Aber nicht nur das Kümmern ist eine weibliche Aufgabe, das Daran-Denken auch. Oder, liebe Väter, wissen Sie, ohne nachzuguck­en, welche Größe Ihr Kind trägt, wie viel Spinat noch im Tiefkühler liegt oder was bei hohem

Fieber zu tun ist? Müssen Sie ja nicht, Ihre Partnerin hat es parat.

In Summe führt das dazu, dass Mütter sich zerreiben. Dass sich fast jede zweite Mutter mit einem Kind unter sechs Jahren gestresst fühlt. Und Zeitdruck als eines ihrer Hauptprobl­eme nennt. Bei den Vätern ist es jeder dritte. Wie ließe sich das ändern? Durch bessere Kinderbetr­euung. Und mit emanzipier­ten Vätern. Das ist kein Vorwurf, sondern eine Aufforderu­ng.

Die Verantwort­ung für eine Familie liegt bei beiden Eltern. In einer Umfrage des Müttergene­sungswerks gaben 56 Prozent an, dass sie sich mehr Wertschätz­ung für die Sorgearbei­t wünschen, die sie leisten. Fast die Hälfte möchte, dass Väter mehr Verantwort­ung einfordern. Mütter sind keine Türsteheri­nnen, die Väter nicht reinlassen in den exklusiven Klub der Wäscheabhä­ngerinnen, Schuhebeso­rgerinnen und Hausaufgab­enerklärer­innen. Aufgaben lassen sich verteilen. Fürsorgear­beit lässt sich lernen. Sie ist anstrengen­d. Und schön. Schön ist sie auch.

Die Rolle der Mütter hat sich gewandelt.

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