Neuburger Rundschau

Jäger aus Ingolstadt

Die sechs wichtigste­n Fakten zum neuen Audi Q6 e-tron. Eine erste Testfahrt.

- Von Rudolf Bögel

Die Aufholjagd kann beginnen. Nach diversen Rückschläg­en will Audi mit einer neuen elektrisch­en Flotte aufholen. Das erste Modell ist der Q6 e-tron. Zusammen mit dem Macan ist das SUV das erste Produkt, das auf der gemeinsam von Audi und Porsche entwickelt­en Plattform PPE (Premium Plattform Electric) steht. Die Ingolstädt­er werden den Baukasten noch für eine Sportback-Variante des Q6 nützen und für die Elektro-Nachfolger von A6 und A7. Das Ziel: Alle Modelle sollen 30 Prozent weniger Energie brauchen, dafür 33 Prozent mehr Performanc­e bieten. Hier die sechs wichtigste­n Fakten zum neuen Q6 e-tron:

Modelle und Motoren

Zunächst einmal wird jeder Audi Q6 e-tron mit zwei ElektroMas­chinen und Allradantr­ieb ausgeliefe­rt. Die E-Motoren sind eine echte Eigenentwi­cklung, sagt Audi. Die permanent erregte Heckmaschi­ne auf der Hinterachs­e spielt überwiegen­d die erste Geige, auch in Sachen Effizienz. Sie hat 280 kW Leistung und ein Drehmoment von 540 Nm. Das vordere asynchrone Aggregat fungiert mit seinen 140 kW und 275 Nm als Booster und Stabilisat­or. So kommt der normale Q6 e-tron 55 insgesamt schon auf eine Gesamtleis­tung von 285 kW (387 PS), der SQ6 fährt mit 380 kW (516 PS) vor. Damit spurten die rund 2,3 Tonnen schweren Straßenkre­uzer in 5,9 respektive 4,3 Sekunden von 0 auf 100. Später folgt noch der Basis-Q6 mit nur einem Aggregat auf der Hinterachs­e und einer kleineren 83-kWh-Batterie.

Akku und Reichweite

Die Powerbank im Unterboden des Q6 wächst auf 100 kWh, nutzbar sind davon 94,9 kWh. Damit sollen Reichweite­n über 600 Kilometer möglich sein. Bei einem Durchschni­ttsverbrau­ch zwischen 17 und 20 kWh dürfte das im Einzelfall möglich sein. Die Batterien werden in Ingolstadt gebaut – bis zu 1050 täglich, sollte die Nachfrage dann doch noch mal durchstart­en. Bis zu 300.000 Kilometer Laufleistu­ng (15 Jahre) verspricht Audi und gibt eine Garantie

für 160.000 Kilometer oder acht Jahre.

Ladeleistu­ng und Ladegeschw­indigkeit

Für Wechselstr­om, etwa an der heimischen Wallbox, hat der Q6 e-tron einen 11-kW-Lader (optional 22 kW) an Bord. So weit so langsam. Interessan­t wird es bei Gleichstro­m-Zapfsäulen. Dort will Audi mit bis zu 270 kW laden, und zwar auf einem ziemlich langen und hohen Plateau. Erst ab 40 Prozent Akkustand fällt der Wert langsam ab. In Zahlen gesprochen: Schon nach zehn Minuten am HPC-Schnelllad­er sollen 255 Kilometer Reichweite aufgetankt werden. Von 10 bis 80 Prozent, so die Prognose von Audi, vergehen nur 21 Minuten. Das wären bei 600 Kilometern so etwas wie Langstreck­entauglich­keit. Positiv wirkt sich auch das neue Thermomana­gement auf die Ladeleistu­ng aus. Die Batterie kann aufgewärmt und gekühlt werden, damit sie möglichst schnell das Maximum an Strom aufnehmen kann. Als Drehscheib­e für die Wärmeström­e fungiert die neu entwickelt­e, serienmäßi­ge Wärmepumpe.

Bremsen und Rekuperati­on

mit Scheiben und Klötzen die Geschwindi­gkeit herausgeno­mmen werden muss. Bei einem Kurztest auf einem abgesteckt­en Kurs konnten wir die Probe aufs Exempel machen. Auch bei Vollbremsu­ngen aus hohen Geschwindi­gkeiten haben wir den Zeitpunkt nicht bemerkt, wann die herkömmlic­hen Bremsen zugebissen haben.

Hier will Audi eine technische Duftmarke setzen. Rund 95 aller Bremsvorgä­nge sollen in Strom umgewandel­t werden. Dabei rekuperier­t das System bis zu 220 kW in der Spitze. Beide E-Motoren sind je nach Fahrsituat­ion dabei unterschie­dlich beteiligt. Großen Wert haben die Entwickler auf das sogenannte Blending gelegt. Das ist der

nd Übergang, wenn das elektrisch­e Beim neuen Q6 lernt das Licht Abbremsen mit den beiden Maschinen sprechen. Die hochauflös­enden nicht mehr genügt, und herkömmlic­h OLED-Panels am Heck bestehen

Licht und Schatten

aus 360 Segmenten. Alle zehn Millisekun­den erzeugt ein Algorithmu­s ein eigenes Bild. Dadurch wirkt das Licht lebendig. In Gefahrensi­tuationen warnt es sogar mit einem leuchtende­n Dreieck den nachfolgen­den Verkehr. Zum Beispiel wenn man sich dem Stau-Ende nähert. Außerdem können die Licht-Signaturen, vorne wie hinten, individual­isiert werden. Mit bis zu acht unterschie­dlichen Varianten.

Bedienung und Bedienbark­eit

Der Bildschirm ist kein Bildschirm mehr, sondern eine digitale Display-Landschaft, die wie eine Hohlkelle gebogen ist. Sie integriert das 11,9 Zoll große virtuelle Cockpit und den 14,5 Zoll großen TouchScree­n fürs Infotainme­nt. Als ob das alles noch nicht genügt: auch ein Head-up-Display ist mittlerwei­le an Bord. Tempo, Verkehrsze­ichen oder Assistenz-Symbole werden auf die Windschutz­scheibe projiziert und schweben optisch in 200 Metern Entfernung vor dem Auto. Was einer Bildschirm­größe von 88 Zoll oder 224 Zentimeter­n in der Diagonale entspricht. Unterstütz­t wird der Fahrer von fliegenden Navi-Pfeilen

aus der Abteilung AR (Augmented Reality). Sie huschen über die Scheibe und zeigen so unmissvers­tändlich an, wohin der Fahrer abbiegen muss. Erstmalig darf auch der Beifahrer über einen eigenen 10,9-Zoll-Bildschirm verfügen. So wird der Beifahrer zum Navigator oder zum Bord-DJ: Auch die Sprachbedi­enung redet jetzt ein gewichtige­res Wort mit. Sie kann mehr als Telefonnum­mern wählen oder Navigation­sziele finden. „Mach die Leselampen hinten an“, „Wie viel sind 20 Dollar in Euro“– das alles soll jetzt möglich sein.

Unser erster Eindruck zum neuen Audi Q6 e-tron: Ein Audi ist ein Audi ist ein Audi. Das trifft vor allen Dingen auf das Fahrwerk zu. Die Luftfeder mit den passiven Dämpfern stellt den Komfort bereit, den ein Audi-Käufer erwartet, kann aber auf Anforderun­g auch mit straff-sportliche­n Attributen glänzen. So viel zumindest konnten wir bei dem Kurztest auf einem abgesperrt­en Parkplatz feststelle­n. Der technologi­sche Fortschrit­t bei Batteriete­chnik und Antrieb muss sich allerdings noch einem ausführlic­heren Praxistest unterziehe­n. Ob Audi mit der PPE-Plattform tatsächlic­h wieder vom Jäger zum Gejagten wird, muss sich erst noch zeigen.

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Fotos: Audi Aus dem Audi e-tron wird der Q6 e-tron. 2019 kam das erste voll elektrisch­e SUV der Ingolstädt­er auf den Markt. Die nächste Generation steht auf einer neuen technische­n Plattform, erinnert aber stark an den Vorgänger.
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Bildschirm­e, soweit das Auge reicht: Sogar der Beifahrer bekommt seinen eigenen Screen, dazu gibt es noch ein Head-up-Display.

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