Ein Geburtstagsfest der Fischergassler
Seit 50 Jahren gibt es in Neuburg das Fischergasslerfest. Zum Jubiläum haben die Neuburger beim Fischerstechen auf der Donau gewonnen.
Neuburg Morgens Regen und nachts ein Gewitter – an diesem launigen Pfingstsamstag feierte Neuburg das Fischergasslerfest. Mehrere Tausend Besucher kamen und machten es zu einem gelungenen Jubiläum. Dazu gehörte auch der Heimsieg der Fischerstecher.
Nach langer Durststrecke lagen die Neuburger wieder einmal ganz vorne. Lange lieferten sich die Gastgeber ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Steppergern, im letzten Durchgang zogen sie dann davon. Sebastian Bauch holte sich in überzeugender Manier den Titel des Stecherkönigs.
Neuburg schaffte 14 Punkte, Stepperg zwölf. Die Oberndorfer aus der Salzachstadt und Ingolstadt belegten mit je vier Punkten die weiteren Plätze. Donauwörth und Zürich gingen komplett leer aus. Der Limmatclub aus der Schweiz sticht zu Hause nach anderem Reglement und kam mit dem bayerischen Stechen diesmal nicht so zurecht. Die Donauwörther als frühere Seriensieger hatten diesmal eine Juniorenmannschaft geschickt, die noch Routine erwerben muss. „Die anderen wollen auch mal gewinnen“, kommentierte Anette Halbrichter-Bechtel aus Donauwörth.
Aber es gibt ausreichend Gelegenheit zur Revanche am 2. Juni beim Inselfest auf der Wörnitz in Donauwörth, am 5. Juli beim Bürgerfest in Ingolstadt, am 13. Juli beim Marathon auf dem Antonibergsee in Stepperg und am 17. August beim Internationalen Schifferstechen beim Aare Club Matte Bern.
In die Schweiz ist neben den Neuburger Fischergasslern auch Oberbürgermeister Bernhard Gmehling eingeladen. Er wird nicht nur Grüße überbringen, sondern muss vermutlich gegen den Ratspräsidenten im Fischerstechen nach Schweizer Art antreten. Am Samstag musste er nach einem Remis im ersten Durchgang eine Niederlage gegen GeschwaderKommodore Jürgen Schönhöfer einstecken. Der Offizier blieb stehen und der Oberbürgermeister segelte in die Donau. Die beiden Kontrahenten vertrugen sich sofort wieder, ebenso die Mannschaften von Fanfarenzug und Stadtkapelle.
Sie probierten erstmals das Fischerstechen und holten je einen Sieg.
Die schönste Leistung aber sei es, „dass die Fischergassler ihre Gemeinschaft seit 50 Jahren aufrechterhalten“, gratulierte OB Gmehling bei der Siegerehrung. Der Verein könne junge Leute für seine Sache begeistern und eines der schönsten Bürgerfeste auf die Beine stellen. Dass die Fischergassler das Fest in Eigenregie finanzieren „und nicht mit einem
Zuschussantrag zur Stadt kommen“, findet der Oberbürgermeister natürlich auch hervorragend. Wie lange das Fest noch Bestand hat, vermag Vereinssprecher Siya Ettenreich nicht vorauszusagen. Ein Großteil der Aktiven wohne gar nicht mehr in der Fischergasse. Letztlich werde die Zukunft des Fischergasslerfestes von der Nachwuchsgewinnung abhängen.
Der „Kerzenmeister“erinnerte daran, dass man bei der Entstehung vor 50 Jahren nicht nur gegen
Sanierungspläne protestiert, sondern auch positive Lösungsvorschläge eingebracht habe. Das gelte laut Ettenreich auch für den Widerstand 2018 gegen einen Hotelbau mit Sky-Turm durch die Volks-/Raiffeisenbank (der letzten Endes gescheitert ist). „Konstruktive Kritik und Miteinander hat die Fischergassler immer ausgezeichnet. Das sind Elemente, die man heute in der Gesellschaft zunehmend vermisst“, so Siya Ettenreich.
Zum Spiel der Stadtkapelle Neuburg schenkte Florian Linder Julius-Festbier aus und der Fischereiverein Neuburg verkaufte Makrelen. „Echte Donaufische?“, fragte eine Besucherin aus Brasilien. Die 200 Exemplare waren in wenigen Stunden gegessen. Als die Veranstalter ihre Zillen mit Pyrotechnik für das Feuerwerk ausstatteten, zog ein Gewitter mit Sturm und Platzregen auf. Die Gäste flüchteten und das Jubiläumsfest war beendet.