Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier

„Paris – Roubaix fließt durch meine Adern“ Der deutsche Radprofi Degenkolb gibt nach der extremen Schinderei ein Liebesbeke­nntnis ab.

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Berlin (sid). John Degenkolb kehrte ein bei Freunden. Müde, aber glücklich ließ der deutsche Radprofi im Velo Club Roubaix den Sonntagabe­nd nach seinem Höllenritt über das legendäre Kopfsteinp­flaster Nordfrankr­eichs unter Gleichgesi­nnten ausklingen. Die „Amis de Paris-roubaix“hießen den Deutschen willkommen, auch mit Juniorenfa­hrern tauschte sich der Routinier aus. „Paris-roubaix fließtdurc­hmeineader­n“,sagte Degenkolb, „es ist einfach das brutalste und härteste Rennen, das man sich vorstellen kann. Nichts ist mit diesem Rennen vergleichb­ar. Es ist einfach großartig, hier und Teil dieses Stücks Radsporttr­adition zu sein.“

Degenkolbs Liebe für die „Königin der Klassiker“hatte ihn am Sonntag abermals über die Holperpist­en getragen. Die 121. Ausgabe wurde wieder zu einer körperlich­en und mentalen Grenzerfah­rung. An deren Ende war Degenkolb hinund hergerisse­n. Lange hatte „Dege“mit den Besten um den siegreiche­n Weltmeiste­r Mathieu van der Poel („Phänomenal, einfach eine andere Liga“) mitgehalte­n, er kämpfte sich nach Rückschläg­en zurück, fuhr den berüchtigt­en Wald von Arenberg mit einem Platten und spielte seine große Erfahrung aus. Platz elf und 4:47 Minuten Rückstand im

Velodrom von Roubaix stellten den Sieger von 2015 dennoch nur bedingt zufrieden. „Ich weiß nicht, ob ich glücklich sein oder mich ärgern soll“, sagte Degenkolb, „alles, was ich sagen kann, ist, dass ich dieses Rennen und alles, wofür es steht, liebe.“

Degenkolb hat eine ganz besondere Beziehung zur „Hölle des Nordens“– nicht nur wegen seines Siegs vor neun Jahren im Dress von Giant-alpecin, des einzigen deutschen Erfolgs nach Josef Fischer (1896). 2018 gewann Degenkolb die Tour-pave-etappe nach Roubaix. Der Pave-sektor Hornaing-wandignies-hamage trägt zu seinen Ehren seinen Namen. Degenkolb wurde für seine Verdienste um das Rennen gewürdigt. Maßgeblich für die Ehrung war Degenkolbs Einsatz für das Roubaix-nachwuchsr­ennen, das er einst mit einer Crowdfundi­ng-kampagne vor dem Aus bewahrte. Seine enge Verbundenh­eit zu den „Amis de Paris-roubaix“, die sich unter anderem für den Erhalt des Kopfsteinp­flasters einsetzen, pflegte er nach dem Rennen. „Es bedeutet mir alles, hier dabei zu sein. Es ist alles wert, was ich für diesen Sport opfere, alles, was meine Familie dafür tun muss“, sagte Degenkolb.

Auch der unglücklic­he Verlauf der diesjährig­en Ausgabe änderte nichts an seiner positiven Einstellun­g. Am Freitag war er bei der Streckener­kundung gestürzt. Im Rennen war sein linkes Knie bandagiert. Nach dem Wald von Arenberg musste Degenkolb sein Vorderrad tauschen. „Ich hatte keine gute Vorbereitu­ng, im Rennen hatte ich dann im schlechtes­ten Moment einen Defekt“, sagte er. Eines wusste der 35-Jährige vom Team dsmfirmeni­ch Postnl, der im Vorjahr unglücklic­h Siebter geworden war, aber sicher: Im kommenden Jahr will er zu seinem Lieblingsr­ennen zurückkehr­en und es erneut probieren.„ichhabemin­destensnoc­h einen Versuch im nächsten Jahr. Darauf freue ich mich schon.“

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Foto: dpa Im Ziel von Gefühlen John Degenkolb. übermannt:

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