Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier
Angst vor dem Wolf
Schon wieder sind fünf Schafe und Lämmer getötet worden. Eine Expertin hat vor Ort Proben entnommen. Erst kürzlich wurde anhand von DNA ein Riss in Hille bestätigt.
Kreis Minden-lübbecke. Erst kürzlich wurde anhand einer Dna-probe bestätigt, dass ein Wolf für den Tod von drei Schafen in Hille verantwortlich ist. Er hatte die Tiere an Weihnachten auf einem Bauernhof im Ortsteil Neuenbaum gerissen. Viele Hiller habensichgemeldet,diedenwolf schon seit Längerem und immer mal wieder in der Umgebung des Bauernhofs gesehen haben. Jetzt hat dieser oder ein anderes Tier nur wenige Kilometer entfernt erneut zwei Schafe getötet.
Am Osterwochenende wurden insgesamt fünf Schafe und Lämmer getötet. Ein schwer verletztes Lamm musste am Mittwoch nach Ostern vom Tierarzt eingeschläfert werden. Sowohl die betroffenen Halter als auch Ortsvorsteher Jens Heiderich gehen davon aus, dass es sich um einen Wolf handeln muss. Bis ein solcher Riss bestätigt ist, dauert es in der Regel einige Wochen.
Nach den Vorfällen wurde die Wolfsberaterin des Kreisumweltamtes,elisafinster,informiert. Sie war inzwischen mehrfach vor Ort und veranlasste entsprechende Untersuchungen.eswurdenauchmehrere Proben von den Kadavern entnommen. Mit einem genauen Ergebnis sei allerdings erst in einigen Wochen zu rechnen, bestätigte die Expertin den besorgten Bürgern.
Auch die Kreispolizeibehörde Minden-lübbecke bestätigteentsprechendevorfälle.man sei darüber informiert worden. Auch hier wurde die Zahl vonzweigetötetenschafenund einigen weiteren verletzten Tieren bestätigt.
Bei allen Betroffenen, so Ortsvorsteher Jens Heiderich, handele es sich um private Halter, die einige Schafe in der Nähe ihrer Häuser in umzäunten Bereichen hielten. Selbst dies sei für den mutmaßlichen Wolf wohl kein Hindernis gewesen.
Einige Schafhalter würden seither nachts das Licht an ihren Häusern brennen lassen, einige ließen sogar laute Radiomusik erschallen, um das
Wildtier zu verscheuchen. Inzwischen soll es weitere Besuche des Raubtieres gegeben haben, und es geht laut Angaben des Ortsvorstehers im Dorf die Angst um. Die Tierhalter seien aufgebracht und die Anwohner verunsichert, wie es nun weitergehen soll.
Die Züchter hoffen nun, dass das mögliche Wolfsproblem bald in den Griff zu bekommen ist. Ansonsten müssten sie ihre Tierhaltung an den Nagel hängen. Sie befürchten außerdem, dass nach den Schafen
auch die anderen Tiere wie Mutterkühe, Geflügel, Enten und Gänse gefährdet sein könnten. „Hier hat es nie Wölfe gegeben, wir brauchen sie hier auch nicht“, sagt Halter Macus Fromm. Für ihn ist ganz klar, dass der Wolf hier nichts zu suchen habe und beseitigt werden müsse. Insgesamt gesehen sei Nordrhein-westfalen ein zu dicht besiedeltes Bundesland, wo es kaum möglich sei, Naturschutz und Besiedlunguntereinenhutzubekommen. Die Bürger gehen davon aus, dass sich der Wolf in der Nähe ihres Dorfes befinden muss und dieses inzwischen als sein Revier betrachtet. In der Vergangenheit hat es mehrere Wolfssichtungen im Osterwald oder in der Nähe gegeben, ein Waldbezirk, der sich in der Nachbarschaft Frotheims befindet. Jens Heiderich will sich auf politischer Ebene dafür einsetzen, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt. „Wir brauchen dringend eine Regulierung bei der Wolfsvermehrung. Und damit einhergehend eine Abschussquote.“
Bei dem Fall in Hille hatte die Dna-probe ergeben, dass es sich um ein Männchen aus einem Rudel in der Döberitzer Heide in Brandenburg handelt. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) hatte die Untersuchung übernommen und das Ergebnis im Februar mitgeteilt. Das Tier, das die Schafe gerissen hatte, ist daher kein unbekanntes. Die getöteten Tiere gehörten Schäfer Dirk Rösener, der seine Herde auf den Hof gebracht hatte, damit sie die Wiesen abweiden.
Dass ein Wolf die knapp 340 Kilometer von der Döberitzer Heide nach Hille zurückgelegt hat, scheint nicht ungewöhnlich. Laut Naturschutzbund (Nabu) können Wölfe mehr als 70 Kilometer pro Tag zurücklegen und dabei Flüsse und Autobahnen überwinden. Über den Verbleib des Tieres, das die Schafe in Hille gerissen hat, sei nichts bekannt, teilte das Lanuv auf Anfrage mit. Sie gingen davon aus, dass es sich um ein durchziehendes Tier handele. Daher gebe es keinen Anlass für weitere Maßnahmen.