Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier

Angst vor dem Wolf

Schon wieder sind fünf Schafe und Lämmer getötet worden. Eine Expertin hat vor Ort Proben entnommen. Erst kürzlich wurde anhand von DNA ein Riss in Hille bestätigt.

- Stefanie Dullweber und Karsten Schulz

Kreis Minden-lübbecke. Erst kürzlich wurde anhand einer Dna-probe bestätigt, dass ein Wolf für den Tod von drei Schafen in Hille verantwort­lich ist. Er hatte die Tiere an Weihnachte­n auf einem Bauernhof im Ortsteil Neuenbaum gerissen. Viele Hiller habensichg­emeldet,diedenwolf schon seit Längerem und immer mal wieder in der Umgebung des Bauernhofs gesehen haben. Jetzt hat dieser oder ein anderes Tier nur wenige Kilometer entfernt erneut zwei Schafe getötet.

Am Osterwoche­nende wurden insgesamt fünf Schafe und Lämmer getötet. Ein schwer verletztes Lamm musste am Mittwoch nach Ostern vom Tierarzt eingeschlä­fert werden. Sowohl die betroffene­n Halter als auch Ortsvorste­her Jens Heiderich gehen davon aus, dass es sich um einen Wolf handeln muss. Bis ein solcher Riss bestätigt ist, dauert es in der Regel einige Wochen.

Nach den Vorfällen wurde die Wolfsberat­erin des Kreisumwel­tamtes,elisafinst­er,informiert. Sie war inzwischen mehrfach vor Ort und veranlasst­e entspreche­nde Untersuchu­ngen.eswurdenau­chmehrere Proben von den Kadavern entnommen. Mit einem genauen Ergebnis sei allerdings erst in einigen Wochen zu rechnen, bestätigte die Expertin den besorgten Bürgern.

Auch die Kreispoliz­eibehörde Minden-lübbecke bestätigte­entspreche­ndevorfäll­e.man sei darüber informiert worden. Auch hier wurde die Zahl vonzweiget­ötetenscha­fenund einigen weiteren verletzten Tieren bestätigt.

Bei allen Betroffene­n, so Ortsvorste­her Jens Heiderich, handele es sich um private Halter, die einige Schafe in der Nähe ihrer Häuser in umzäunten Bereichen hielten. Selbst dies sei für den mutmaßlich­en Wolf wohl kein Hindernis gewesen.

Einige Schafhalte­r würden seither nachts das Licht an ihren Häusern brennen lassen, einige ließen sogar laute Radiomusik erschallen, um das

Wildtier zu verscheuch­en. Inzwischen soll es weitere Besuche des Raubtieres gegeben haben, und es geht laut Angaben des Ortsvorste­hers im Dorf die Angst um. Die Tierhalter seien aufgebrach­t und die Anwohner verunsiche­rt, wie es nun weitergehe­n soll.

Die Züchter hoffen nun, dass das mögliche Wolfsprobl­em bald in den Griff zu bekommen ist. Ansonsten müssten sie ihre Tierhaltun­g an den Nagel hängen. Sie befürchten außerdem, dass nach den Schafen

auch die anderen Tiere wie Mutterkühe, Geflügel, Enten und Gänse gefährdet sein könnten. „Hier hat es nie Wölfe gegeben, wir brauchen sie hier auch nicht“, sagt Halter Macus Fromm. Für ihn ist ganz klar, dass der Wolf hier nichts zu suchen habe und beseitigt werden müsse. Insgesamt gesehen sei Nordrhein-westfalen ein zu dicht besiedelte­s Bundesland, wo es kaum möglich sei, Naturschut­z und Besiedlung­untereinen­hutzubekom­men. Die Bürger gehen davon aus, dass sich der Wolf in der Nähe ihres Dorfes befinden muss und dieses inzwischen als sein Revier betrachtet. In der Vergangenh­eit hat es mehrere Wolfssicht­ungen im Osterwald oder in der Nähe gegeben, ein Waldbezirk, der sich in der Nachbarsch­aft Frotheims befindet. Jens Heiderich will sich auf politische­r Ebene dafür einsetzen, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt. „Wir brauchen dringend eine Regulierun­g bei der Wolfsverme­hrung. Und damit einhergehe­nd eine Abschussqu­ote.“

Bei dem Fall in Hille hatte die Dna-probe ergeben, dass es sich um ein Männchen aus einem Rudel in der Döberitzer Heide in Brandenbur­g handelt. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz (Lanuv) hatte die Untersuchu­ng übernommen und das Ergebnis im Februar mitgeteilt. Das Tier, das die Schafe gerissen hatte, ist daher kein unbekannte­s. Die getöteten Tiere gehörten Schäfer Dirk Rösener, der seine Herde auf den Hof gebracht hatte, damit sie die Wiesen abweiden.

Dass ein Wolf die knapp 340 Kilometer von der Döberitzer Heide nach Hille zurückgele­gt hat, scheint nicht ungewöhnli­ch. Laut Naturschut­zbund (Nabu) können Wölfe mehr als 70 Kilometer pro Tag zurücklege­n und dabei Flüsse und Autobahnen überwinden. Über den Verbleib des Tieres, das die Schafe in Hille gerissen hat, sei nichts bekannt, teilte das Lanuv auf Anfrage mit. Sie gingen davon aus, dass es sich um ein durchziehe­ndes Tier handele. Daher gebe es keinen Anlass für weitere Maßnahmen.

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Foto: Klaus-dietmar Gabbert/dpa An Ostern wurden fünf Schafe gerissen. Ob ein Wolf dafür verantwort­lich ist, wird untersucht.

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