Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier
Neue Masche beim Enkeltrick
Eine Computerstimme fragt Rentner nach ihrer Pflegestufe. Ein aufmerksamer Nw-leser hat sich womöglich selbst vor einem Schockanruf gerettet.
Bad Oeynhausen. Die Stimme am anderen Ende des Telefons klang irgendwie künstlich, aber dennoch merkwürdig vertraut. Wer schon einmal in einem Callcenter angerufen hat, weiß wie Computerstimmen klingen. Die Roboter sagen mit sanfter Stimme Dinge wie: „Wenn Sie Fragen zu unserem Produkt haben, drücken Sie die Eins.“Und die Menschen tun genau das, wohl in der Hoffnung, ihr Anliegen los zu werden und womöglich einen echten Menschen aus der Service-abteilung sprechen zu können.
Solche Roboterstimmen können mittlerweile mit ein paar Klicks im Internet gebastelt werden. Das nutzen offenbar auch Betrüger aus. Ein Rentner aus Bad Oeynhausen hat vor ein wenigen Tagen einen überaus merkwürdigen
Anruf bekommen, wie sein Sohn im Gespräch mit der NW berichtet.
Der alte Herr nahm den Telefonhörer ab und eine Roboterstimme wollte wissen, ob da auch der richtige Mensch am Telefon sei und nannte den Nachnamen des Rentners. Doch damit nicht genug. Wie bei einer Service-hotline forderte die Stimme den Rentner auf, seine Pflegestufe zu nennen. „Bei Pflegestufe Eins drücken Sie bitte die Eins.“ Der Nw-leser wusste, was kommt
An dieser Stelle wurde es dem Rentner zu bunt. Ein Roboter, der nach seiner Pflegestufe fragt? Er legte auf. Außerdem hatte er tags zuvor erst in der NW die Warnung vor einer neuen Betrugsmasche bei Schockanrufen und Enkeltrick gelesen. Ein Ehepaar aus
Bünde berichtete darin von merkwürdigen Anrufen einer Computerstimme, die behauptete, ihr Bankkonto sei gehackt worden. Es seien bereits 699 Euro abgehoben worden. Zum Schutz des Kontos solle man schnell die Eins drücken.
Offensichtlich versuchten Betrüger über die Reaktion des Angerufenen abzuklären, ob sich eine direkte Kontaktaufnahme lohnt. Die Computerstimme erledigt damit die Vorarbeit für die eigentlichen Betrüger, die dann womöglich nach Kontodaten oder Passwörtern gefragt und unter einem Vorwand versucht hätten, ans Geld des Angerufenen zu kommen.
Montagmittag erlebt eine Leserin aus Löhne dagegen eine alte Spielart des Telefonbetrugs, wie sie im Gespräch mit der NW erklärte. Eine echte Frauenstimme kündigte einen Gewinnspielgewinn von 39.900 Euro an. Das Bargeld würde mit einem Kurier losgeschickt. Sie müsste bloß 900 Euro für den Transport zahlen. Das wäre mit der Ec-karte möglich. Die 52-jährige Löhnerin erklärte resolut, so viel Geld habe sie nicht auf ihrem Konto und legte auf. Dann informierte sie die Polizei. Polizei: zahlreiche Varianten des Telefonbetrugs
Die Frage nach der Pflegestufe durch eine Computerstimme ist dagegen wohl eine neuere Spielart der alten Betrugsmasche. Sparen die Telefonbetrüger inzwischen an Personalkosten?
Die Polizei Minden-lübbecke kennt zahlreiche Varianten solcher Anrufe von Computerstimmen, die vorgeblich für Finanzbehörden, das Bundeskriminalamt
oder andere Institutionen anrufen. Die Variante mit der Pflegestufe jedoch ist „bisher nicht bekannt“, so Polizeipressesprecher Thomas Bensch.
Die Masche der Anrufer funktioniert so: Drücken die Menschen auf eine Taste ihres Telefons, vermitteln sie Interesse. Die Computerstimme ist also so etwas wie Vorfeldarbeit. In der Folge würden dann die echten Betrüger anrufen. „Daher raten wir dazu, diese Art von Anrufen generell nicht weiter zu verfolgen, sondern aufzulegen“, sagt der Polizeisprecher. Danach könne man selbst die genannten Organisationen anrufen und befragen, was es mit der Computerstimme auf sich hat.
Der Rentner aus Bad Oeynhausen hat also alles richtig gemacht. Weitere Informationen unter: www.polizei-beratung.de