Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier
Diskussion über neue Pläne fürs City Center
In der Kommunalpolitik trifft der neue Entwurf für ein Wohnhochhaus mit Gastronomie und Einzelhandel auf zurückhaltende Zustimmung. Geschäftsführer Klaus Keil versichert: „Wir holen das Beste raus.“
Bad Oeynhausen. Das City Center mitten in der Kurstadt soll noch in diesem Jahr zersägt und dann in einen Neubau verwandelt werden. Was sich wie ein gigantischer Zaubertrick anhört, ist gar keiner, sondern der neue Abriss- und Aufbauplan des Eigentümers für den Betonklotz mitten in der Kurstadt. Aus dem hässlichen Fleckchen in Filetlage soll die neue Stadtmitte werden. Donnerstagabend stellte der Eigentümer seine Pläne im Ausschuss für Stadtentwicklung und damit der Kommunalpolitik vor.
Das Echo fiel zurückhaltend bis freundlich aus. Zustimmung ist nicht vonnöten. Der Entwurf bleibt im Rahmen der alten Planungen und die sind durch eine Bauvoranfrage bereits positiv von der Stadtverwaltung beschieden worden. Klaus Keil, Geschäftsführer der Eigentümerfirma Immobiliengesellschaft Real Estate Asset Kappa (IGREAK), rechtfertigte im Ausschuss noch einmal das Aus für den „Medicampus“. Zinsen, Kosten und eine schwächelnde Medizinbranche hätten das Projekt unmöglich gemacht. Außerdem habe in den vergangenen fünf Jahren der Klimaschutz an Bedeutung gewonnen. Es sei nicht mehr zeitgemäß, so viel Beton abzureißen, um wieder neuen zu verbauen.
Das neue City Center wird nach den aktuellen Entwürfen zu einem großen Teil das alte. Es wird allerdings sein Aussehen komplett verändern und soll zur „Stadtmitte H78“werden, angelehnt an die Adresse Herforder Straße 78. Der Entwurf dazu stammt vom Bad Oeynhausener Architekten Ralf Blase. Das gesamte Untergeschoss ist als Parkdeck für 50 Autos vorgesehen, darüber soll ein Hochhaus mit Büros im Erdgeschoss und Wohnungen in den vier Obergeschossen errichtet werden. Zur Herforder Straße ist weiterhin Einzelhandel und Großgastronomie vorgesehen. „Wir holen das Beste raus“, sagte Keil. „Mehr geht nicht.“
Schattenseite zum Nordbahnhof
Andreas Edler (Grüne) reagierte als erstes Auschussmitglied auf die Pläne. „Ihr erster Entwurfvon2017hatmirdeutlich besser gefallen“, sagte Edler mit Blick auf das beerdigte Gesundheitszentrum. Dieser Entwurf hatte zwar mehr Baumasse, aber die einzelnen Gebäude wären locker angeordnet worden. Edler beeilte sich aber, hinterher zu schieben: „Ihren neuen Vorschlag kann man aber so umsetzen.“Keil antwortete umgehend: „Das habe ich schon mehrfach gehört. Aber wir müssen uns der Realität anpassen.“
Ingrid Schley (Grüne) fragte nach der Schattenseite des Gebäudes, das vom Nordbahnhof aus betrachtet ganz anders aussehe. Wer auf dem Bahnhofsvorplatz steht, wird künftig in einer Häuserschlucht stehen. Das Wohnund Geschäftshaus soll direkt an der Straße Am Nordbahnhof auf sechs Geschossen in die Höhe wachsen. Derzeit sind es halb so viele. Schley kritisierte, dass ihr die Wohnfläche im Haus „ein bisschen schmal“vorkomme. Außerdem wollte sie wissen, wie die Dachfläche begrünt werde.
Architekt Ralf Blase beantwortet die Frage nach dem Grün knapp: Man werde das Dach „extensiv begrünen“. Ein Aufbau mit Erde für größere Pflanzen und Stauden, also eine „intensive Begrünung“sei statisch auf dem Dach nicht machbar. „Schade“, sagte Schley.
„Wohnen im Kurpark mit Bahnanschluss“
SPD-Fraktionschef Olaf Winkelmann nannte den Entwurf „Wohnen am Kurpark mit Bahnanbindung“und wollte den Zeitplan für Abriss und Neubau erfahren. Keil erklärte: „Wir würden gerne morgen damit anfangen.“Der Abriss sei „minimalinvasiv“, der Neubau „einfach zu realisieren“. Er gehe deshalb davon aus, dass die Entkernung des City Centers im Herbst und Winter gelingen und der Neubau im ersten Quartal 2025 beginnen könne. Nach zwölf bis 14 Monaten Bauzeit sei das Projekt fertig.
Esther Dietz (SPD) freute sich über die Aussichten: „Ich finde nicht schlimm, dass der Medicampus nicht kommt. Die Belebung der Innenstadt ist wichtig.“Wolfgang von Wiese (Seniorenbeirat) wollte wissen, wie und wohin der viele Bauschutt gefahren wird, der beim Teilabriss anfällt. Der Parkplatz Sültebusch stünde ja als Zwischenlager derzeit nicht zur Verfügung, weil dort der provisorische Busbahnhof steht. Architekt Blase schätzt die Menge Bauschutt allerdings als überschaubar ein. „Die Größen sind gut zu transportieren.“
Die größte Fraktion im Stadtrat, die CDU, verhielt sich dagegen auffallend zurückhaltend zu den neuen Plänen fürs City Center und hatte keine Fragen an den Investor. CDUFraktionschef Kurt Nagel, der als Ausschussvorsitzender die Sitzung leitete, drückte aufs Tempo und beeilte sich, in der umfangreichen Tagesordnung voranzukommen.
Auf Nachfrage erklärte Nagel am Telefon: „Ich könnte mir durchaus was Schöneres vorstellen.“Wogen der Begeisterung könne man dazu nicht erwarten: „Todschick ist es nicht, aber besser, als was da jetzt steht.“Übrigens auch besser als die erste Zeichnung, die aber nie veröffentlicht worden sei, so Nagel. Der alte Entwurf fürs Gesundheitszentrum sei dagegen „ein städtebauliches Highlight“gewesen. Mit den neuen Plänen müsse man sich aber nun abfinden. „Der Investor macht das Bestmögliche.“Das ganze Projekt, gab Nagel zu bedenken, müsse „schließlich auch wirtschaftlich sein“.
Wie denken Sie über die Wiederbelebung des City Centers? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an oeynhausen@nw.de.
Bad Oeynhausen. Bunt ist Bad Oeynhausen nicht nur im Kurpark: Allein an den Kliniken der Kurstadt arbeiten Menschen aus mehr als 70 Nationen, und Menschen aus noch viel mehr Ländern und Weltregionen leben in der seit ihrer Gründung weltoffenen Stadt an der Weser. Für viele von ihnen sind der seit 2007 in der Auferstehungskirche gefeierte internationale Gottesdienst und die anderen interkulturellen Angebote im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho ein Stück Heimat geworden. Eine Person, der sie dabei immer wieder begegnen, ist Gemeindepädadogin Sylke Cremer.
Anfang März hat sie die Projektstelle für internationale Gemeindearbeit und eine vielfältige Kirche übernommen, jetzt wurde Sylke Cremer im internationalen Gottesdienst in der Auferstehungskirche am Kurpark in ihren Dienst eingeführt.
Pfarrerin Joy dela Cruz, ihre Vorgängerin in der Projektstelle, und Pfarrer Christian Hohmann vom Oikos-Institut für Mission und Ökumene begrüßten Sylke Cremer herzlichinihrerneuenAufgabeund freuen sich, dass die lebendige Arbeit weitergehe. Superintendentin Dorothea Goudefroy segnete die Gemeinde pädagogin für ihren Dienst.
Sylke Cremer gestaltet in ihrer neuen Rolle die interkulturelle Entwicklung in der Emmaus-Kirchengemeinde Bad Oeynhausen und im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho durch Gruppenangebote und besondere Aktionen. Ihr Engagement schon in anderen Aufgaben beim Kirchenkreis Vlotho hat viel zum weiteren Aufbau der interkulturellen Arbeit beigetragen. Dazugehören schon längst verselbstständigte Angebote wie die Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt in der benachbarten Stadt Vlotho, in der Ehrenamtliche seit 2015 geflüchteten Menschen mit gespendeten und generalüberholten Fahrrädern Mobilität ermöglichen. Auch dazu gehören viele neuere Angebote, die Sylke Cremer initiieren oder unterstützen konnte, wie die internationale Tanzgruppe oder der beliebte internationale Jugendtreff. Erst kürzlich konnte sie eine Einzelausstellung des marokkanischen Künstlers Aziz El Khiar in die Auferstehungskirche bringen, die mit einem Blick auf die Gestalt des Jesus im Koran neue religionsübergreifende Sichtweisen erlaubte. Damit nicht genug für die umtriebige Gemeindepädagogin: Als nächstes steht am 20. April ein internationales Frauenfest auf dem Programm.
Pfarrerin Joy dela Cruz und Pfarrer Hohmann werden weiter die Gestaltung der internationalen Gottesdienste – immer am 1. Sonntag im Monat um 17 Uhr in der Auferstehungskirche – verantworten. „Die weitere interkulturelle Arbeit weiß ich bei Sylke Cremer in guten Händen“, freut sich Superintendentin Goudefroy.
Sie sei „schon ein bisschen stolz“, dass der Evangelische Kirchenkreis Vlotho Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen gemeinsam eine geistliche Heimat biete.
Ebenfalls gesegnet wurden im Gottesdienst Nida Pypetz, die im Bevollmächtigtenausschuss der Emmausgemeinde die internationale Gemeinde vertreten hat, und Alireza Fathollahzadeh Gharabaei, der ins Presbyterium gewählt wurde.