Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier

Minister zeigt chirurgisc­hes Geschick

Ein mobiles Schulungsz­entrum macht am HDZ NRW Station. NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann kommt zur Stippvisit­e. Studenten, angehende Ärzte und Pflegekräf­te üben am Simulator einen Katheter-Eingriff.

- Nicole Bliesener

Bad Oeynhausen. Das schlagende Herz des Patienten 1 hat Karl-Josef Laumann in der Computer-Simulation auf dem Bildschirm fest im Blick. Mit ruhiger Hand schiebt der NRW-Gesundheit­sminister den Katheter mit dem Aortenklap­pen-Implantat voran, bis es an der defekten Klappe im Herzen des Patienten angekommen ist. Perfekt angeleitet von der kardiologi­schen Oberärztin Tanja Rudolph, platziert der Minister das Implantat an der defekten Aortenklap­pe. Wenig später hat Laumann den Eingriff am Simulator unter den anerkennen­den Blicken von Tanja Rudolph, HDZ-Geschäftsf­ührerin Karin Overlack, dem ärztlichen Direktor Jan Gummert und Oberärztin Sabine Bleiziffer erfolgreic­h beendet.

Weil sich sein Zug verspätete, hatte der Minister am Donnerstag für seine Stippvisit­e im mobilen Schulungsz­entrum des Unternehme­ns Medtronic am Herz- und Diabetesze­ntrum NRW etwas weniger Zeit als geplant, bevor er zum nächsten Termin in Bielefeld aufbrach. Denn dort wurde der Minister am Abend von der Stiftung „Solidaritä­t bei Arbeitslos­igkeit und Armut“mit dem Regine-Hildebrand­t-Preis ausgezeich­net.

Trotz des knappen Zeitfenste­rs ließ sich der Gesundheit­sminister ausführlic­h die Behandlung­smöglichke­iten bei einer defekten Aortenklap­pe von den Expertinne­n erklären. Und schaute auch genau zu, wie die Herzchirur­gin Sabine Bleiziffer beim operativen Austausch einer Aortenklap­pe an einem Schweinehe­rzen einer angehenden Chirurgin „assistiert­e“.

Das HDZ ist die erste klinische Station in Deutschlan­d

„Die Schweinehe­rzen haben wir heute Morgen von einem Schlachtho­f in der Region bekommen, die wären sonst zu Futtermitt­el weitervera­rbeitet worden“, erklärt Michael Bernhardt sofort, um bereits den Verdacht von Tierversuc­hen im Keim zu ersticken. Bernhardt ist bei Medtronic Deutschlan­d zuständig für das strategisc­he Kundenmana­gement. „Das Herz- und Diabetesze­ntrum ist die erste Klinik in Deutschlan­d, an der unser Klappen-Bus in dieser Ausstattun­g Station macht“, erklärt Bernhardt. In der vergangene­n Woche wurde das Schulungsz­entrum bei der Jahrestagu­ng der deutschen kardiologi­schen Gesellscha­ft in Mannheim präsentier­t. „Von Bad Oeynhausen aus bricht unser Bus dann zu einer Tour durch Europa auf, nächste Station wird dann Portugal sein“, so Bernhardt.

Der Bus ist allerdings eigentlich ein Lkw, der in der Länge konstant ist, sich in der Breite allerdings ausfahren lässt, so dass ein komfortabl­er Schulungsr­aum entsteht. Dort haben die Teilnehmer die einzigarti­ge Gelegenhei­t, modernste Techniken und Entwicklun­gen im Bereich der Trans kath et erAortenk lappen-Implantati­on (TAVI) kennenzule­rnen. Die Schulung richtet sich an Studentinn­en und Studenten, Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräf­te sowie weiteres medizinisc­hes Fachperson­al.

Auch fachfremde Mitarbeite­r probieren den Simulator aus

Von dem Angebot machten am Donnerstag in der Liegendein­fahrt des HDZ viele Gebrauch. „Mehr als 60 waren es bestimmt“, sagt Tanja Rudolph am späten Nachmittag. „Gerade war ein junger Anästhesis­t da, der diese Technik am Simulator einfach mal ausprobier­en wollte“, so Rudolph. Grundsätzl­ich ist der Simulator allerdings entwickelt worden, damit angehende Kardiologe­n und Herzchirur­gen diese Technik praktisch üben können. Normalerwe­ise lernen angehende Chirurgen und Kardiologe­n solche Art von Eingriffen durch zigfaches Zuschauen und externe Schulungen.

Die schulungsw­illigen Besucher des „Klappen-Busses“hatten am Donnerstag jedenfalls die Möglichkei­t, unter Anleitung von Tanja Rudolph die am HDZ immer häufiger genutzte katheterge­stützte Implantati­on der Aortenklap­pe (TAVI) an zwei Simulatore­n zu üben. Dieser Eingriff, bei dem ein Katheter über die großen Blutgefäße direkt bis ins Herz geschoben wird, wird unter realen Bedingunge­n im hochmodern­en Hybrid-OP des HDZ von Herzchirur­gen und Kardiologe­n gemeinsam vorgenomme­n.

Vor dem Eingriff muss das Kathetersy­stem allerdings mit der TAVI-Herzklappe geladen werden. Auch das Einsetzen der Klappe, die von außen aussieht wie ein winzigen Stück Rohr aus einem metallisch­en Waben-Geflecht, will gelernt sein. Die Klappe lässt sich so klein zusammenfa­lten, dass sie mit Hilfe des Katheters transporti­ert werden kann. Eine weitere Station im Schulungsb­us bietet die Möglichkei­t, präoperati­ve CT-Bilder zu vermessen und die korrekte Klappengrö­ße zu identifizi­eren, was ein wichtiger Aspekt in der individuel­len Behandlung der Patientinn­en und Patienten darstellt. Im TAVI-Zentrum des HDZ NRW werden übrigens jährlich etwa 800 Aortenklap­pen-Ersatze vorgenomme­n.

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Fotos: Nicole Bliesener Unter der Anleitung von Oberärztin Tanja Rudolph (vorne) übt NRW-Gesundheit­sminister Karl-JosefLauma­nnamSimula­tordieTran­skatheter-Aortenklap­pen-Implantati­on.HDZ-Geschäftsf­ührerinKar­in Overlack (r.) und Oberärztin Sabine Bleiziffer schauen zu.
 ?? ?? HDZ-Geschäftsf­ührerin Karin Overlack (vorne) und Oberärztin Tanja Rudolph. NRW-Karl-Josef Laumann hält einen TAVI-Aortenklap­penersatz in seinen Fingern.
HDZ-Geschäftsf­ührerin Karin Overlack (vorne) und Oberärztin Tanja Rudolph. NRW-Karl-Josef Laumann hält einen TAVI-Aortenklap­penersatz in seinen Fingern.

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