Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier
Minister zeigt chirurgisches Geschick
Ein mobiles Schulungszentrum macht am HDZ NRW Station. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann kommt zur Stippvisite. Studenten, angehende Ärzte und Pflegekräfte üben am Simulator einen Katheter-Eingriff.
Bad Oeynhausen. Das schlagende Herz des Patienten 1 hat Karl-Josef Laumann in der Computer-Simulation auf dem Bildschirm fest im Blick. Mit ruhiger Hand schiebt der NRW-Gesundheitsminister den Katheter mit dem Aortenklappen-Implantat voran, bis es an der defekten Klappe im Herzen des Patienten angekommen ist. Perfekt angeleitet von der kardiologischen Oberärztin Tanja Rudolph, platziert der Minister das Implantat an der defekten Aortenklappe. Wenig später hat Laumann den Eingriff am Simulator unter den anerkennenden Blicken von Tanja Rudolph, HDZ-Geschäftsführerin Karin Overlack, dem ärztlichen Direktor Jan Gummert und Oberärztin Sabine Bleiziffer erfolgreich beendet.
Weil sich sein Zug verspätete, hatte der Minister am Donnerstag für seine Stippvisite im mobilen Schulungszentrum des Unternehmens Medtronic am Herz- und Diabeteszentrum NRW etwas weniger Zeit als geplant, bevor er zum nächsten Termin in Bielefeld aufbrach. Denn dort wurde der Minister am Abend von der Stiftung „Solidarität bei Arbeitslosigkeit und Armut“mit dem Regine-Hildebrandt-Preis ausgezeichnet.
Trotz des knappen Zeitfensters ließ sich der Gesundheitsminister ausführlich die Behandlungsmöglichkeiten bei einer defekten Aortenklappe von den Expertinnen erklären. Und schaute auch genau zu, wie die Herzchirurgin Sabine Bleiziffer beim operativen Austausch einer Aortenklappe an einem Schweineherzen einer angehenden Chirurgin „assistierte“.
Das HDZ ist die erste klinische Station in Deutschland
„Die Schweineherzen haben wir heute Morgen von einem Schlachthof in der Region bekommen, die wären sonst zu Futtermittel weiterverarbeitet worden“, erklärt Michael Bernhardt sofort, um bereits den Verdacht von Tierversuchen im Keim zu ersticken. Bernhardt ist bei Medtronic Deutschland zuständig für das strategische Kundenmanagement. „Das Herz- und Diabeteszentrum ist die erste Klinik in Deutschland, an der unser Klappen-Bus in dieser Ausstattung Station macht“, erklärt Bernhardt. In der vergangenen Woche wurde das Schulungszentrum bei der Jahrestagung der deutschen kardiologischen Gesellschaft in Mannheim präsentiert. „Von Bad Oeynhausen aus bricht unser Bus dann zu einer Tour durch Europa auf, nächste Station wird dann Portugal sein“, so Bernhardt.
Der Bus ist allerdings eigentlich ein Lkw, der in der Länge konstant ist, sich in der Breite allerdings ausfahren lässt, so dass ein komfortabler Schulungsraum entsteht. Dort haben die Teilnehmer die einzigartige Gelegenheit, modernste Techniken und Entwicklungen im Bereich der Trans kath et erAortenk lappen-Implantation (TAVI) kennenzulernen. Die Schulung richtet sich an Studentinnen und Studenten, Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte sowie weiteres medizinisches Fachpersonal.
Auch fachfremde Mitarbeiter probieren den Simulator aus
Von dem Angebot machten am Donnerstag in der Liegendeinfahrt des HDZ viele Gebrauch. „Mehr als 60 waren es bestimmt“, sagt Tanja Rudolph am späten Nachmittag. „Gerade war ein junger Anästhesist da, der diese Technik am Simulator einfach mal ausprobieren wollte“, so Rudolph. Grundsätzlich ist der Simulator allerdings entwickelt worden, damit angehende Kardiologen und Herzchirurgen diese Technik praktisch üben können. Normalerweise lernen angehende Chirurgen und Kardiologen solche Art von Eingriffen durch zigfaches Zuschauen und externe Schulungen.
Die schulungswilligen Besucher des „Klappen-Busses“hatten am Donnerstag jedenfalls die Möglichkeit, unter Anleitung von Tanja Rudolph die am HDZ immer häufiger genutzte kathetergestützte Implantation der Aortenklappe (TAVI) an zwei Simulatoren zu üben. Dieser Eingriff, bei dem ein Katheter über die großen Blutgefäße direkt bis ins Herz geschoben wird, wird unter realen Bedingungen im hochmodernen Hybrid-OP des HDZ von Herzchirurgen und Kardiologen gemeinsam vorgenommen.
Vor dem Eingriff muss das Kathetersystem allerdings mit der TAVI-Herzklappe geladen werden. Auch das Einsetzen der Klappe, die von außen aussieht wie ein winzigen Stück Rohr aus einem metallischen Waben-Geflecht, will gelernt sein. Die Klappe lässt sich so klein zusammenfalten, dass sie mit Hilfe des Katheters transportiert werden kann. Eine weitere Station im Schulungsbus bietet die Möglichkeit, präoperative CT-Bilder zu vermessen und die korrekte Klappengröße zu identifizieren, was ein wichtiger Aspekt in der individuellen Behandlung der Patientinnen und Patienten darstellt. Im TAVI-Zentrum des HDZ NRW werden übrigens jährlich etwa 800 Aortenklappen-Ersatze vorgenommen.