Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier

Wie die Analyse eines Blutstropf­ens die Notfallver­sorgung verbessert

In allen Notfallein­satz-Fahrzeugen gibt es jetzt mobile Blutgasana­lysegeräte. Diese ermögliche­n es, in kurzer Zeit Erkenntnis­se zu gewinnen, die lebensrett­end sein können.

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Kreis Herford. Ein kleines Gerät verleiht dem Rettungsdi­enst im Kreis Herford eine ganz besondere Qualität, hilft den Patientinn­en und Patienten und entlastet die Not aufnahmen: Die Rede ist von kleinen mobilen Geräten zur Blut gas untersuchu­ng, die nun schon seit einiger Zeit in allen Notfallein­satz-Fahrzeugen des Kreises Herford vorhanden sind.

Mit den einfach zu bedienende­n und tragbaren Blut gasanalyse geräten kann am Notfallort selbst schnell und unkomplizi­ert eine Untersuchu­ng am Patienten durchgefüh­rt werden, deren Werte und Erkenntnis­se die weitere Behandlung maßgeblich positiv beeinfluss­en können.

Landrat Jürgen Müller schaute jüngst am Notarztsta­ndort Klinikum Herford vorbei und ließ sich das Ganze von Steffen Grautoff, dem Ärztlichen Leiter Rettungsdi­enst des Kreises, erklären. Grautoff ist bereits vor zwei Jahren auf die Möglichkei­t einer mobilen Blut gasanalyse Messung aufmerksam geworden und hat sofort die Chancen erkannt, die diese bietet. Kurze Zeit später waren alle Not arzt einsatz fahrzeuge des Kreises hiermit ausgestatt­et.

„Schock, schwere Traumata, akute Blutungen und Verletzung­en, Bewusstsei­ns störungen, Atem-und Herz probleme sowie Wiederbele­bungen. In solchen und weiteren Fällen kann eine schnelle Blut gas untersuchu­ng vor Ort wichtige Erkenntnis­se liefern, die entscheide­nd für die weitere Behandlung des Patienten sind“, erklärt Grautoff.

Das gewonnene Wissen hilft zum einen in therapeuti­scher Hinsicht. Sprich: Wie wird der Patient behandelt? Welches Medikament benötigt er? Muss er invasiv oder nicht-invasiv beatmet werden und welche weiteren Hilfsmitte­l sind notwendig? Diese Maßnahmen können lebensrett­end sein.

Zum anderen hilft es in organisato­rischer Sicht: In welche Klinik muss der Patient gebracht werden? Wo bekommt er für seinen individuel­len Notfall die beste Versorgung? Was kann die Zielklinik schon vorbereite­n, bevor der Patient eintrifft?

Blutstropf­en wird in wenigen Augenblick­en ausgewerte­t

Was für einen Mehrwert das Gerät bringt, belegen die Zahlen: „In 85 Prozent der Notfälle, in denen das Gerät zum Einsatz kam, hat die Blutgasunt­ersuchung zu therapeuti­schen oder organisato­rischen Maßnahmen im Sinne des Patienten geführt, die andernfall­s nicht durchgefüh­rt worden wären“, berichtet Grautoff.

Das Prozedere ist simpel: Dem Patienten wird ein wenig Blut abgenommen. Ein Tropfen wird dann auf eine Diskette gegeben, die in das Analyseger­ät eingeführt wird. Dieses wertet das Blut in wenigen Augenblick­en aus und wirft die Daten dann über ein kleines dazugehöri­ges Druckgerät gut leserlich aus. „Dieser ganze Prozess dauert rund zwei Minuten. Es geht also sehr schnell, was bei einem Notfall aber auch ganz entscheide­nd ist“, erklärt Steffen Grautoff.

In kurzer Zeit hat das Rettungste­am durch die Messung einen Überblick über wichtige Laborwerte wie unter anderem den pH-Wert des Bluts, Anzahl der Sauerstoff­träger und Elektrolyt­e. In der Klinik ist das bereits Standard, da liegt es nahe, diese wichtige und unkomplizi­erte Untersuchu­ng auch im Rettungsdi­enst anbieten zu können.

In Kombinatio­n mit einem mobilen Ultraschal­lgerät, das ebenfalls in jedem Einsatzfah­rzeug des Kreises Herford vorhanden ist, bekommen die Notärztinn­en und Notärzte schnell ein gutes und umfassende­s Bild über den Zustand ihrer kritisch kranken Patienten. „Nur wenige Kreise in ganz Deutschlan­d haben ein solches Gerät im Einsatz“, betont Jürgen Müller.

Steffen Grautoff geht davon aus, dass die Blutgasana­lysegeräte in einigen Jahren überall in Deutschlan­d zur Standard-Ausrüstung gehören werden. „Denn sie erhöhen die r et tungsdiens­tlic he Qualität einfach ganz erheblich“, so Grautoff.

Das Gerät hilft darüber hinaus auch dabei, Notfälle, die eigentlich keine sind, als solche zuerkennen. In diesen Fällen können die Patienten weiter zu Hause oder in ihrem Pflegeheim versorgt werden. Das entlastet dann die ohnehin stark frequentie­rten Notaufnahm­en.

Die Geräte wurden nicht nur im Kreis Herford, sondern zeitgleich auch in Nürnberg an den Start gebracht. Und das bewusst, verrät Grautoff. „Wir können so Erfahrunge­n austausche­n“, sagt Steffen Grautoff.

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Foto: Kreis Herford Steffen Grautoff (l.) zeigt zusammen mit Landrat Jürgen Müller (r.) die mobilen Blutgasana­lysegeräte, mit denen im Kreis Herford jedes Notfallein­satz-Fahrzeug ausgerüste­t ist.

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