Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier
Polizei rollt Mordfall wieder auf
Vor mehr als 50 Jahren fand ein Angler ein lebloses Baby in der Weser. Nach Ansicht der Polizei wurde es getötet, vom Täter fehlt immer noch jede Spur.
Minden/petershagen . Es gibt Verbrechen, die verjähren. Für andere schwerwiegende Straftaten wie Morde sieht das Gesetz das nicht vor. Deswegen versucht die Polizei auch Jahrzehnte später, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Die neue Ermittlungs gruppe„ ColdCase“d es Polizei präsidiums Bielefeld widmet sich nun einem getöteten Säugling, der vor 50 Jahren in der Weser gefunden wurde.
Das weibliche Baby ist laut Polizei am Montag, 16. August 1971, am Nachmittag von einem Angler am Uferrand der Weser in Petershagen-wietersheim entdeckt worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Kind im Juli 1971 geboren und vier Wochen später umgebracht wurde. „Nach den Untersuchungen der damaligen Rechtsmediziner könnte sich der Säugling bereits bis zu 14 Tage mit einem Stein beschwert im Wasser befunden haben“, teilt die Polizei am Freitag mit. Eine genaue Todesursache sei bei der Obduktion nicht festgestellt worden.
Auch das MT berichtete damals über den Fund gegenüber der damaligen Ziegelei Heisterholz, die heute der Braas Gmbh gehört. Damals hieß es von der Kriminalpolizei, dass der Schädel des unbekleideten Babys zertrümmert gewesen sei. Die Ermittler vermuteten, dass das Mädchen nach der Kopfverletzung in die Weser geworfen wurde. An dem Hals hing eine Draht schlinge, andere in Ziegelstein befestigt war. Schon damalsgingen kaum hinweise bei der Polizei ein. Bis heute fehlt es an entscheidenden Zeugenaussagen.
Die Polizei rollt auch einen weiteren, ähnlichen Fall auf. Am Bielefelder Hauptbahnhof wurde am 15. April 1970 auch ein verstorbenes und erst wenige Tage altes männliches Baby im Schließfach 137 gefunden. Die Beamten möchten „die zwei Mütter ansprechen und ihnen ermöglichen, die Umstände, in denen sie sich befanden, zu erläutern“. Ihnen sei bewusst, dass die Säuglinge, als schwächste aller denkbaren Opfer, für die beiden Mütter immer unvergessen bleiben, heißt es bei der Polizei. „Auch nach über 50 Jahren gilt es, den gestorbenen Säuglingen einen Namen zu geben und ihr Schicksal zu klären.“
Im September 2023 nahm die Ermittlungsgruppe „Cold Cases“der Polizei Bielefeld ihre Arbeit auf. Akten von 42 ungelösten Mordfällen warten in den Regalen auf die Mordermittler. Dabei geht es auch um ein weiteres Baby, das am 3. Juli 2008 in der Weser zwischen Porta und Dehme gefunden wurde, und um drei andere ungelöste Verbrechen aus dem Mindener Umkreis
Nie aufgeklärt hat die Polizei den Mord an Margret C. Sie war im Juni 2002 mit dem Rad in Lübbecke losgefahren. Gegen 20.51 Uhr fanden Hausbewohner in Unterlübbe die sterbende, mit Messerstichen verletzte 50-Jährige vor ihrer Auffahrt. Auch im Mindener Fall des Chemiefacharbeiters der BASF konnten die Ermittler bislang keinen Täter finden. Im Dezember 2006 trank er im Aufenthaltsraum eine Flasche Limonade aus dem Kühlschrank. Kurze Zeit später brach er in dem nur für Mitarbeiter zugänglichen Raum mit einer Blausäurevergiftung zusammen und starb. Eine heiße Spur ergab sich nie, genau wie nach dem Tod der 83-jährigen Irma K. im August 2012. Die Witwe lebte seit Jahren allein in ihrem Haus in Petershagen-döhren. Zuletzt wurde sie bei Gartenarbeiten lebend gesehen. Danach hatte ein Unbekannter die Seniorin brutal erschlagen. Auch ein Massengentest brachte keine Hinweise.
Zeugen, Mitwisser oder involvierte Personen werden gebeten, sich bei der Ermittlungsgruppe „Cold Case“des Polizeipräsidiums Bielefeld unter der Telefonnummer (05 21) 54 50 zu melden.