Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier

Zeuge Hoeneß vor Gericht

An diesem Montag soll Bayerns Patron Farbe bekennen. Zum Sommermärc­hen 2006 will er mehr wissen als der Öffentlich­keit bisher bekannt ist. Die Richterin wird ihn danach fragen.

- Alexander Sarter

Die „Graue Eminenz“des FC Bayern soll am Montag Licht ins Sommermärc­hen-dunkel bringen: Im Verfahren um die Fußball-wm 2006 steht am vierten Verhandlun­gstag die mit Spannung erwartete Aussage von Uli Hoeneß vor dem Landgerich­t Frankfurt/main auf dem Programm. Der Ehrenpräsi­dent des deutschen Rekordmeis­ters ist als Zeuge geladen, weil sich Richterin Eva-marie Distler neue Erkenntnis­se über die dubiosen Geldflüsse erhofft.

Grund für diese Annahme sind Aussagen von Hoeneß aus den Jahren 2020 und 2021. Damals deutete der mittlerwei­le 72-Jährige in einem Tv-interview und einem Podcast an, dass er wisse, warum es die Millionenz­ahlungen rund um die

Endrunde in Deutschlan­d gegeben habe. „Wenn man sich so prominent einlässt, muss man das vielleicht auch vor Gericht erläutern“, begründete Distler ihre Vorladung. Hoeneß solle nicht der einzige prominente Zeuge bleiben. Auch die Vernehmung­en des früherendf­b-präsidente­nfritzkell­er, des ehemaligen Fifa-generalsek­retärs Urs Linsi und von Ex-nationalsp­ieler Günter Netzer sind im späteren Prozessver­lauf geplant.

In Frankfurt stehen drei frühere Spitzen funktionär­e des Deutschen Fußball-bundes (DFB) vor Gericht. Den ehemaligen Präsidente­n Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie dem langjährig­en Generalsek­retär Horst R. Schmidtw erden„ Hint erziehung bzw. Beihilfe zur Hinter ziehung von Körperscha­ft steuer, So lid aritäts zuschlag,

Gewerbeste­uer und Umsatzsteu­er für das Jahr 2006 in Höhe von über 13,7 Millionen Euro zugunsten des DFB“zur Last gelegt. Niersbach, Zwanziger und Schmidt, die wie der verstorben­e Franz Beckenbaue­r demWm- organisati­onskomitee angehörten, weisen die Vorwürfe zurück.

Die ermittlung­en zu den undurchsic­htigen Geld flüssen rund um die WM 2006 ziehen sich bereits mehrere Jahre hin. In Frankfurt geht es um die ominösen 6,7 Millionen Euro, die als Betriebsau­sgabe für eine Gala deklariert wurden. Das Geld wurde 2005 vom Organisati­onskomitee über den Weltverban­d FIFA mutmaßlich an den früheren adidaschef und inzwischen verstorben­en Robert Louis-dreyfus überwiesen. Exakt diese Summe war drei Jahre zuvor offenkundi­g in Form von Vorleistun­gen

von Beckenbaue­r und Louis-dreyfus an den früheren Fifa-funktionär Mohamed bin Hammam nach Katar geflossen. Dem DFB war rückwirken­d für das Jahr 2006 die Gemeinnütz­igkeit aberkannt worden. Der finanziell angeschlag­ene Verband hofft je nach Prozess-ausgang auf eine Rückzahlun­g von rund 22 Millionen Euro.

Am dritten Verhandlun­gstag hatte der vom DFB beauftragt­e Anwalt Jan Olaf Leisner deutlich gemacht, dass es sich aus Sicht des Verbands bei der Zahlung der 6,7 Millionen Euro tatsächlic­h um eine „Betriebsau­sgabe“gehandelt habe. Deren „Vorgeschic­hte und die Verwendung der Gelder“seien „steuerlich irrelevant“. Die Ausführung­en Leisners wurden von Staatsanwa­lt Jesco Kümmel allerdings als „Unsinn“bezeichnet.

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