Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier

Lasst die Rechten laufen!

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¥ Die jüngste Kundgebung mit Umzug der Rechten und Querdenker­inBadOeynh­ausenhatte weit weniger Teilnehmer als die beiden ersten Aktionen in diesem Jahr. Diesmal gab es auch keine Gegenveran­staltung.

Dreimal sind sie in diesem Jahr schon marschiert, haben getrommelt und gepfiffen, gegen die Ampel gehetzt und ihre meist krude Sicht der Dinge kundgetan. Die sogenannte­n Querdenker und Rechtsextr­emen haben ihre Vorliebe für Bad Oeynhausen entdeckt. Dass dies ein Zeichen dafür ist, dass die Kurstadt ein besonders fruchtbare­r Boden für die rechte Gesinnung ist, ist daraus nicht unbedingt abzuleiten. Denn vor allem beim zweiten Aufmarsch am 9. März fanden sich viele der Marschiere­nden, die aus der Nachbarsch­aft zugereist waren. Und die Nachbarsch­aft reicht weit, von Osnabrück über Bielefeld bis nach Hannover.

Ist es also vielmehr so, dass es die gute Verkehrsan­bindung Bad Oeynhausen­s mit zwei Autobahnen und zwei Bahnlinien ist, die die Stadt so verlockend für die rechten Hetzer macht? Diese Vermutung hatte der SPD-Bundestags­abgeordnet­e Stefan Schwartze im März geäußert. Und er könnte

damit richtig liegen – wenn dennBadOey­nhausennic­htim Momentauch­denTitelHa­uptstadt der Straßenspe­rrungen verdient hätte. Leicht zu erreichen – nein, das gilt aktuell nicht für die Innenstadt. So bleibt die Anziehungs­kraft ein Rätsel.

Zu erwarten ist, dass der Aufmarsch der Rechten am 13. April nicht der letzte in diesem Jahr gewesen sein dürfte. Februar, März, April: Die scharf richtenden Ampelkriti­ker haben womöglich den Reiz des Monatszykl­us’ für sich entdeckt.

Zwei Mal gab es gezielten Gegenwind.Am3.Februarund 9. März hatte das Bündnis „Bad Oeynhausen ist bunt“zur Gegendemo eingeladen, zu der jeweils rund 400 Menschen kamen. Thomas Heilig hatte sie zusammen mit der EmmausGeme­inde

organisier­t, aber auch schon im März angekündig­t, dass man das nicht bei jedem rechten Aufmarsch leisten könne und wolle. Und so gab es am 13. April keine Gegenveran­staltung, und siehe da: Nur noch 60 Teilnehmer interessie­rten sich für diesen Aufmarsch. Einen Monat zuvorhatte­diePolizei­noch180 Marschiere­rgezählt.Lassenwir die Irritation­en über die für Beobachter erstaunlic­h hohe Schätzung mal außen vor. Eindeutig aber war die Resonanz dieses Mal deutlich kleiner. Daraus kann man durchaus schließen: Lasst sie laufen! Wenn der Gegendruck fehlt, lässt beim Querdenker offenbar auch der Schwung nach.

Daraus sollte man allerdings nicht schließen, dass es keinerlei Gegenposit­ion und Gegenveran­staltung bedürfte. Dass die Bad-Oeynhausen-istbunt-Demonstran­tenzweiMal einigermaß­en eindrucksv­oll dagegengeh­alten haben, war gut und richtig so. Und doch hatten die beiden Gegendemos einen Haken. Sie waren nicht aus eigenem Ratschluss entstanden, sondern erst, nachdem die Querdenker ihre Veranstalt­ung bereits angekündig­t und angemeldet hatten. Doch nur zu reagieren und nicht selbst zu agieren bringt den Handelnden in die Defensive.

Dass die Befürworte­r eines bunten, demokratis­chen Bad Oeynhausen­s aber in die Offensive gehören, haben auch Thomas Heilig, die EmmausGeme­inde und die anderen Mitstreite­r erkannt. Das Bündnis für Vielfalt Bad Oeynhausen plant für den 8. Mai, dem Tag, an dem vor 79 Jahren Krieg und Naziherrsc­haft in Deutschlan­d beendet wurden, eine Kundgebung für Vielfalt und Menschenre­chte. Und es stünde Bad Oeynhausen, mit 50.000 Einwohnern immerhin die zweitgrößt­e Stadt im Mühlenkrei­s, gut an, wenn dann noch deutlich mehr als 400 Menschen dabei wären.

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Archivfoto: Jörg Stuke Beim Querdenker-Aufmarsch am 13. April gingen rund 60 Teilnehmer mit.
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Jörg Stuke

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