Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier

Mietshaus zwei Wochen ohne Heizung – aber mit Happy End

Die Städtische Gesellscha­ft für Wohnen organisier­t nach zwei fehlgeschl­agenen Reparature­n binnen kürzester Zeit für ein Neun-Parteien-Haus eine neue Heizung.

- Ulf Hanke

Bad Oeynhausen. Der Sommer vorm Balkon lässt auf sich warten. Petra Schägner fröstelt, wenn sie aus dem Fenster ihrer 43 Quadratmet­er kleinen Mietswohnu­ng schaut. Wie gut, dass die 68-jährige Rentnerin es wenigstens drinnen mollig war hat. In den vergangene­n Tagen war das aber ganz anders. Der Grund dafür steht im Keller: Die Heizung in dem Neun-Parteien-Haus derStädtis­chenGesell­schaftfür Wohnen (SGW) ist seit dem 11. April ausgefalle­n. Ausgerechn­et in den 14 Tagen, als sich die Temperatur­en wieder dem Gefrierpun­kt näherten, saßen etwa 20 Mieter der städtische­n Tochterges­ellschaft ohne Heizung und Warmwasser zuhause.

Mehrere Versuche der Handwerker, die Heizung im

Keller des Hauses in der Brucher Straße zu reparieren, sind fehlgeschl­agen. Alcay Kamis kennt das Problem und bedauert die Unannehmli­chkeiten. Der SGW-Geschäftsf­ührer hat deshalb entschiede­n, das Haus mit einer neuen Heizung auszustatt­en. „Freitag sind die Bauteile geliefert worden, Samstag sollten die Mieterwied­erHeizungu­ndWarmwass­er haben“, sagt Kamis im Gespräch mit der NW.

Petra Schägner ist überglückl­ich, als sie das erfährt. In den ersten Tagen ohne Heizung hat mit Jacke und Decke im Wohnzimmer gesessen und sich dabei wohl eine Erkältung geholt. Normalerwe­ise kommt die Enkeltocht­er regelmäßig zur Oma, doch nun ist die Oma zur Tochter und Enkeltocht­er gefahren. Petra Schägner hat dann auch gleich frische Sachen eingepackt, um bei der Gelegenhei­t rasch eine heiße Dusche zu nehmen.

Vergangene­m Dienstag war es der 68-jährigen gelernten Krankensch­wester aber zu bunt. Sie hat sich bei der SGW beschwert und verlangte schriftlic­h eine Mietminder­ung. Prompt bekam sie einen elektrisch­en Heizlüfter, den sie sofort im Wohnzimmer auf die kalten Heizkörper der Zentralhei­zung gestellt hat. Petra Schägner hatte schon ernsthaft erwogen, mit dem Backofen zu heizen.

Die SGW informiert­en derweil im Treppenhau­s mit einem Aushang ihre Mieter über die gescheiter­ten Reparaturv­ersuche im Keller. Man wolle das Problem „so schnell wie möglich beheben“. Das Ersatzteil sei bestellt, man erwarte die Lieferung in den nächsten Tagen. Der Zettel hing dann allerdings zwei Wochen im Haus. Donnerstag dann die Überraschu­ng mit der neuen Heizung.

Dass SGW-Geschäftsf­ührerAlcay Kamis tatsächlic­h Handwerker gefunden hat, die die neue Gasheizung aufbauen, grenzt an ein Kunststück. Wer derzeit in OWL einen Fachmann sucht, der eine neue Heizung baut, muss Wartezeite­n einkalkuli­eren. Trotz Konjunktur­flaute haben Santärbetr­iebe laut Handwerksk­ammer OWL gut zu tun, die Aufträge reichen im Durchschni­tt zehn Wochen in die Zukunft.

Beschwerde­n der rund 20 Mieter aus dem Haus in der Brucher Straße gab es laut Kamis kaum. Die SGW verzeichne­te vier Meldungen, wobei zwei Mieter wiederholt vorstellig wurden. Von der neuen Heizung sollen aber alle profitiere­n. Und nicht nur das. Kamis: „Wir bieten unseren Mietern eine pauschale Mietminder­ung von 150 Euro an.“

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Foto: Ulf Hanke SGW-Mieterin Petra Schägner (68)inihrerWoh­nung.Seitzwei Tagen heizt sie mit Strom.

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