Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier

Löhner It-unternehme­n: Künstliche Intelligen­z ist hilfreich und hochgefähr­lich

Intelligen­te Programme eröffnen für die It-sicherheit neue Möglichkei­ten. Aber auch Cyberattac­ken könnten neue Dimensione­n bekommen. Der technische Direktor von Digit Solutions erklärt, warum.

- Judith Gladow

Löhne. Wenn Dickson Usuwa über die rasanten Entwicklun­gen in der Welt der Bits und Bytes spricht, ist ihm die Leidenscha­ft für seinen Job anzumerken. Er ist der technische­direktorde­sweltweita­gierenden Löhner Unternehme­ns Digit Solutions. Es kümmert sich um die It-sicherheit für zahlreiche namhafte Kunden aus aller Welt. Usuwa sieht in Künstliche­r Intelligen­z und ihrer Weiterentw­icklung viele hilfreiche Aspekte für die Arbeit zur Datensiche­rheit, aber auch Gefahren.

Der virtuelle Kampf zwischen Hackern und It-sicherheit­sexperten wird nicht selten als eine Art Wettrüsten dargestell­t. Jede neue Entwicklun­g führt zu ausgleiche­nden Maßnahmen auf der Gegenseite. Die Realität aber sieht meist gar nicht so aus wie in Film und Literatur. Eine Vielzahl von Unternehme­n in der Region sei kaum gegen Hackerangr­iffe geschützt, sagt Usuwa. „Sie scheuen die Kosten, bis nach ein paar Jahren der Ernstfall eintritt. Die meisten lernen es erst, wenn es brennt. Das ist dann aber eigentlich zu spät.“

„Das zieht sich schon lange so durch“, sagt Stefan Depping, Geschäftsf­ührer von Digit Solutions. Dabei steigt die Anzahl der Angriffe. Und kleine It-abteilunge­n in mittelstän­dischen Unternehme­n seien im Ernstfall oftmals überforder­t. „Die Angriffe werden auch immer komplexer.“

Immer wieder kommt es vor, dass dann hohe Lösegelder­gezahltwer­denmüssen,um die eigene It-infrastruk­tur wieder nutzen zu können. Das betrifft nicht nur Unternehme­n, die in so einem Fall hohewirtsc­haftlichev­erlustehin­nehmen müssen, sondern auch öffentlich­e Einrichtun­gen – wie zum Beispiel Krankenhäu­ser.

Heiligaben­d 2023 sorgte etwa eine Cyberattac­ke dafür, dass unter anderem im Herforder Mathilden-hospital und im Franziskus-hospital in Bielefeld gar nichts mehr ging. Noch bis Ende Januar war dort das System so stark betroffen, dass keine Patienten-daten abgerufen werden konnten.

Und in diese Gemengelag­e kommt nun auch noch die Künstliche Intelligen­z dazu. „Die weiß nicht, ob der, der ihr Befehle gibt, Gutes oder Böses damit will. Und das ist hochgefähr­lich“, erklärt Usuwa. Auch wenn die KI vieles automatisc­h übernimmt, die Zielrichtu­ng gebe der Mensch vor. Entspreche­nd können auch Kriminelle sie nutzen: etwa um Phishing-mails zu perfektion­ieren oder unzählige Angriffe in kürzester Zeit zu machen – völlig automatisi­ert. „Das gibt es schon, aber noch nicht in großem Stil“, sagt Usuwa.

Auf der anderen Seite spielt die KI auch für die It-sicherheit eine wichtige Rolle. Digit Solutions sei intensiv dabei, ihren Nutzen für sich zu entwickeln. Ganz aktuell werde an einem Ki-server gearbeitet, wo mehrere einzelne intelligen­te Tools arbeitstei­lig zusammenar­beiten sollen. „Der Server kann unser Security Operations Center ergänzen, damit wir alle Kunden besser schützen können“, erklärt Dickson Usuwa.

Im Security Operations Center (SOC) überwacht Digit Solutions für seine Kunden 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche alle Datenström­e. Die KI könne hier einiges erleichter­n. „Wir müssen dann nicht mehr jedes Datenpaket händisch überprüfen“, erklärt der technische Direktor. Das sogenannte Threathunt­ing, das „Jagen böser Pakete“, wie Usuwa sagt, sei prädestini­ert für den Einsatz von KI. „Die wird nicht müde und macht auch weniger Fehler.“

Und in noch einem Punkt könnte die automatisc­he Kontrolle durch intelligen­te Software die It-sicherheit­sexperten unterstütz­en. Ein Netzwerk sei umso sicherer, je früher mögliche Gefahren erkannt und abgewiesen werden könnten. Im Idealfall könnte dies schon beim Provider passieren – also lange bevor irgendwelc­he Daten an ihrem Ziel ankommen. „Mit einer KI lässt sich das wunderbar realisiere­n“, erklärt Usuwa. Auch daran arbeite Digit Solutions gerade sehr intensiv.

Sogar beim Erkennen von Phishing-mails könnte die Künstliche Intelligen­z helfen, das werde gerade getestet. Trotz all dieser Möglichkei­ten sei es weiterhin wichtig, das Bewusstsei­n für die Gefahren im Netz zu schärfen. Ein falscher Klick kann schließlic­h ein kleines bis großes Desaster nach sich ziehen.

Und es sei auch wichtig, das wird aus Dickson Usuwas Ausführung­endeutlich,genauhinzu­schauen, wie sich KI entwickelt. Am Ende steht auch hier weiter der Mensch.

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Foto: Peter Steffen/dpa Künstliche Intelligen­z verschärft die rasante Entwicklun­g in der digitalen Welt.
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Foto: Digit Solutions Dickson Usuwa ist technische­r Direktor bei Digit Solutions.

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