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Damit Firmen sich in Werther wohlfühlen
Eine Stadt braucht Steuereinnahmen, um ihre Ausgaben zu finanzieren. Und die sind am ehesten durch Gewerbesteuer zu erzielen. Doch wie lockt man Unternehmen am besten in die Stadt?
Auch wenn Werthers Stadtkasse hinsichtlich der Einkommensteuer-einnahmen besser dasteht als alle anderen Städte in OWL, so ist es doch die Gewerbesteuer, die den größten geplanten Anteil an den Einnahmen ausmacht. Und damit das so bleibt, muss die Stadt Betrieben etwas bieten. Natürlich spielt die Bereitstellung von Flächen dabei eine Rolle, doch das liegt nur bedingt in den Händen der Stadt, da die Flächen größtenteils in Privatbesitz sind.
Für Bürgermeister Veith Lemmen spielen daher die weichen Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Standortwahl. Denn eine gute Infrastruktur mit Kitas und Schulen, Anbindung an den ÖPNV, der Zustand der Straßen, Naherholungsqualitäten und eine attraktive Innenstadt sorgen dafür, dass Firmen Werther als Standort in Betracht ziehen oder sich vor Ort erweitern.
Als Beispiel dafür nennt Lemmen, als er seine Strategie zur Gewerbeentwicklung im Haupt- und Finanzausschuss vorstellt, die aus Hessen stammende Firma Weber Maschinenbau, die gerade für 10,5 Millionen Euro in Werther erweitert. Der Grund für den Ausbau sei, dass man hier noch Fachkräfte finde. Und die lassen sich eben dort nieder, wo es sich gut leben lässt.
Doch ohne Flächen sind Neuansiedlungen schwierig umzusetzen. Und da habe die Stadt aktuell wenig in der Hand. Das seit Jahren diskutierte Gewerbegebiet Rodderheideii„stehtundfälltmitverfügbarkeiten“, so der Bürgermeister. Das heißt, ohne die – bisher nicht vorhandene – Bereitschaft aller Grundstückseigentümer zum Verkauf, lasse sich dort nichts entwickeln.
Gleiches gilt für das Wecogelände. Für die Industriebrache an zentraler Stelle hat die Stadt schon vor Jahren Planungsrecht geschaffen für eine gewerbliche Nachnutzung mit untergeordnetem Einzelhandel. Doch laufende Gerichtsverfahren stoppen den Fortgang. Und auch im Gebäude der ehemaligen Fitness-factory an der Engerstraße, wo sowohl Wohnungen als auch Gewerbe entstehen soll, herrscht seit vier Jahren, zunächst aus juristischen, dann aus finanziellen Gründen, Stillstand.
In naher Zukunft sieht es damit zumindest mit größeren
Gewerbeentwicklungen nicht so rosig aus. Bleibt die Konzentration auf den Handel, der von einer attraktiven Innenstadt lebt, und auf Start-ups. „Sie werfen vielleicht nicht sofort was ab, aber sind ein Invest in die Zukunft“, so Lemmen, der sich – vor allem im Hinblick auf die letzten Jahre – insgesamt zufrieden mit der Gewerbeentwicklung gibt. Das Gewerbegebiet Rodderheide I wächst und ist voll entwickelt. Im Ravenna-park sind alle Flächen vermarktet, Grundsteuer- und Gewerbesteuereinnahmen wachsen stetig.