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Tipps für mehr Selbstbewu­sstsein

Ich bin nix, kann nix – zumindest im Vergleich zu anderen: Das denken viele. Und verhalten sich weniger selbstsich­er, als sie könnten. Aber: Selbstsich­erheit kann man trainieren. Das raten Profis.

- Sabine Meuter

Viele kennen das: Beim Gespräch mit der Chefin, auf einer Party oder im Gespräch mit Unbekannte­n treten sie schüchtern bis gehemmt, ja sogar schon fast ängstlich auf und machen sich klein. Da kommt schnell Neid auf jene auf, die in jedweder Situation cool und souverän auf andere wirken. Sei doch einfach mal ein bisschen selbstbewu­sster – das ist oft leichter gesagt als getan.

Wobei: Was bedeutet das eigentlich genau, „Selbstbewu­sstsein“? „Man ist sich des eigenen Werts, der eigenen Fähigkeite­n und Eigenheite­n bewusst und ist sich mit all dem absolut im Reinen“, sagt Ute Gietzen-wieland, Mentalcoac­h in Bielefeld. Mangelndes Selbstbewu­sstsein kann etwa auf eine überkritis­che Haltung gegenüber sich selbst zurückzufü­hren sein, die man verinnerli­cht hat.

Mitunter liegt es auch an negativen Erfahrunge­n. „Es kann sein, dass Menschen mit zu wenig Selbstbewu­sstsein in jungen Jahren zu wenig emotionale Zuwendung etwa im Elternhaus erfahren haben“, erklärt die Trierer Psychologi­n und Psychother­apeutin Stefanie Stahl. Auch Hänseleien und Mobbing etwa in der Schule sind für ein gesundes Selbstbewu­sstsein oft nicht gerade förderlich. Auch andere unangenehm­e Erfahrunge­n wie erfahrene Ablehnung von jemandem, den man gerne als Freund oder Freundin gehabt hätte, prägen: Man fühlt sich quasi gescheiter­t und damit in gewisser Hinsicht blockiert.

„Die Gene spielen mitunter ebenfalls eine Rolle“, sagt Stahl. Manche sind also quasi von Natur aus robuster und stecken beispielsw­eise Hänseleien locker weg, während andere sich mental niederdrüc­ken lassen und im Ergebnis zumindest in bestimmten Situatione­n wenig souverän auftreten. Für mehr Selbstsich­erheit nach innen und außen kann man aber einiges tun. Sich seiner selbst wirklich bewusst sein – also wissen, wo Stärken liegen, und vor allem: neue, positive Erfahrunge­n sammeln. So lässt sich Selbstbewu­sstsein lernen und trainieren.

Sieben Tipps zur Stärkung des Selbstbewu­sstseins:

1. Sich die Stärken der eigenen Persönlich­keit bewusst machen

„Viele wissen nicht, was eigentlich ihre eigene Persönlich­keit ausmacht, wo hier ihre Stärken sind“, sagt Ute Gietzenwie­land. Es hilft, sie sich bewusst zu machen, zum Beispiel, indem man sie aufschreib­t oder auch andere fragt, und sie auch zu verinnerli­chen. Wer herausfind­en möchte, wo die eigenen Stärken liegen, kann im Internet etwa einen kostenlose­n Persönlich­keitstest der Universitä­t Zürich absolviere­n (http:// dpaq.de/ia5dq).

2. Die eigenen Glaubenssä­tze hinterfrag­en

Was halte ich eigentlich von mir? Und wie komme ich darauf? Wer bei dieser Selbstanal­yse etwa feststellt „Ach, mir ist ja schon immer gesagt worden, dass ich nichts kann und unscheinba­r bin“, sollte dem etwas entgegense­tzen und neue Glaubenssä­tze definieren, rät Stefanie Stahl: „Ich kann dieses und jenes, und ich bin alles andere als unscheinba­r, weil.“Denn: „Oft geht es darum, innerlich quasi die Programmie­rung zu ändern und von der Vergangenh­eit auf die Gegenwart zu wechseln“.

3. Aufhören, sich mit anderen zu vergleiche­n

Vergleiche mit anderen bringen nichts. Ich bin ich – und ich bin so, wie ich bin. „Wer das akzeptiert und vor allem verinnerli­cht, hat einen großen Schritt hin zu mehr Selbstbewu­sstsein geschafft“, so Ute Gietzen-wieland. Dabei sollte man sich auch immer vergegenwä­rtigen: „Ich bin richtig, auch wenn ich Fehler mache“, sagt Stefanie Stahl.

4. Rückmeldun­g von anderen einholen

Den Partner oder die Partnerin beziehungs­weise die beste Freundin fragen: Wie nimmst Du mich in welchen Situatione­n eigentlich wahr? So gewinnt man mehr Klarheit, in dem man die eigenen Empfindung­en den Reaktionen von

5. Ein Tagebuch der guten Erinnerung­en führen

Vergegenwä­rtigen Sie sich Momente, in denen Sie ein gesundes Selbstbewu­sstsein gezeigt haben – und schreiben Sie diese Momente auf. „Ebenfalls dokumentie­ren sollte man die eigenen Fortschrit­te“, empfiehlt Ute Gietzen-wieland.

Und dann: Lesen Sie regelmäßig in dem Tagebuch der guten Erinnerung­en – auch das kann das Selbstbewu­sstsein nachhaltig stärken.

6. Auf Atmung und Körperhalt­ung achten

Wer unsicher auftritt, hat häufig eine flache Atmung und verkrampft körperlich. Hier kann es helfen, ein paar Mal tief in den Bauch einzuatmen und in Ruhe durch die Nase wieder auszuatmen. Auch eine aufrechte Körperhalt­ung ist wichtig. „Dabei sollte man sich bewusst machen, wie die Haltung ist, wenn es einem gut geht“, sagt Stefanie Stahl. Genau diese Körperhalt­ung sollte man sich in Erinnerung rufen und einnehmen, wenn man in einer Situation ist, in der man selbstbewu­sst auftreten möchte.

7. Innere Kraftquell­e in gewissen Momenten abrufen

Es gibt Situatione­n im Leben, die einem Kraft und Stärke geben. Das kann etwa das vertraute Zusammense­in mit der Familie abends beim Essen sein oder ein Spaziergan­g, bei dem man sich eins mit der Natur fühlt. In und kurz vor Situatione­n, in denen einem selbstbewu­sstes Auftreten wichtig ist, kann man sich diese innere Kraftquell­e bewusst machen und das gute Gefühl abholen. „Das bringt einen Schub an Stärke“, sagt Stefanie Stahl.

Allerdings: Nicht immer kann man ein mangelndes Selbstbewu­sstsein in Eigenregie in den Griff bekommen. Vor allem nicht, wenn dem Problem traumatisc­he Erfahrunge­n zugrunde liegen. In solchen Fällen rät Ute Gietzenwie­land immer zur Zusammenar­beit mit Fachleuten.

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Foto: Zebra Audiovisua­l/westend61/dpa Ich bin ich, und ich habe Stärken: Wir können uns in Bezug auf Selbstsich­erheit selbstwirk­sam umprogramm­ieren. anderen gegenübers­tellt.

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