Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld mit Oerlinghausen
Motivation und Vorfreude tanken Coe könnte gegen IOC-CHEF Bach antreten
In den sozialen Medien ist die Liebe zum Teutolauf greifbar. Mit Witz und Leidenschaft werden bei Instagram und Facebook Tipps verteilt und Taktiken diskutiert.
Bielefeld. „Über die sozialen Netzwerke heißt es nicht zu unrecht, sie seien toxisch“, sagt Sebastian Wappelhorst. „Aber wenn es um den Hermannslauf geht, dann erlebe ich Social Media von seiner beste Seite.“Wappelhorst selbst ist daran nicht ganz unschuldig. Er betreut als Leiter Marketing und Sponsoren im Hermannslauf-organisationskomitee die digitalen Kanäle, postet auf Facebookundinstagramnützliches und Unterhaltsames rund um den Teutolauf. Am „Throwback Thursday“bringt er regelmäßig ikonische Fotos, die in den mehr als 50 Jahren Wettkampfgeschichte entstanden sind. Das weckt bei vielen Followern Erinnerungen und Emotionen. „Wir haben in der Tsve-geschäftsstelle einen reichhaltigen Fundus, aus dem ich schöpfen kann“, freut sich Wappelhorst.
Etwas mehr als 3.800 Menschen folgen dem offiziellen Hermannslauf-account bei Instagram. Keine Frage, dass da noch Luft nach oben ist, wenn man die große Gemeinde der Hermannsläuferinnen und -läufer bedenkt. Mit seiner Community ist Wappelhorst indes mehr als zufrieden: „Es macht riesigen Spaß, weil die Leute bei uns ihre Euphorie zeigen und fast ausnahmslos respektvoll miteinander umgehen.“Praktisch ist es für den Marketing-mann sowie für den Ausrichter TSVE 1890 Bielefeld, dass auch ohne ihr Zutun, jede Menge Hermannslauf-beiträge entstehen und zum Mythos des Laufs beitragen.
Einer der neueren Influencer ist Lehrer Jens Hiermayr, der an der Gesamtschule Schloß Holte-stukenbrock Sport und Chemie unterrichtet. Als „mr_morningrun“produziert er auf Instagram Wochefürwochevideos,indenen er beim Laufen interessante Persönlichkeiten interviewt und auch Tipps für den Hermannslauf gibt. „Ich möchte Vorbild sein für meine Schüler und Einblicke geben in die Welt des Laufsports, egal ob schnell oder langsam“, erklärt Hiermayr,derfürdieasgteutoburger Wald läuft und in diesem Jahr beim „Hermann“die Zwei-stunden-marke knacken will. Er wolle zeigen, dass Socialmedianichtdaddelnbedeute, sondern sinnvoll genutzt werden könne.
Ein Klassiker ist inzwischen das Wort zum Freitag, das Lauftrainer Ingmar Lundström wöchentlich über die Kanäle des Active Sportshops Gütersloh aussendet. „Ich habe damit während der Coronapandemie
angefangen, um trotz geschlossenem Laden sichtbar zu bleiben“, berichtet der Hermannslauf-sieger von 1999. Gerne meldet e r sich in seinen Videos direkt von der Strecke, beschwört schnaufend den Geist des „Hermanns“oder wundert sich, dass der Tönsberg von Jahr zu Jahr steiler wird. „Ich weiß, was der Hermann mit Menschen machen kann und möchte das weitergeben“, sagt Lundström. Er selbst konsumiere begierig die Beiträge anderer mit dem Hashtag Hermannslauf.
So wie das kurze, aber sehr stimmungsvolle Video, das Ann-sophiepagenstedt,beiinstagram aensooophie, nach ihrem Hermannslauf 2023 veröffentlichte. Gute-laune-musik, sichtbare Freude beim Laufen durch Oerlinghausen, auf dem Wandweg und erst recht beim Zieleinlauf an der Sparrenburg – das schürt Vorfreude und motiviert zur Anmeldung
wie zum Training. Gemeinsam mit Tsve-vereinskameradinnen feiert Pagenstedt das Laufen auch über den Kanal „run.fun.coffee“. Genauso wie die zweifache Hermannslauf-siegerin Stephanie Strate von der SV Brackwede, die als „stephie.erobert.den.teuto“ihre mehr als 1.100 Follower an ihrer Vorbereitung und ihren Wettkämpfen teilhaben lässt.
Praktisch ist auch die private Facebook-gruppe „Hermannslauf“, in der relevante Beiträge zum Teutolauf geteilt oder auch Startnummern gehandelt werden. Wer um die sozialen Medien einen Bogen macht, das betont Sebastian Wappelhorst vom TSVE, der verpasse zwar eine Menge guter Laune, aber nichts Essentielles: „Die wichtigsten Infos für die Teilnehmer stehen auf unserer Webseite und gehen kommende Woche auch per Email raus.“
Köln (sid). Nein, das Internationale Olympische Komitee hatte Sebastian Coe nicht ins Boot geholt. Erst kurz vor Verkündung der „landmark decision“, die Leichtathletik-goldmedaillengewinner bei Olympia in Paris jeweils mit 50.000 Dollar zu belohnen, erfuhren die Herren der Ringe um Präsident Thomas Bach von dieser „bahnbrechenden Entscheidung“von World Athletics. Ein Vorgehen, das als Affront gedeutet werden kann – oder gar als verkappte Kandidatur für die Ioc-präsidentschaft?
Coe, Olympiasieger von 1980 und 1984 sowie geadelter Lord mit Sitz im britischen Oberhaus, trat jedenfalls auf wie ein Gewerkschaftsführer. Wie einer, der sich ausdrücklich für die Aktiven einsetzt und anders denkt als „die da oben“. Die Welt habe sich „verändert“, sagte Coe, „und es ist es sehr wichtig, dass der Sport diese Veränderung der Landschaft anerkennt“. Nun hat sein mächtiger Weltverband die Revolution ausgerufen gegen das IOC von Traditionalist Bach, mit dem er Anfang der 1980er-jahre gemeinsam erfolgreich für mehr Athletenrechte gekämpft hatte.
Seit Pierre de Coubertin die olympische Idee wiederbelebte und 1896 die ersten Spiele der Neuzeit stattfanden, wurden bei dem Xxl-sportfest keine direkten Prämien ausgeschüttet. Gold oder andere bemerkenswerte Erfolge wurden vielmehr erst im Nachgang versilbert, etwa durch Sponsorendeals oder geldwerte Auftritte auf und abseits der Arenen. World Athletics aber belohnt in Paris (26. Juli bis 11. August) jede der 48 Leichtathletik-goldmedaillen mit 50.000 Dollar (rund 46.600 Euro).
Für das IOC sei dieser einzigartige Vorstoß kein Ärgernis, heißt es beschwichtigend. Eineanfrage,wiedercoe-vorstoß in Lausanne mit Blick auf die Präsidentschaftswahl 2025 gesehen wird, ließ die Ringeorganisation unbeantwortet.