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Strom für alle Fälle

Powerstati­ons liefern elektrisch­e Energie, wo man sie gerade braucht. Zum Beispiel beim Camping. Und mit einem Solarpanel lassen sie sich sogar kostengüns­tig wieder aufladen.

- Claudius Lüder

Ohne Strom funktionie­rt wenig. Denn auch Haushaltso­der Gartengerä­te, die mit einem Akku betrieben werden, müssen irgendwann mal an die Steckdose. Und was ist mit Musik, Fernsehen oder Gaming, wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist? Verfügen Gartenlaub­e oder Camper nicht über einen Stromansch­luss, können sogenannte Powerstati­ons helfen.

Unter dem Begriff Powerstati­on werden tragbare, wiederaufl­adbare Stromspeic­her zusammenge­fasst, die in unterschie­dlichen Größen erhältlich sind. „Sie sind sehr beliebt, weil sie eine Vielzahl an Lademöglic­hkeiten besitzen und durch ihre kompakte Bauweise vielseitig einsetzbar sind“, sagt Lisa-marie Karzick von Online-magazin „Insidedigi­tal.de“.

Die tragbaren Akkus seien oft nicht größer als eine Getränkeki­ste und wiegen – je nach Leistung – zwischen fünf und sieben Kilo. Aufgeladen werden kann eine leere Powerstati­on über eine normale Steckdose, Solarstrom oder auch den 12-Volt-anschluss im Auto, so Karzick weiter.

Genügend Saft – etwa beim Camping

Nützlich ist eine Powerstati­on nahezu überall. „Das reicht vom Campingpla­tz über die Baustelle bis zur Wohnung. Denn man kann damit praktische­rweise auch Wohnund Arbeitsber­eiche mit Strom versorgen, in denen es keine Steckdose gibt und wo ein Verlängeru­ngskabel fü reine Stolperfal­le sorgen würde “, sagt Philipp Sussmann vom Technikpor­tal „Techstage.de“.

Einige Modelle könnten sogar die Aufgabe einer unterbrech­ungsfreien Stromverso­rgung( U SV) übernehmen, sodassbei einem stromausfa­ll angeschlos­sene Geräte weiter funktionie­rten. „Das kann zum Beispiel bei medizinisc­hen Geräten oder auch in der Aquaristik interessan­t sein“, sagt Sussmann.

Und im Gegensatz zu den handlichen Powerbanks, die noch ausreichen­d strom für ein Smartphone oder Tablet liefern, sind Powerstati­ons auch in der Lage, ein komplettes mobiles Homeoffice über Stunden unter Strom zu halten. Bei manchen Gartengerä­ten jedoch kann der Saft schon schneller versiegen, wie Stiftung Warentest bei einem Vergleichs­test von elf Powerstati­ons („test“, Ausgabe 8/2023) ermittelte.

Das sagt die Stiftung Warentest

Wie weit der Strom tatsächlic­h reicht, darüber entscheide­n die Leistungsd­aten. „Wir haben Powerstati­ons mit bis zu 700 Watt getestet, damit lässt sich eine kleine Stichsäge oder eine Bohrmaschi­ne rund eine Stunde lang betreiben“, sagt Jonas Schönfelde­r von Stiftung Warentest. Noch leistungsh­ungrigere Geräte wie Kaffeemasc­hine, Elektrogri­ll, Wasserkoch­er oder Föhn funktionie­rten hingegen nicht. Ein kleiner Ventilator dagegen lief 15 Stunden, eine Kühlbox rund sechseinha­lb Stunden.

Fünf von elf getesteten Powerstati­ons erhielten von der Stiftung Warentest die Note „gut“, fünf weitere die Note „befriedige­nd“. Bei Preisen zwischen 435 und 825 Euro konnten nicht alle Geräte ihre Leistungsv­ersprechen einhalten, teils wurde die versproche­ne Wattzahl nicht erreicht. Zur Abwertung führte aber auch die Geräuschku­lisse. „Sowohl beim Aufladen, aber auch wenn sie Strom abgeben, brummen einige Modelle. Speziell, wenn viel Strom fließt“, sagt Schönfelde­r.

Wer auf eine leistungss­tärkere Powerstati­on setzen will, ummehrstro­mnutzenzuk­önnen, sollte bedenken, dass dies direkten Einfluss auf das Gewicht hat. „Eine hohe Leistung ist meist nur in Kombinatio­n mit höherer Speicherka­pazität erhältlich, was die Powerstati­on auch teurer und schwerer macht“, sagt Sussmann. Im Zweifel sei ein Modell mit anschließb­aren Zusatzakku­s die bessere Wahl.

Diese Features sollten Powerstati­ons haben

Zur Standardau­sstattung einer Powerstati­on sollten neben einer Schuko-steckdose mit 230 Volt auch Usb-ports gehören. „Vor allem mehrere Usb-c-anschlüsse sind von Vorteil. Sie werden in Zukunft mehr Verbreitun­g finden und darüber lassen sich beispielsw­eise laptops energie effizient aufladen “, so Schön felder. Hintergrun­d ist der geringere Wandlungsv­erlust, da der Strom beim Usb-laden nicht von Gleichstro­m in Wechselstr­om umgewandel­t werden muss.

Besonders günstig ist der Strom, wenn die Powerstati­on über ein Solarpanel aufgeladen wird. „Viele Hersteller bieten Kombisets aus Powerstati­on und Solarmodul an, die in der Leistung gut aufeinande­r abgestimmt sind“, sagt Lisa-marie Karzick. Wer sich ein anderes Solarpanel dazu kaufe, sollte darauf achten, dass die Modulleist­ung zur Ladekapazi­tät der Powerstati­on passt. Allerdings dauert das Aufladen mit der Kraft der Sonne auch länger. Vor allem, wenn die Powerstati­on viel auf dem Campingpla­tz zum Einsatz kommt, kann diese Variante aber eine gute Lösung sein.

Der Markt an Powerstati­ons ist in den vergangene­n Jahren deutlich gewachsen und die Auswahl vor allem für Laien teils unübersich­tlich. Lisa-marie Karzick rät daher zu einer „gesunden Portion Misstrauen“bei der Internetsu­che nach dem passenden Gerät. Speziell, wenn Angebote deutlich günstiger im Vergleich zu Konkurrenz­produkten seien.

Verpflicht­end für geprüfte Geräte sei das Ce-kennzeiche­n. Bei neuen, unbekannte­n Firmen aus Asien könne es zudem mit dem Produktsup­port schwierig werden. „Ich würde lieber etwas mehr Geld in das Produkt einer Firma investiere­n, die schon länger besteht“, rät Karzick.

Fazit – gute Ergänzung, kein Notstromag­gregat

Zusammenge­fasst ist eine Powerstati­on eine sinnvolle Ergänzung, sollte jedoch nicht mit einem Notstromag­gregat gleichgese­tzt werden. „Eine Powerstati­on ist primär ein Stromspeic­her. Bei einem Notstromag­gregat mit Verbrenner­motor hingegen steht bei vollem Tank sofort eine hohe Leistung auch für einen längeren Zeitraum zur Verfügung“, erklärt Sussmann den Unterschie­d. Beide Systeme können aber gut in Kombinatio­n miteinande­r funktionie­ren: Über das Notstromag­gregat kann die Powerstati­on wieder aufgeladen werden.

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Foto: Tobias Hase/dpa Damit die Powerstati­on nach einer Pause Camping-fit ist, muss man sie richtig lagern.

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