Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld mit Oerlinghausen
Gesundheitsrisiko Verkehrslärm
Egal ob Bielefeld, Herford oder Paderborn: Ostwestfalen-lippe ist von Straßen und Autobahnen durchzogen. Das verursacht Krach und kann krank machen.
Bielefeld. In Deutschland ist es zu laut: In der Nähe von vielen Hauptverkehrsstraßen wirkt sich der Lärm oft kilometerweit aus. So auch in Ostwestfalen-lippe, deren Städte und Kommunen von Autobahnen durchzogen sind.
Zum Beispiel entsteht entlang der A2 in der Nähe der Ausfahrten am Kreuz Bielefeld und Bielefeld Süd ein Lärm, der bis zu 64 Dezibel erreicht, wie aus einer Lärmkarte des Bundesumweltamts hervorgeht. Das ist ungefähr so laut wie ein normales Gespräch oder ein Fernseher auf Zimmerlautstärke und trifft den Stadtteil Sennestadt.
Wer einen Blick auf die Lärmkarte wirft, sieht Adern, diesichdurchostwestfalenziehen. Je dunkler sie eingezeichnet sind, desto lauter ist es an den jeweiligen Orten. Der erhöhte Lautstärkepegel hat seinen Ursprung meistens im Verkehr. Überall dort, wo Straßen, Züge, Schiffe oder Flugzeuge unterwegs sind, ist es in der Regel besonders laut.
Auch Industriegebiete sind Lärmmacher. Doch gerade dieser Lärm ist abseits der Großstädte nicht immer vollständigeinsehbar,dasichdielärmkartierung des Umweltbundesamtes vor allem auf Ballungsgebiete – also Gebiete, in denen mindestens 100.000 Einwohner leben –, konzentriert. Zu denen gehört das Stadtgebiet Bielefelds.
Eine Auswertung der Daten durch die Wochenzeitung „Die Zeit“ergab für Bielefeld, dass fast jeder zehnte Bewohner tagsüber von Straßenlärm betroffen ist. Das reicht für Platz 13 im bundesweiten Ranking der Ballungsgebiete. Doch der Verkehr und damit der Lärm bleibt nicht nur im Ballungsraum Bielefeld. Er fließt auch in den Rest Ostwestfalens und Lippe. Vor allem über die Autobahnen. Besonders laut ist es zum Beispiel in der Nähe des Autobahnkreuzes Herford/bad Salzuflen und im Bad Salzuflener Stadtteil Ahmsen mit bis zu 64 Dezibel.
In Porta Westfalica, wo die A2 verläuft, ist es stellenweise sogar noch etwas lauter. Im Ortsteil Holtrup gibt es Industriegebiete,
in denen die Lautstärke laut dem Bundesumweltamt an den 70 Dezibel kratzt. Das ist schon so laut wie ein Staubsauger.
Von Porta Westfalica aus zieht die A30 in einem großen Bogen am Rand von Bad Oeynhausen vorbei, schlängelt sich durch den Kreis Herford über Löhne, Kirchlengern bis nach Bünde. In den genannten Städten sind die Wohngebiete größtenteils vor Lärm geschützt und beispielsweise mit Maßnahmen wie Lärmschutzwänden eingegrenzt. Trotzdem
sind laut der Lärmkarte desumweltbundesamtesbiszu 60 Dezibel möglich, wie im Löhner Stadtteil Obernbeck oder im Bünder Stadtteil Hunnebrock.
Manchmal sind es aber auch reguläre Straßen, die zum Problem werden können. Im Kreis Paderborn in Hövelhof verursacht der Verkehr der Paderborner beziehungsweise Bielefelder Straße in ihrer unmittelbaren Nähe Dezibelwerte im 70er-bereich. Von außerhalb lärmt noch die A33 auf das Stadtgebiet.
Doch ist eine solche Lärmbelastung wirklich ein Problem? Laut Umweltbundesamt löse Verkehrslärm körperliche Stressreaktionen aus. Der Körper reagiert mit Hormonen, die Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben. Dabei ist es auch nicht subjektiv, ob Verkehrslärm einen störe. Lärm beeinträchtige in jedem Fall die Gesundheit, weil das autonome Nerven- und Hormonsystem aktiviert wird.
Das kann zu Gehörschäden, Herz-kreislauf-erkrankungen, Bluthochdruck und sogar zum Herzinfarkt führen.lauteinerstudiedereuropean Environment Agency erkranken jährlich 48.000 Europäer aufgrund von Lärmbelastungen an Herzerkrankungen. Circa 12.000 erleiden einen frühzeitigen Tod.
Deshalb seien Lösungen wie geräuscharmer Asphalt und Reifen, der Ausbau der Infrastruktur für Elektroautos sowie die Umwandlung von Straßen in Fußgängerzonen und Grünflächen wichtig. Aber auch jeder Einzelne könnte zur Reduktion von Lärm beitragen – indem man häufiger zu Fuß geht oder Rad fährt.