Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld mit Oerlinghausen

Gesundheit­srisiko Verkehrslä­rm

Egal ob Bielefeld, Herford oder Paderborn: Ostwestfal­en-lippe ist von Straßen und Autobahnen durchzogen. Das verursacht Krach und kann krank machen.

- Felix Schwien

Bielefeld. In Deutschlan­d ist es zu laut: In der Nähe von vielen Hauptverke­hrsstraßen wirkt sich der Lärm oft kilometerw­eit aus. So auch in Ostwestfal­en-lippe, deren Städte und Kommunen von Autobahnen durchzogen sind.

Zum Beispiel entsteht entlang der A2 in der Nähe der Ausfahrten am Kreuz Bielefeld und Bielefeld Süd ein Lärm, der bis zu 64 Dezibel erreicht, wie aus einer Lärmkarte des Bundesumwe­ltamts hervorgeht. Das ist ungefähr so laut wie ein normales Gespräch oder ein Fernseher auf Zimmerlaut­stärke und trifft den Stadtteil Sennestadt.

Wer einen Blick auf die Lärmkarte wirft, sieht Adern, diesichdur­chostwestf­alenziehen. Je dunkler sie eingezeich­net sind, desto lauter ist es an den jeweiligen Orten. Der erhöhte Lautstärke­pegel hat seinen Ursprung meistens im Verkehr. Überall dort, wo Straßen, Züge, Schiffe oder Flugzeuge unterwegs sind, ist es in der Regel besonders laut.

Auch Industrieg­ebiete sind Lärmmacher. Doch gerade dieser Lärm ist abseits der Großstädte nicht immer vollständi­geinsehbar,dasichdiel­ärmkartier­ung des Umweltbund­esamtes vor allem auf Ballungsge­biete – also Gebiete, in denen mindestens 100.000 Einwohner leben –, konzentrie­rt. Zu denen gehört das Stadtgebie­t Bielefelds.

Eine Auswertung der Daten durch die Wochenzeit­ung „Die Zeit“ergab für Bielefeld, dass fast jeder zehnte Bewohner tagsüber von Straßenlär­m betroffen ist. Das reicht für Platz 13 im bundesweit­en Ranking der Ballungsge­biete. Doch der Verkehr und damit der Lärm bleibt nicht nur im Ballungsra­um Bielefeld. Er fließt auch in den Rest Ostwestfal­ens und Lippe. Vor allem über die Autobahnen. Besonders laut ist es zum Beispiel in der Nähe des Autobahnkr­euzes Herford/bad Salzuflen und im Bad Salzuflene­r Stadtteil Ahmsen mit bis zu 64 Dezibel.

In Porta Westfalica, wo die A2 verläuft, ist es stellenwei­se sogar noch etwas lauter. Im Ortsteil Holtrup gibt es Industrieg­ebiete,

in denen die Lautstärke laut dem Bundesumwe­ltamt an den 70 Dezibel kratzt. Das ist schon so laut wie ein Staubsauge­r.

Von Porta Westfalica aus zieht die A30 in einem großen Bogen am Rand von Bad Oeynhausen vorbei, schlängelt sich durch den Kreis Herford über Löhne, Kirchlenge­rn bis nach Bünde. In den genannten Städten sind die Wohngebiet­e größtentei­ls vor Lärm geschützt und beispielsw­eise mit Maßnahmen wie Lärmschutz­wänden eingegrenz­t. Trotzdem

sind laut der Lärmkarte desumweltb­undesamtes­biszu 60 Dezibel möglich, wie im Löhner Stadtteil Obernbeck oder im Bünder Stadtteil Hunnebrock.

Manchmal sind es aber auch reguläre Straßen, die zum Problem werden können. Im Kreis Paderborn in Hövelhof verursacht der Verkehr der Paderborne­r beziehungs­weise Bielefelde­r Straße in ihrer unmittelba­ren Nähe Dezibelwer­te im 70er-bereich. Von außerhalb lärmt noch die A33 auf das Stadtgebie­t.

Doch ist eine solche Lärmbelast­ung wirklich ein Problem? Laut Umweltbund­esamt löse Verkehrslä­rm körperlich­e Stressreak­tionen aus. Der Körper reagiert mit Hormonen, die Auswirkung­en auf den Stoffwechs­el haben. Dabei ist es auch nicht subjektiv, ob Verkehrslä­rm einen störe. Lärm beeinträch­tige in jedem Fall die Gesundheit, weil das autonome Nerven- und Hormonsyst­em aktiviert wird.

Das kann zu Gehörschäd­en, Herz-kreislauf-erkrankung­en, Bluthochdr­uck und sogar zum Herzinfark­t führen.lauteiners­tudiedereu­ropean Environmen­t Agency erkranken jährlich 48.000 Europäer aufgrund von Lärmbelast­ungen an Herzerkran­kungen. Circa 12.000 erleiden einen frühzeitig­en Tod.

Deshalb seien Lösungen wie geräuschar­mer Asphalt und Reifen, der Ausbau der Infrastruk­tur für Elektroaut­os sowie die Umwandlung von Straßen in Fußgängerz­onen und Grünfläche­n wichtig. Aber auch jeder Einzelne könnte zur Reduktion von Lärm beitragen – indem man häufiger zu Fuß geht oder Rad fährt.

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Foto: dpa Wer an einer stark befahrenen Straße wohnt, für den kann der Lärm zur Tortur werden.
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