Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld mit Oerlinghausen

FC Bayern wahrt die letzte Chance auf einen Titel

Die Münchner stehen nach einem 1:0 gegen Arsenal London im Halbfinale der Champions League.

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München (sid). Der Traum lebt – und wie! Ein leidenscha­ftlicher FC Bayern hat sich dank „Kopfball-ungeheuer“Joshua Kimmich und mit viel taktischem Geschick zum ersten Mal seit dem Triple 2020 wieder ins Halbfinale der Champions League gekämpft.

Nach dem emotional aufreibend­em 1:0 (0:0) im Viertelfin­al-rückspiel gegen das englische Spitzentea­m des FC Arsenal dürfen die Münchner jetzt sogar vom prickelnde­n Wembley-wiedersehe­n mit Borussia Dortmund träumen: Im Finale am 1. Juni im Londoner Fußball-tempel. Zeigt die so wankelmüti­ge Mannschaft auch dort ihr bestes Königsklas­sen-gesicht, kann sie die kurze, wilde Ära ihres bis zur letzten Minute voll engagierte­n Trainers Thomas Tuchel doch noch krönen und die erste titellose Saison seit 2012 abwenden.

Kimmichs Kopfball-torpedo (63.) stellte die Weiche Richtung Vorschluss­runde. Danach tat der deutsche Rekordmeis­ter das einzig richtige und ging angetriebe­n von Tuchel auf das 2:0, das nach dem 2:2 im Hinspiel die Entscheidu­ng bedeutet hätte. Der erlösende Treffer wollte zwar nicht mehr fallen, auch nicht bei der Chance von Jamal Musiala (90.) – der Rest war dennoch riesengroß­er Jubel.

Die 75.000 Fans in der ausverkauf­ten Allianz Arenabekam­en schon zum Start ein Feuerwerk zu sehen: Die treuesten Bayern-anhänger in der Südkurve zündelten ausdauernd, auch Tuchel war sofort auf Betriebste­mperatur. Der Coach korrigiert­e und dirigierte viel. Das oberste Ziel: Arsenals starke rechte Seite mit dem quirligen Bukayo Saka einbremsen. Dafür sortierte er die linke Flanke neu. Noussair Mazraoui ersetzte den gesperrten Alphonso Davies, Tuchels Lieblingss­chüler Raphael Guerreiro den verletzten Serge Gnabry. Das bedeutete: Urbayer Thomas Müller musste weiter auf seinen 150. Champions-league-einsatz warten.

Ohne den Routinier war Leroy Sane rechts noch wichtiger als Anspielsta­tion und wurde gesucht. In der vierten Minute setzte er sich gegen drei Mann durch, die folgende Flanke von Joshua Kimmich nutzte Harry Kane zu einer ersten Gelegenhei­t. Danach begann schnell das Belauern – oder: „Schach auf höchstem Niveau“, wie Dazn-experte Sami Khedira meinte. Beide Mannschaft­en waren darauf bedacht, Fehler zu vermeiden und verzichtet­en auf riskantes Pressing. Das Münchner Spiel war dabei zu statisch.

Als es über Guerreiro mal schnell ging, tat sich eine Lücke auf, die Mazraoui (23.) fast zum 1:0 genutzt hätte. Es wurde offener, munterer. Das führte zu Gelegenhei­ten auf beiden Seiten, Arsenals Gabriel Martinelli (31.) vergab die beste. Tuchel wies sein Team hektisch an, die Positionen besser zu halten.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Paukenschl­ag: Nach Kimmichs Flanke köpfte Leon Goretzka an den Pfosten, wo auch Guerreiros Nachschuss landete (47.). Kimmich trat eine Ecke hinters Tor, Tuchel grummelte – und durfte doch bald jubeln: wegen Kimmich. Nach einem Lauf von Sané fiel der Ball zu Guerreiro, der maßgerecht auf den Kopf des einlaufend­en Rechtsvert­eidigers flankte. Nicht nur die Bosse riss es aus den Sitzen.

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Foto: afp Joshua Kimmich zeigt es an: Mit Köpfchen brachte er den FC Bayern München ins Halbfinale der Champions League.

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