Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld mit Oerlinghausen
Vier neue Stationen für Rettungswagen
Die Einsatzzahlen der Feuerwehr sind auf einem sehr hohen Niveau. Der 20. Rettungswagen soll noch in diesem Jahr an der Elpke stationiert werden. Der Personalbedarf ist hoch. Woran viele Bewerber scheitern.
Bielefeld. Die Anzahl der Rettungsdiensteinsätze ist 2023 vergleichbar mit dem Vorjahr auf einem sehr hohen Niveau gewesen. Bei 47.629 Notfällen wurden Rettungswagen und zum Teil auch Notärzte von der Leitstelle zur Hilfe geschickt. Das Feuerwehramt hat zuletzt die Zahl der Rettungswagen in der Stadt von zehn auf 19 erhöht sowie die Zahl der Notärzte auf vier verdoppelt.
Der letzte noch fehlende Rettungswagen gemäß Planung soll noch in diesem Jahr an der Elpke im Osten der Stadt stationiert werden. Ein ehemaliges Gewerbegebäude soll dazu baulich ertüchtigt werden und so lange als Rettungswache dienen, bis eine neue Feuer- und Rettungswache am Jagdweg in den Betrieb geht. Damit stehen dann statt an einst acht Standorten bald 20 Rettungswagen an 13 Standorten bereit.
Doch damit ist es nicht getan. Die Rettungswagen in Dornberg und Jöllenbeck stehen nur in Behelfsunterkünften, teilweise ist aufgrund fehlender Schlafplätze kein Betrieb rund um die Uhr möglich. Der Neubau der Wachen soll noch in diesem Jahr angestoßen werden. In Brackwede wird aus Platzgründen eine neue Rettungsstation erforderlich. Ein gemeinsamer Bau mit der Löschabteilung Kupferhammer ist das Ziel.
„In diesem Jahr wird der neue Rettungsdienstbedarfsplan erarbeitet, dieser wird wahrscheinlich weiteren Bedarf aufdecken“, sagt der seit März amtierende Feuerwehrchef Gordon Majewski. Denn beim Planungsstand 2018 lag der Rettungsdienst noch bei 40.256 Einsätzen, heute sind es fast 20 Prozent mehr. Unterstützung liefert das im vergangenen August eingeführte Telenotarztsystem. Alle technisch dafür ausgestatteten Rettungswagen in Ostwestfalen können sich rund um die Uhr einen Rat beim diensthabendennotarztinderleitstelleholen. „Die Resonanz ist sehr positiv, wir werden dazu in Kürze eine Auswertung präsentieren“, sagt Majewski.
Die Zahl der Feuerwehreinsätze stieg erneut kräftig an. Zu 4.862 Unwetter-, Brand- und Hilfeleistungseinsätzen wurde die Berufs- und freiwillige Feuerwehr im vergangenen Jahr gerufen – ein Plus von zwölf Prozent zum Vorjahr. Besonders die Zahl der Hilfeleistungen sticht hervor. Das Aufgabenspektrum ist vielfältig. „Da fällt alles drunter, wo es nicht brennt – häufig sind es auch nur Kleinigkeiten wie Ölspuren“, so Majewski.
Eine Erklärung für den Anstieg
sieht er in der älter werdenden Gesellschaft: „Wir fahren zu deutlich mehr Türöffnungen als früher – bedeutet, wir verschaffen dem Rettungsdienst den Zutritt zu einer Wohnung, wenn dahinter ein medizinischer Notfall befürchtet wird.“Auch die sogenannten Tragehilfen werden immer mehr. Wenn der Rettungsdienst den Patienten aufgrund von hohem Gewicht oder engen Treppenräumen nicht aus dem Haus bekommt, hilft eine Löschfahrzeug-besatzung.
Die Zahl der Brandeinsätze ist nur leicht gestiegen. „Wir sind im achten Jahr der Rauchmelderpflicht und konnten mit deren Einführung die Zahl an Brandtoten beeindruckend reduzieren“, sagt der zweite stellvertretende Amtsleiter Maximilian Rempe.
Der Brand eines Mehrfamilienhauses an der Heeper Straße im vergangenen Jahr hat jedes Planungsszenario überstiegen. „Wir waren fünf Minuten nach dem Notruf vor Ort, aber das Treppenhaus war selbst für uns Einsatzkräfte schon nicht mehr begehbar – völlig weggebrannt. Auf der Vorder- und Rückseite standen elf Menschen am Fenster und mussten gerettet werden“, berichtet Majewski.
Beim Großbrand der Firma Delcotex in Jöllenbeck konnte die Wehr weite Teile der Produktion dank modernster Drohnentechnik retten. „Wir haben eine fliegende Wärmebildkamera eingesetzt, die uns auf die Monitore projiziert hat, wo wir genau mit unseren Löschmaßnahmen ansetzen müssen“, sagt Majewski.
Bei den geplanten Bauvorhaben geht es langsamer voran, als er es sich wünscht. Während für die neue Hauptwache inzwischen ein Generalplaner gefunden ist, laufen für die fünfte Feuer- und Rettungswache am Jagdweg die Grundstücksverhandlungen. Auch die Liste mit Gerätehäusern der freiwilligen Feuerwehr, bei denen ein Anbau, Neubau oder eine Sanierung anstehen, ist lang.
Auch bei der Nachwuchsgewinnung gibt es Sorgen. Der Luxus, aus einer großen Bewerberflut wählen zu können, ist vorbei. „Früher kamen 60 Bewerber auf eine Stelle, heute ist es die Hälfte“, sagt Rempe. Auch die Qualität sei schlechter. Immer mehr Bewerber scheitern an den körperlichen Leistungstests. „Trotz geringerer Auswahl können wir am Ende immer noch alle Plätze mit qualitativen Leuten besetzen“, so Rempe. Die Größe der Stadt mit einer gut aufgestellten Feuerwehr und ihren Sonderaufgaben wie dem Rettungshubschrauber, dem Intensivtransport und einer eigenen Leitstelle sei für viele reizvoll.