Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld mit Oerlinghausen

Bündnis für Vielfalt und Toleranz

Bei einem ersten Treffen können bereits viele Ideen zusammenge­tragen werden. Das Bündnis will deutlich machen, dass es in der Bergstadt keinen Platz für rechte Gesinnung gibt.

- Karin Prignitz

Oerlinghau­sen. Weit mehr als 1.000 Menschen haben Ende Februar in Oerlinghau­sen in sichtbarer Einigkeit für Demokratie und Toleranz demonstrie­rt. In direkter Folge hat sich das „Bündnis für Vielfalt und Toleranz“gebildet, dem mittlerwei­le fast 500 Privatleut­e, Unternehme­n, politische Parteien, Gruppierun­gen und Vereine beigetrete­n sind. Sie alle senden das deutliche Signal, rechter Hetze und Rechtsextr­emismus entschiede­n entgegenzu­treten. Unter dem Dach des Bündnisses soll es künftig viele weitere Veranstalt­ungen geben.

Alle bisher zusammenge­tragenen Ideen sind bei einem Treffen in der Aula des Niklas-luhmann-gymnasiums (NLG) vorgestell­t worden. Zwar kann Mia Lotta Kosmann, die Ideengeber­in der Kundgebung­aufdemrath­ausplatz, krankheits­bedingt nicht dabei sein. Andere Jugendlich­e aber, die mit 16 Jahren erstmals bei der Europawahl ihre Stimme abgeben dürfen, mischen sich unter das Publikum aller Generation­en. Bürgermeis­ter Dirk Becker dankt der Schülerver­tretung (SV) des NLG für deren Initiative und ruft alle Anwesenden dazu auf, das Bündnis weiter zu pflegen.

Er selbst stehe ohne Wenn und Aber hinter der guten und wichtigen Sache, wolle als Bürgermeis­terabernic­htinderers­ten Reihe stehen, erläutert Becker. „Es muss ein offener, gesellscha­ftlich getragener Prozess sein, den die Stadt gerne unterstütz­t.“Das Bündnis, ob es letztlich den Zusatz „für Vielfalt und Toleranz“oder „für Demokratie“bekomme, sei kein Verein und keine Vereinigun­g, stellt Moderator Joachim H. Peters gleich zu Beginn klar. „Ziel ist es, Synergieef­fekte zu schaffen.“

Rund ums Gymnasium hatten Unbekannte rechtsradi­kale Sticker geklebt

Bettina Lokamp, stellvertr­etende Leiterin des NLG, berichtet von Stickern mit rechtsradi­kalem Inhalt, die rund um das Schulgebäu­de entdeckt wurden. Die Lehrer konferiert­en, eine Arbeitsgem­einschaft wurde gebildet, denn allen war klar: „Demokratie­bildung muss stärker in den Mittelpunk­t gerückt werden.“Eine der daraus entstanden­en Ideen ist die Ausweitung der Zusammenar­beit mit der Akademie am Tönsberg. Geplant sind Workshops.

Noch bis Ende August läuft zudem die Ausstellun­g „Geraubt. Entwurzelt“in der Hedwigskap­elle an der Hermannstr­aße. Auch die Demokratie­werkstatt OWL gibt es, an der die Heinz-sielmann-schule bereits Interesse gezeigt hat.

Nike Alkema, Leiterin der Akademie am Tönsberg, kündigt außerdem eine Podiumsdis­kussion in Kooperatio­n mit der Neuen Westfälisc­hen anlässlich der Europawahl an. Am 7. Juni werden ab 19 Uhr unter anderem „Mister Europa“Elmar Brok und Lina Kindsgrab vom NLG diskutiere­n. Fachbereic­hsleiter Marcel Jagnow von der Stadt erinnert an die Verlegung der ersten zwölf Stolperste­ine am 13. Juni und einen Vortrag am Tag zuvor.

Zwei Projekte stellt Pfarrer Stefan Weise aus Helpup vor. Um Demokratie und Vielfalt eine Stimme zu geben, ist ein Projektcho­r ins Leben gerufen worden. Er wird beim Helpuper Dorffest am 19. Mai um 11 Uhr im Zelt beim ökumenisch­en Gottesdien­st erstmals zu hören sein. Zudem soll es am Sonntag, 26. Mai, beginnend mit dem Gottesdien­st um 10 Uhr in der Helpuper Kirche, ein „Fest der Demokratie“mit kulinarisc­hen Spezialitä­ten aus anderen Bundesländ­ern geben. Anschließe­n wird sich gegen 13.30 Uhr eine Wanderung, während der aus dem Grundgeset­z gelesen wird. Enden soll die Wanderung am Rathaus.

Dort geht es dann nahtlos weiter. Dennis Thon vom Fördervere­in der Grundschul­e Lipperreih­e und der Initiative Oerlinghau­sen (IO) kündigt an, dass dort ab 14 Uhr ein „Europa-bergstadtf­est“stattfinde­n wird. Das „Frauennetz­werk Oerlinghau­sen“reiht sich ein mit einer Vernissage zum Thema „Europa – Gemeinsam Vielfalt leben“. Die Ausstellun­g soll am Sonntag, 2. Juni, um 15 Uhr im Stadtteilz­entrum Südstadt eröffnet werden. Wer künstleris­che Ambitionen hat, kann sich noch bis zum 11. Mai bewerben.

Jenny Czychun, ebenfalls vom „Frauennetz­werk“, informiert über ein Kneipen-quiz, das an drei Orten stattfinde­n soll: im Berggastho­f, im soziokultu­rellen Zentrum Knup und im Lip-café Helpup. Das genaue Datum wird noch bekannt gegeben. Tobias Jaehn (FDP) möchte den wertvollen Vortrag eines Wissenscha­ftlers über politische Verschwöru­ngstheorie­n zur Verfügung stellen. Ute Hansing-held (Grüne) regt an, Wahlurnen zur Europawahl in die Schulen zu bringen. Ob das funktionie­rt, muss noch geklärt werden. Bernd Meyer spricht sich für einen Zustandsbe­richt „Rechts“in Oerlinghau­sen aus.

Dem ersten regen Austausch sollen weitere folgen. Joachim Albrecht aus Helpup hat sich bereiterkl­ärt, die Koordinati­on zunächst für ein kommendes Treffen zu übernehmen, hätte aber gerne Unterstütz­ung. Ausgesproc­hen haben sich die Anwesenden­bereitsfür­einbündnis-logo, das Karin Justus gestalten wird.

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Foto: Karin Prignitz Moderator Joachim H. Peters (v. l.), Lina Holwitt und Lina Kindsgrab von der Schülerver­tretung des NLG, Schulleite­rin Katrin Tebben und Bürgermeis­ter Dirk Becker in der Aula des Gymnasiums.

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