Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld mit Oerlinghausen
Altes Erbe in die Moderne überführt
Zum zweiten Mal legt der Landesverband einen Jahresbericht vor. Damit will er den Lippern seine Arbeit näher bringen. Und darin geht es um Tradition, moderne Formate und den Blick auf Weltpolitik.
Oerlinghausen/leopoldshöhe. „Tradition – Modern – Leben“: Diese drei Worte prangen auf dem Deckblatt des Jahresberichts des Landesverbands Lippe (LVL) – neben einer Luftaufnahme der Externsteine. Was die mit dem Landesverband zu tun haben? Das Natur- und Kulturdenkmal gehört zum Landesverband wie der Hermann oder das Weserrenaissance-museum.undnochsovielesmehr.
Denn der LVL ist viel mehr als „nur“Waldbesitzer (mit 15,3 Hektar gehören 40 Prozent der lippischen Waldflächen dem Landesverband) oder Kulturhüter. Auch wenn beides natürlich einen großen Anteil hat. So habe der Forst ein schwieriges Jahr erlebt, wie Jan-otto Hake, Leiter der Forstabteilung, sagt. Und doch vermeldet er Erfolge: Nachdem der LVL seit Sturm Friederike 2018 ganze zehn Prozent der Waldfläche eingebüßt habe, seien mittlerweile mehr als 80 Prozent wieder aufgeforstet. „Über zwei Millionen Bäume wurden einzeln eingebuddelt.“Und die Lipper hätten fleißig mitgemacht und gespendet. „Das zeigt, wie wichtig der Wald den Menschen ist.“
Überhaupt sind viele Bereich geprägt davon, sie für die Menschen in Lippe zu gestalten. So soll etwa das Weserrenaissance-museum mehr als nur Ausstellungsort sein, „mit Angeboten für alle Altersklassen“, sagt die kommissarische Leiterin Silvia Herrmann. Egal ob mit Blick auf die Museumspädagogik für Kinder und Erwachsene oder Veranstaltungen, die Themen mit Tradition aufgreifen, aber in die Moderne transportieren. Warum trägt etwa Otto Prinz zur Lippe mit Mitte Zwanzig diesen Vornamen? Stichwort 900 Jahre Haus Lippe. Aber auch mit neuen Formaten, wie einer offenen Bühne für jedermann, sollen Menschen für Kultur interessiert werden. „Wir versuchen, auch immer mehr in die Fläche zu gehen“, ergänzt Vera Scheef von der Kulturagentur. So gab es zum Beispiel im vergangenen Jahr einen Graffiti-kursus im Jugendzentrum Schwalenberg oder die zweite Auflage des „Kulturimbisses“.
Vieles ist laut Verbandsvorsteher Jörg Düning-gast von Tradition geprägt, doch auch vor der aktuellen weltpolitischen Lage verschließt der Verband nicht die Augen. So stehe für ihn etwa das Thema Toleranz als Ausstellungsmotto ebenso im Zeichen des russischen Angriffskriegs und den Überfall auf Israel wie dem der Demonstrationen für eine liberale, demokratische und tolerante Gesellschaft. Und so gehöre auch die Landesbibliothek etwa einerseits zum Kulturerbe Lippes, andererseits sei sie aber auch Teil der Demokratiebildung, sagt ihr Direktor Joachim Eber-hardt.
Dazu kommt das Thema Touristik, schließlich sind Externsteine und Hermannsdenkmal nicht nur bei Lippern
beliebte Ausflugsziele. Und am Hermann soll in diesem Jahr die Erlebniswelt eröffnen: „Wir sind zuversichtlich, dass das auch klappt“, sagt Stefanie Hütte vom Fachbereich Denkmale und Touristik.undauchdasmondscheinkino werde weitergehen.
Doch das alles muss auch finanziert werden. Und da können Kämmerer Marcos Canosa und sein Team ebenfalls zufrieden sein: Statt eines fetten 3,6-Millionen-euro-minus sei es am Ende nur die Hälfte geworden – Dank des guten Wirtschaftens in allen Abteilungen,
betont Canosa. Dazu befinde sich das Zukunftskonzept, bis 2031 umzusetzen für den Haushaltsausgleich, auf einem guten Weg: Nach derzeitigem Stand könnten alle 19 Maßnahmen bis 2028 bereits realisiert werden.
„Wir haben gemeinsam eine ganze Menge hinbekommen“, sagt Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-gast nicht ohne Stolz und blickt zum einen in Richtung seiner Mitarbeiter, aber auch in Richtung Politik, sprich Verbandsversammlung. Denn die Fraktionsvorsitzenden Andreas Kuhlmann (SPD), Lars Brakhage (CDU) und Robin Wagener (Grüne) seien sich einig: Das lippische Erbe soll gesichert werden, aber der Weg führt in die Zukunft – gemeinsam.