Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld mit Oerlinghausen
Neues von Lena Meyer-landrut
Lenameyer-landrutkenntjeder,dennseitihremsiegbeimeurovisionsongcontest2010istsiequasiomnipräsent. Endemaierscheintihrsechstesalbum.esseiihrbisherpersönlichstesalbum,sagtsie.setztsiedasuntererfolgsdruck?
Bielefeld. Lena Meyer-landrut kennt jeder, denn seit ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest 2010 ist sie quasi omnipräsent. Ende Mai erscheint nun ihr sechstes Album. Es sei ihr bisher persönlichstes Album, sagt sie. Am 5. Juni stellt sie es in Bielefeld vor – wir verlosen 2x 2 Karten.
Lena, gestatten Sie zu Beginn die Frage, wie es Ihnen gesundheitlich geht: Konnten Sie die depressive Phase, über die im Dezember indenmedienberichtetwurde,hinter sich lassen?
LENA MEYER-LANDRUT: Danke, mir geht es gut. Es ist schön, dass sich der Frühling zeigt und langsam alles wieder bunt wird. Nach dem Dezember haben auch der Januar und der Februar noch ein wenig genervt, weil alles so grau und dunkel war. Aber jetzt ist alles bestens.
In Ihrem aktuellen Lied und Video „Loyal to myself“sprechen Sie offen Ihre Winter-depressionen an –istdaseinthema,dasihrermeinung nach mehr im Fokus der Öffentlichkeit stehen sollte?
LENA: Ja, aber nicht in einer sensationsheischendenweisewie„oh mein Gott, er oder sie hat Depressionen!“Ein normaler Umgang mit dieser Thematik wäre wünschenswert, immerhin ist fast jederfünftedeutschevondepressiven Schüben oder Erkrankungen betroffen. Da ist es irgendwie beknackt, dass das nach wie vor ein Tabu-thema oder eine Sensation ist. Schade, dass zu wenig Informationen darüber geteilt werden.
Endemaierscheintihrsechstesstudio-album mit 17 neuen Liedern. Was ist anders als bei den Vorgängeralben?
LENA: Dasalbumheißt„loyalto myself“, weil es ein ehrliches und sehr persönliches Album ist. Es unterscheidet sich von den Vorgängeralben dahingehend, dass ich mir erlaubt habe, musikalisch und inhaltlich ausschließlich das zu tun, was ich wollte. Wenn es einen roten Faden gibt, dann den, dass ich das umgesetzt habe, worauf ich im Moment der Songwriting-session Bockhatteundwasichindemmomentgefühlthabe.esistkeinkonzeptalbum oder eine biografische Reise, sondern spiegelt meine Gefühle und Emotionen wider. Dementsprechend divers ist das Album auch geworden.
Wie entstehen Ihre Lieder, schreiben Sie die selbst und wie groß ist Ihre Einflussnahme?
LENA: Meistens sind wir zu dritt im Studio: Ich, ein Produzent und ein Songwriter. Die Songs entstehendannallesehrunterschiedlich. Manchmal sprechen wir gemeinsamdarüber,wasfürunsaktuellwichtigist,aufwelchesthema wir Lust haben und ob es ein Uptempo-song werden soll oder etwas Langsameres. Manchmal bringe ich auch schon konkrete Ideen mit, über die ich mir Gedanken und Notizen gemach habe.manchmalhabeichbereitsden Text fertig geschrieben und will ihn nur noch musikalisieren. Ich
bin dabei auf jeden Fall der Kern des Ganzen, aber es ist vor allem eine Teamarbeit, weil ich für einige Dinge Hilfe brauche. Beispielsweise kann ich kein Instrument spielen (lacht).
Alleihrebisherigenalbenwarenriesigeerfolgeundsindmitplatinund Gold ausgezeichnet – ist Ihnen das manchmalunheimlichundsetztsie das unter Erfolgsdruck?
LENA: Unheimlich ist mir das nicht, und Erfolgsdruck habe ich auf jeden Fall. Aber ich versuche, mich davon abzugrenzen. Manbekommtmitdemaltermehr Gelassenheit und eine neue Art von Erwartungshaltungspolitik gegenüber sich selbst. Meine Erwartung war, dass ich mit dem Endprojekt happy und zufrieden bin,vorallem,weildiesereisesuperlange gedauert hat und ich schondachte,dassichesnieschaffen werde, das Album fertig zu stellen. Ich bin zufrieden, das ist ein gutes Gefühl.
Siesingenerneutausschließlichauf Englisch–warumhabensiesichdafür
entschieden?
LENA: Ich habe ja schon immer englischgesungenundfühlemich wohl damit! Außerdem habe ich in der Vergangenheit Exkurse ins Deutsche mit Casper gemacht oder Kinderlieder mit den Giraffen Affen und mit Dikka. Ich liebe das auch, nur bisher habe ich noch nicht meine Stimme und meine Musik auf Deutsch gefundenundfühledasauchnicht.das kannundmöchteichnichtkünstlich erzwingen, weil es auch konträrzu„loyaltomyself“wäre.ich weiß, dass in Deutschland gerade deutschsprachige Musik erfolgreicher ist als englische, aber
nur deswegen deutsch zu singen, ist für mich keine Option.
Was unterscheidet den Menschen Lena vom Produkt Lena? Ist beides voneinander getrennt oder verschmilzt das?
LENA: Ichwürdesagen,esisteine 50-zu-50-verschmelzung und Abtrennung. Ich gebe super gerne ganz viel von mir und meinen Gefühlen preis, aber sobald eine Grenze überschritten wird, die sich nicht mehr nur um meinegefühlsweltdreht,sonderndie auch andere Leute in meinem Umfeldmiteinschließt,dannbin ich sehr bedacht darauf, das zu schützen. Bisher hat es geklappt,dassichmitdermusikund durch die Musik erfolgreich bin und ich habe nicht das Bedürfnis, mein Privatleben als Werbungfürmeineproduktezunutzen. Gleichzeitig ist das Produkt Lena zu supergroßen Teile einfachich,weilichdasgarnicht richtig voneinander trennen kann. Würde ich eine Figur erschaffen, hätte ich das Gefühl, mich selbst zu verleugnen.
Welchen Stellenwert haben für Sie Familie und Freunde?
LENA: Familie und Freunde sind als Schutz- und Bezugsort extremwichtig.ichbinfroh,dassich um mich herum einen super Kreis mit ehrlichen Freunden habe, auf dieichmichverlassenkannunddie mir immer ein ehrliches Feedback geben.
Im Fernsehen sind Sie derzeit wieder bei „The Voice Kids“als Coach zusehen.wasreiztsieanderarbeit mit Kindern?
LENA: Das Format ist einfach schön und eines der wenigen Formate, das noch nettes Entertainment ist. Man kann sich die Sendung als Familie anschauen ohne Angst zu haben, sich Schrott reinzuziehen. Mit den Kids zusammenzuarbeitenmachtmirgroßen Spaß und ist einfach schön, weil Kinder sehr wissbegierig und aufmerksamsind.dasisteinesehr erfüllende Arbeit.
Welchemusikwelterwartetdiejungen Nachwuchstalente heutzutage? Gibt es untereinander eher Kooperation oder Konkurrenz?
LENA: Jeder Künstlerin empfindet anders, was die Schwierigkeitenundhürdensind.auchkommt es sicher auf das Genre an, welcheartvonmusikmanmacht,was füreintypmenschmanist,wieman mitderöffentlichklarkommt,mit den unterschiedlichen Meinungen und allem, was sonst noch um einem herum passiert. Da sind die Wahrnehmungen sehr individuell.
Haben es Frauen im Musikgeschäft einfacher als Männer?
LENA: Ichwürdesagen,aufgarkeinen Fall!
Diesen Samstag findet wieder der Eurovisionsongconteststatt.istdas Thema für Sie abgeschlossen oder könnten Sie sich vorstellen, nochmal anzutreten?
LENA: Ich würde sagen: Sag niemalsnie!aberindennächstenjahren auf jeden Fall nicht.
Siegehenimsommeraufgroßekonzerttour,bishersind15auftrittegeplant–sindsiedannmitkindund Kegel unterwegs?
LENA: Wie gesagt, über Privates spreche ich nicht. Nur so viel: Mit Bandundcrewsindwirfast30leute, die unterwegs sind.
Haben Sie schon Pläne, wie es danach weitergeht?
LENA: Jetzt kommt erstmal die Tour, das ist nach dem Album aktuell mein größtes Projekt. Wenn die vorbei ist, wird noch ein bisschen neue Musik hinterherkommen, an der ich schon gearbeitet habe. Das ist jetzt ein größerer Berg, den ich zu besteigen habe. Danachisterstmaleinkurzerbreak geplant.
Würde ich eine Figur erschaffen, hätte ich das Gefühl, mich selbst zu verleugnen.“