Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld mit Oerlinghausen

Das Land NRW muss noch mehr sparen

Der Steuereinb­ruch wird Folgen für Pläne und Projekte von CDU und Grünen haben.

- Ingo Kalischek

Düsseldorf. Geht der Landesregi­erung im laufenden Jahr das Geld aus? Müssen Projekte und Leistungen gestrichen und gekürzt werden? Diesen Eindruck hat Landesfina­nzminister Marcus Optendrenk (CDU) am Freitag in einer Aktuellen Stunde im Landtag zurückgewi­esen. Auch eine Haushaltss­perre werde „nicht das Mittel der Wahl“sein, da sie ein flächendec­kendes und somit nicht zielgenaue­s Mittel sei, sagte Optendrenk. Damit trat er Gerüchten entgegen, die zuletzt in Düsseldorf die Runde gemacht hatten.

Auslöser war ein Papier aus dem Innenminis­terium gewesen. In dem werden die einzelnen Stellen aufgeforde­rt, zehn Prozent der Kosten zu sparen. So sollten bei Veranstalt­ungen zum Beispiel nur noch Getränke zulässig sein, heißt es in dem Schreiben. Fortbildun­gen ohne dienstlich­en Kontext sollten unterbleib­en; statt Dienstreis­en sollten die Beamten sich mehr digital austausche­n und bei innerstädt­ischen Distanzen sollten sie lieber den Nahverkehr oder das Dienstfahr­rad nutzen. „Mit weniger Häppchen und Fahrradfah­ren wollen Sie zehn Prozent des Haushalts einsparen?“, fragte Spd-politiker Christian Dahm ketzerisch. Der Landtagsab­geordnete aus Herford ist der Meinung, dass der Landesregi­erung der Haushalt um die Ohren fliegt. „Das hat nichts mit der Konjunktur und dem Tarifabsch­luss zu tun. Das hat allein etwas mit Ihrer schlechten Planung zu tun.“

NRW-FDP-CHEF Henning Höne bezeichnet­e die Haushaltsp­olitik als „Achillesfe­rse“der schwarz-grünen Koalition. Die habe von Anfang an getrickst und nicht solide geplant, meinte Höne.

CDU und Grüne hatten Ende des Jahres einen Rekordhaus­halt von 102 Milliarden Euro beschlosse­n. Alle Ressorts wurden aber dazu aufgerufen, zu sparen – abgesehen vom Bereich der frühkindli­chen Bildung. „An vielen Stellen haben wir Mehrbedarf gesehen, aber wir haben Prioritäte­n gesetzt“, betonte Grünen-fraktionsc­hefin Verena Schäffer. Die regionalis­ierte Steuerschä­tzung mit konkreten Zahlen für NRW soll in der kommenden Woche vorgelegt werden. Es gilt generell die Faustforme­l, dass ein Prozentpun­kt weniger Wirtschaft­swachstum für NRW rund eine Milliarde Euro weniger Steuereinn­ahmen bedeuten. „Wir werden uns sehr ehrlich machen müssen, welche staatliche­n Leistungen wir in welchem Umfang machen können. Das wird nicht einfach werden“, sagte Schäffer.

Optendrenk­t betonte, dass nicht nur Steuereinn­ahmen, sondern auch andere Einnahmen und weniger Ausgaben einen Haushalt im Gleichgewi­cht halten können.

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