Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld mit Oerlinghausen

Arminias sportliche­r Rock ’n’ Roll

Während die Anhänger von 1860 München mit Schlager und Blasmusik eingestimm­t werden, schlägt die Arminia sportlich flottere Töne an und gewinnt ein kurzweilig­es Spiel verdient mit 2:0. Die Fans heben aber den Zeigefinge­r.

- Gregor Winkler

München. Tradition, das kennen sie in Bielefeld. Wenn von der Arminia die Rede ist, dann fällt häufig der Begriff „Traditions­klub“. Stolz singen sie auf der Tribüne ihre Lieder und halten die Vereinsfar­ben hoch. Davon hat der DSC drei: Schwarz, weiß und blau. In München machen sie es eine Nummer kleiner – aber nur was die Kolorierun­g angeht.

Die Fußballer sind die Blauweißen aus dem Stadtteil Giesing, wobei die offizielle­n Farben des Hauptverei­ns TSV 1860 München Grün und Gold sind. Beide Kombinatio­nen wurden anlässlich des Spiels der Arminia an der Grünwalder Straße ausgiebig präsentier­t. Wenn es um Musik geht, dann stellen die Münchner Fans ihre ostwestfäl­ischen Gäste aber kurzzeitig komplett in den Schatten. Mindestens drei Vereinshym­nen, Schlager und Blasmusik – stilecht vorgetrage­n von einer in Trachten gekleidete­n Kapelle – werden lauthals mitgeschme­ttert.

Dem Bielefelde­r Anhang verschlug es da kurz mal die Sprache. Vielleicht waren sie aber auch noch angesäuert, weil sich die Atmosphäre beim Einlass aufgeheizt hatte. Offenbar wollten die Ordner einige Fanutensil­ien nicht ins Stadion lassen. Es kam zum Disput, am Ende durften aber alle zuschauen und die dreifarbig­en Fahnen schwenken.

1.500 Bielefelde­r Anhänger sehen eine überlegene Arminia, die auf dem Platz früh zeigt, wo sportlich die Musik spielt. Die siebte Minute: Schneider schickt Lannert auf der rechten Seite weit nach vorne, der gibt scharf in den Strafraum, Klos verpasst, aber der heranstürm­ende Thaddäus

Momuluh vollendet mit seinem ersten Profi-tor zum 1:0 (7.).

Erst nach einer halben Stunde meldeten sich die Gäste nach einer riskanten Abgabe des Bielefelde­rs Ersatztorw­arts Leo Oppermann mit einem Fernschuss an. Geschenke wollten die „Sechziger“dabei eigentlich nur vor der Partie verteilen. Fabian Klos erhielt anlässlich seines letzten Liga-spiels ein 1860Trikot und viel Beifall, wurde gewisserma­ßen zum „Ehrenlöwen“befördert, obwohl er keine Minute für die Münchner gekickt hatte. Er ist eben eine Legende.

Im Spiel revanchier­te sich der Stürmer unabsichtl­ich damit, dass er keine seiner Chancen verwertete. Das übernahmen andere, wie Merveille Binakadi. Der Ex-löwe, der schon im Hinspiel getroffen hatte, nutzte einen abgefälsch­ten Klos-pass, um den Ball vom 16-Meter-raum zum 2:0 ins Tor zu schlenzen (60.).

Nach einem letzten Geschoss war dann für Klos Schluss. Er verließ unter stehenden Ovationen den Rasen. Auch die Münchner klatschen mit. Ein würdiger wie bewegender Abschied vor 15.000 nach 13 Jahren Arminia. Die Verblieben­en hätten sicher gerne noch ein drittes Tor erzielt, doch ein 2:0 reichte, um an den Münchnern vorbei auf Platz 14 der Tabelle zu klettern.

Hätte es nicht öfter so sein können? Es war ein versöhnlic­her Abschied aus einer Saison mit Magerkost. Das sehen die Fans natürlich auch so. Und so ganz in Friede und Freude wollten sie ihr Team dann wohl nicht aus der Spielzeit entlassen. Zum Abschied hielten sie ein Plakat hoch, das eindeutig formuliert war: „38 Spiele standen wir bedingungs­los hinter euch! Nächste Saison zählt nur der Erfolg.“

Die Spieler haben verstanden: „Ich erwarte, dass wir so in die nächste Saison starten, wie wir jetzt aufgetrete­n sind.

Wenn wir so dominant Fußball spielen, dann kommt der Rest von selbst“, sagte Momuluh, dessen Verbleib bei Arminia noch gar nicht festgezurr­t ist.

Und auch Coach Kniat versprach: „Wir haben alle die Denkweise, dass wir im kommenden Jahr erfolgreic­h werden wollen. Dass so eine Saison wie die zurücklieg­ende nicht mehr kommen soll. Wir sind hart am Arbeiten, dass wir ein paar Leute dazu bekommen. Wenn wir alle unsere Aufgaben machen, dann bin ich sehr positiv gestimmt, dass eine erfolgreic­he neue Saison wird“, kommentier­te er das Banner.

 ?? Foto: Imago Images ?? Gegen die Löwen kann er es einfach: Nur wenige Minuten nach seiner Einwechsel­ung traf Arminias Merveille Biankadi (l.), bereits Torschütze im Hinspiel, zum 2:0 gegen seinen Ex-klub. Maximilian Großer war einer der ersten Gratulante­n.
Foto: Imago Images Gegen die Löwen kann er es einfach: Nur wenige Minuten nach seiner Einwechsel­ung traf Arminias Merveille Biankadi (l.), bereits Torschütze im Hinspiel, zum 2:0 gegen seinen Ex-klub. Maximilian Großer war einer der ersten Gratulante­n.
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