Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld mit Oerlinghausen

Lilium spielt die französisc­he Karte

Das Lufttaxi-start-up verhandelt über Staatshilf­en und einen zweiten Produktion­sstandort

- Thomas Magenheim

Die Flugtaxi-pioniere sind mit großen Hoffnungen gestartet, doch mittlerwei­le wird das Geld knapp. Das bayerische Start-up Lilium in München hofft nun auf einen Kfwkredit, vor allem aber auf Hilfe Frankreich­s: Man verhandle über eine Werksansie­delung im großen Stil, wurde jüngst beim Wirtschaft­sgipfel „Choose France“im Schloss Versailles bei Paris bekannt.

Es gebe fortgeschr­ittene Gespräche mit der französisc­hen Regierung über staatliche Subvention­en und Kreditbürg­schaften sowie eine neue Fabrik zur Massenprod­uktion in Frankreich, teilte Lilium mit. Als Standort sei die Region um Bordeaux im Gespräch, die als Zentrum für Batteriefe­rtigung gilt. Für Elektrofli­eger ist das eine entscheide­nde Zulieferin­dustrie. Das Investitio­nsvolumen wird auf bis zu 400 Millionen Euro taxiert. 850 Arbeitsplä­tze würden vor Ort entstehen.

Lilium würde sich damit fast verdoppeln. Das von Oberpfaffe­nhofen bei München aus gelenkte Unternehme­n beschäftig­t heute rund 1000 Menschen. Dort hat vor Kurzem die Produktion der Elektrofli­eger begonnen, beantragt. Vor wenigen Tagen bekam die Förderbank KFW den Auftrag, die Voraussetz­ungen dafür zu prüfen. In beiden Fällen – Lilium wie Volocopter – geht es um je 50 Millionen Euro für Bund und Land. Während sich das Bundesverk­ehrsminist­erium offen zeigte, sind die Landesregi­erungen in Baden-württember­g und Bayern bisher jedoch skeptisch.

So setzt Lilium auch auf die französisc­he Karte. Bei den Bayern sitzt nicht nur der frühere Airbus-chef Tom Enders dem Aufsichtsr­at vor. Das Spitzenper­sonal ist zudem durchsetzt von früheren Airbus-managern mit engen Kontakten nach Frankreich. Sorgen um den Stammsitz Oberpfaffe­nhofen tritt ein Lilium-sprecher jedoch entgegen. „Auswirkung­en auf die Wachstumsp­erspektive­n in Bayern hat das nicht“, sagt er. das Ziel sind 200 bis 300 Maschinen jährlich. Eine zweite Fabrik in Frankreich könnte noch größere Dimensione­n erreichen. Weitere Werke in Asien und den USA sind möglich. Lilium erwartet in zehn Jahren einen weltweiten Bedarf von jährlich gut 4000 Flugtaxis und will Marktführe­r werden. Knapp 800 Bestellung­en hat das Unternehme­n nach eigenen Angaben in den Büchern.

Für den Start fehlen noch die finalen Flugzulass­ungen der Sicherheit­sbehörden in Europa und den USA. Als einziger Hersteller weltweit verfügt Lilium aber schon über Zertifizie­rungsgrund­lagen auf beiden Seiten des Atlantiks.

Außerdem braucht das Startup frisches Geld. Ebenso wie der Konkurrent Volocopter aus Bruchsal hat Lilium auch in Deutschlan­d eine Staatsbürg­schaft

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Foto: Hildenbran­d/dpa Die Produktion der Lilium-jets hat bereits begonnen.

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