Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld mit Oerlinghausen
Lilium spielt die französische Karte
Das Lufttaxi-start-up verhandelt über Staatshilfen und einen zweiten Produktionsstandort
Die Flugtaxi-pioniere sind mit großen Hoffnungen gestartet, doch mittlerweile wird das Geld knapp. Das bayerische Start-up Lilium in München hofft nun auf einen Kfwkredit, vor allem aber auf Hilfe Frankreichs: Man verhandle über eine Werksansiedelung im großen Stil, wurde jüngst beim Wirtschaftsgipfel „Choose France“im Schloss Versailles bei Paris bekannt.
Es gebe fortgeschrittene Gespräche mit der französischen Regierung über staatliche Subventionen und Kreditbürgschaften sowie eine neue Fabrik zur Massenproduktion in Frankreich, teilte Lilium mit. Als Standort sei die Region um Bordeaux im Gespräch, die als Zentrum für Batteriefertigung gilt. Für Elektroflieger ist das eine entscheidende Zulieferindustrie. Das Investitionsvolumen wird auf bis zu 400 Millionen Euro taxiert. 850 Arbeitsplätze würden vor Ort entstehen.
Lilium würde sich damit fast verdoppeln. Das von Oberpfaffenhofen bei München aus gelenkte Unternehmen beschäftigt heute rund 1000 Menschen. Dort hat vor Kurzem die Produktion der Elektroflieger begonnen, beantragt. Vor wenigen Tagen bekam die Förderbank KFW den Auftrag, die Voraussetzungen dafür zu prüfen. In beiden Fällen – Lilium wie Volocopter – geht es um je 50 Millionen Euro für Bund und Land. Während sich das Bundesverkehrsministerium offen zeigte, sind die Landesregierungen in Baden-württemberg und Bayern bisher jedoch skeptisch.
So setzt Lilium auch auf die französische Karte. Bei den Bayern sitzt nicht nur der frühere Airbus-chef Tom Enders dem Aufsichtsrat vor. Das Spitzenpersonal ist zudem durchsetzt von früheren Airbus-managern mit engen Kontakten nach Frankreich. Sorgen um den Stammsitz Oberpfaffenhofen tritt ein Lilium-sprecher jedoch entgegen. „Auswirkungen auf die Wachstumsperspektiven in Bayern hat das nicht“, sagt er. das Ziel sind 200 bis 300 Maschinen jährlich. Eine zweite Fabrik in Frankreich könnte noch größere Dimensionen erreichen. Weitere Werke in Asien und den USA sind möglich. Lilium erwartet in zehn Jahren einen weltweiten Bedarf von jährlich gut 4000 Flugtaxis und will Marktführer werden. Knapp 800 Bestellungen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben in den Büchern.
Für den Start fehlen noch die finalen Flugzulassungen der Sicherheitsbehörden in Europa und den USA. Als einziger Hersteller weltweit verfügt Lilium aber schon über Zertifizierungsgrundlagen auf beiden Seiten des Atlantiks.
Außerdem braucht das Startup frisches Geld. Ebenso wie der Konkurrent Volocopter aus Bruchsal hat Lilium auch in Deutschland eine Staatsbürgschaft